Mit pandemie-bedingter einjähriger Verspätung soll im Frühjahr der Kulturschwerpunkt „Archive und Bibliotheken“ starten. Kreisarchivar Edwin Weber wird bei der Sitzung des Kultur-, Umwelt- und Schulausschusses am 8. März einen Überblick über die geplanten Aktivitäten geben. Mit dem Schwerpunktthema nehme man wichtige Kultureinrichtungen vor Ort in den Blick. In allen Städten und Gemeinden gibt es eigene Kommunalarchive und vielfach auch Pfarrarchive, in deren Erhalt, Ordnung und Erschließung in den vergangenen Jahrzehnten viel Geld, Zeit und Arbeit investiert wurden und weiterhin werden. Archive von überörtlicher Bedeutung sind dabei das Kreisarchiv, das Staatsarchiv Sigmaringen, das Haus- und Domänenarchiv der Fürsten von Hohenzollern und auch des Klosterarchivs der Erzabtei Beuron. Für die Betreuung der zahlreichen Pfarrarchive im Landkreisgebiet ist eine Außenstelle des erzbischöflichen Archivs Freiburg im ehemaligen Kloster Gorheim in Sigmaringen tätig.

Gedächtnis der Gesellschaft

„Die Archive als das Gedächtnis nicht nur von Verwaltungen, sondern der Gesellschaft insgesamt sollen mit ihrer öffentlichen Bedeutung und ihren einmaligen Schätzen aus vielen Jahrhunderten der Bevölkerung vorgestellt werden“, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Kulturausschuss. In allen wichtigen Städten im Landkreis gebe es hauptamtlich geführte Stadtbibliotheken mit einem vielfach über die bloße Medienausleihe hinausgehenden Kulturangebot. Und auch in zahlreichen kleineren Ortschaften des Landkreises seien ehrenamtlich betriebene Büchereien in zumeist kirchlicher Trägerschaft zu finden. Vor dem Hintergrund von Digitalisierung, Globalisierung und einer sich wandelnden Lese- und Kommunikationskultur kommt öffentlichen Büchereien eine gesellschaftlich wichtige Bildungs- und Kulturaufgabe zu, die im Programm des Kulturschwerpunkts der Öffentlichkeit vermittelt werden soll.

Ausstellung in Otterswang

Eine Projektgruppe will bis Mai 2022 das endgültige Veranstaltungsprogramm zusammenstellen. Geplant sind unter anderem Archivausstellungen mit ausgewählten Dokumenten, wobei der Auftakt 21./22. Mai im Dorfgemeinschaftshaus Otterswang sein wird. Dort können Besucher dann die kommunalen Archivbestände bestaunen. Im Heimatmuseum Mengen wird im Juni/Juli der Urkundenbestand des Stadtarchivs gezeigt. In der Kreisgalerie Schloss Meßkirch ist die Ausstellung „Schätze des Kreisarchivs Sigmaringen“ geplant und bei Vor-Ort-Führungen in Bad Saulgau, Gammertingen, Mengen, Meßkirch und Pfullendorf werden die Stadt- und Gemeindearchive präsentiert.

„Tag der Regionalgeschichte“

In Kooperation mit dem Staatsarchiv Sigmaringen wird ein Paläografie- und Lesekurs mit historischen, handschriftlichen Dokumenten aus den Archiven im Landkreis veranstaltet und am 16. Juli findet der „Tag der Regionalgeschichte“ in Sigmaringen statt, in Verbindung mit der Gesellschaft Oberschwaben und dem Staatsarchiv Sigmaringen. Ein wichtiger Bestandteil des Kulturschwerpunktes 2022 sind öffentliche Lesungen mit Autorinnen und Autoren aus Südwestdeutschland in den Stadtbüchereien. Geplant ist zudem eine Vortragsreihe mit Beiträgen zum Wandel und den Herausforderungen in der Lese- und Kommunikationskultur vor dem Hintergrund von Digitalisierung, Globalisierung und Migration.

Kreisreform ist auch Thema

Kreisarchivar Edwin Ernst Weber selbst wird etliche Vorträge halten, darunter am 30. März aus Anlass der Übergabe einer Replik des Gemäldes „Erbhuldigung von 1851“ an das Verwaltungsgericht Sigmaringen und am 28. April über das Schicksal der jüdischen Sigmaringer Familie Frank in der NS-Zeit. Schlaglichtartig beleuchtet er in Kurzbeiträgen die Kreisreform und den Dreiländerkreis, darunter die vor einem halben Jahrhundert letztlich erfolgreiche Suche nach einem neuen Wappen für den Landkreis Sigmaringen. Geplant sind zudem Artikel zum Kloster Inzigkofen und zum Dominikanerinnenkloster Pfullendorf für das badische Klosterbuch der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg.

Drei Sonderausstellungen im Schloss Meßkirch

In der Kreisgalerie Schloss Meßkirch sind 2022 drei Sonderausstellungen geplant, darunter „Der Kunsterzieher und seine Schülerinnen und Schüler“, vom 17. Juli bis 23. Oktober, in der das Werk von Eddy Michelberger im Fokus steht und seines 70. Geburtstags soll ein Galeriegespräch mit dem Lehrer und Künstler in seiner Heimatstadt stattfinden.

Das könnte Sie auch interessieren