Das Regierungspräsidium (RP) Tübingen unterstützt mit Landesmitteln die Sicherung der Wasserversorgung. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels und der damit verstärkt einhergehenden Hitze- und Trockenphasen erhält der Zweckverband Wasserversorgung Hohenberggruppe 2,8 Millionen Euro Fördermittel, wie das RP Tübingen mitteilt. Im Verbund mit dem Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Kleiner Heuberg versorgt der Zweckverband Wasserversorgung Hohenberggruppe rund 102.000 Einwohnerinnen und Einwohner mit Trinkwasser. Aufgrund deutlich wahrnehmbarer Klimaveränderungen gelte es, die Trinkwasserversorgung des Zweckverbandes zukunftsfähig aufzustellen, so das RP. „Der Klimawandel ist spürbar für uns Menschen angekommen. In den Sommermonaten steigt der Wasserbedarf stark an und zeitgleich sind die Quellschüttungen stark rückläufig oder die Quellen versiegen“, so die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker.
Wasserwerk wird wieder reaktiviert
Um den gestiegenen Mehrbedarf im Verbandsgebiet der Wasserversorgung Hohenberggruppe abzudecken, wird das stillgelegte Wasserwerk Neidinger Mühle mit einer im Werk erschlossenen Quelle reaktiviert und für die Versorgung herangezogen, wie es in der Mitteilung der RP weiter heißt. Aufgrund der geologischen Verhältnisse im Karstgebiet, wird die vorhandene Aufbereitungsanlage modernisiert und auf den Stand der Technik gebracht. „Seit dem Jahr 2012 hat sich der Wasserbedarf um rund 35 Prozent erhöht“, verdeutlicht Regierungspräsident Klaus Tappeser. „Aus diesem Grund ist es für die Region umso wichtiger, dass zukunftsfähige Versorgungskonzepte umgesetzt werden.“ Als erster Schritt wurde im Jahr 2022 das neu gebaute Wasserwerk Beuron-Langenbrunn in Betrieb genommen. Hier werden die Wasservorkommen des Großschmiedebrunnens im Donautal mit modernster Technik aufbereitet. Das Projekt wurde ebenfalls mit Landesmitteln von rund 2,2 Millionen Euro bezuschusst.
Gutachten ging von weniger Verbrauch aus
Ein von der Hohenberggruppe beauftragtes Strukturgutachten lieferte im Jahr 2011 die Prognose, dass aufgrund des zu erwartenden Bevölkerungsrückgangs eine stetig sinkende Wasserabgabe resultiere. Eingetreten ist genau das Gegenteil. Die Mengen des abgegebenen Trinkwassers bei der Hohenberggruppe sind jährlich gestiegen von knapp 2,6 Millionen Kubikmetern im Jahr 2012 auf ungefähr 3,32 Millionen Kubikmeter im vergangenen Jahr. „Hierdurch gelangen die vorhandenen Kapazitäten des Zweckverbandes an die Grenzen der Leistungsfähigkeit – es besteht also dringender Handlungsbedarf.“ Mit diesen mahnenden Worten zeigte der Verbandsvorsitzende, Meßstettens Bürgermeister Frank Schroft, auf, dass auch nach dem rund 9,2 Millionen teuren Bau des Wasserwerks Beuron-Langenbrunn (eingeweiht im Juli 2023), weiterhin viele Millionen in die Hand genommen werden müssen, um die Versorgungssicherheit von Stetten a.k.M. über Nusplingen und Schömberg bis nach Spaichingen zu gewährleisten.
Maximal können die drei Haupthochbehälter Hirschbühl (Wehingen), Baienberg (Tieringen) und Rauher Bühl (Meßstetten) gegenwärtig 158 Liter Wasser je Sekunde in die Leitungen schicken. Dem gegenüber steht das maximale Dargebot an Wasser von 165 Litern pro Sekunde. Das meiste Wasser liefert das neue Wasserwerk Langenbrunn mit 120 Litern je Sekunde (l/s), gefolgt vom Pumpwerk Beuron (30 l/s) und der Hammer-Niederdruckschiene (15 l/s). „Sie sehen, dass wir im Sommer sehr auf Kante gefahren sind“, verdeutlichte Saskia Moser-Danhel; sie hat die technische Betriebsführung inne.
Abhilfe kann nach Ansicht des Verbandes die Reaktivierung des Wasserwerks Neidinger Mühle leisten, die nun finanziell gefördert wird. Dieses ist seit gut zehn Jahren außer Betrieb. Damals stillgelegt aufgrund der durch das Strukturgutachten gestützten Annahme, dass die Anlage wegen rückläufigen Wasserbedarfs nicht mehr gebraucht wird. Die Anlagen sind von 1974 und müssen dringend auf den heutigen Stand der Technik gebracht werden. „Wir müssen hier unter anderem die Sandfiltration umstellen, hin zur Ultrafiltration“, erklärte Ingenieur Matthias Dreher von der Empfinger Ingenieurgesellschaft Dreher+Stetter. Unter dem Strich summieren sich nach Angaben des Verbandes die möglichen Netto-Investitionen ins Wasserwerk Neidinger Mühle auf zirka 6,12 Millionen Euro. Der Verband hofft, dass die Vergabe der Arbeiten für das Wasserwerk bis im Frühjahr 2025 spruchreif ist. Aufgrund langer Lieferzeiten von Maschinen und Technik ist mit dem Ausbaubeginn des Werks Neidinger Mühle aber nicht vor 2026 zu rechnen. Läuft alles ideal, könnte die Anlage noch vor dem Jahreswechsel 2027 in Betrieb gehen.
Der Zweckverband muss den Geldbeutel aber noch weiter aufmachen. Denn auch das Wasserwerk Hammer ist in die Jahre gekommen. Hier sind Investitionen in Höhe von 2,6 Millionen Euro fällig. Dazu kommen noch rund 3,08 Millionen Euro für Investitionen in die Niederdruckschiene dieses Wasserwerks. Auch diese Anlage ist überaltert und deshalb störanfällig. Zudem erfordere die Rohwasserqualität hier ein neues Konzept zur Aufarbeitung. Statt der Sandfiltration soll es künftig eine Ultrafiltration geben, wie sie im neuen Wasserwerk Langenbrunn Standard ist. Sowohl im Wasserwerk Neidinger Mühle als auch im Wasserwerk Hammer soll jeweils eine Enthärtungsanlage installiert werden, sodass dann allen Mitgliedsgemeinden im Versorgungsgebiet weiches Wasser geliefert werden kann, so der Verband.
Höhere Preise werden erwartet
Wegen nötiger Investitionen des Verbandes Heuberg-Wasserversorgung rechts der Donau deutlich steigen wird in den kommenden Jahren der Preis fürs Trinkwasser, der in den Gemeinden Meßkirch, Leibertingen, Inzigkofen, Neuhausen ob Eck, Buchheim, Emmingen-Liptingen und Sigmaringen zu zahlen sein wird. Dies gilt jeweils für die Teile der Kommunen, die am Netz dieses Verbandes hängen. Nur der Ortsteil Gutenstein der Stadt Sigmaringen wird beispielsweise versorgt. In Buchheim, Leibertingen und Neuhausen ob Eck aber wird jeweils die gesamte Gemeinde versorgt.