Der Landkreis führt zum 1. Januar 2024 die getrennte Bioabfallsammlung ein, wobei die Bürger selbst entscheiden können, ob sie den Bioabfall zu Hause in einer Biotonne sammeln und abholen lassen oder selbst zu einem der Wertstoffhöfe im Kreis bringen. Wer die Möglichkeit dazu hat, kann seinen Biomüll auch weiter selbst kompostieren und im eigenen Garten verwerten. Diese Wahlmöglichkeit war den Kreisbewohnern enorm wichtig, wie eine Umfrage ergeben hat. An 60.000 Haushalte hatte das Landratsamt vor einem Jahr einen Fragebogen verschickt, rund 11.000 Antworten erhalten, und hundertfach hatten die Bürger dabei ausdrücklich auf die Wahlfreiheit hingewiesen, wie Landrätin Stefanie Bürkle in einem Pressegespräch gemeinsam mit den Amtsleitern Bernhard Obert und Adrian Schiefer erläuterte.

Biomüll darf nicht mehr in die Restmülltonne

Bekanntlich hatte der Landkreis sich jahrelang gegen die Einführung einer Biotonne gesträubt, bis Ex-Umweltminister Franz Untersteller sogar mit einer Klage des Landes drohte. Als schier letzter Kreis in Baden-Württemberg wird nun die getrennte Abfallsammlung zum 1. Januar 2024 eingeführt. Dann kann man Biomüll nicht mehr in der Restmülltonne entsorgen. „Aufgrund geänderter gesetzlicher Grundlagen ist das verboten“, erläuterte Obert, kommissarischer Leiter der Kreisabfallwirtschaft und ergänzte, dass Rasenschnitt oder sonstige saftende Abfälle in der neuen Biotonne entsorgt werden dürfen. Auf keinen Fall sollte man gekochte Lebensmittel in diese Tonne schmeißen, denn das würde Ratten anlocken.

Registrierung bis zum 15. Juni

Die Bürger müssen sich nun für eine Biotonne, das Bringsystem oder die Eigenkompostierung entscheiden. Wer sich an den dem Abholsystem beteiligen möchte, kann sich bis zum 15. Juni registrieren. Bürger, die sich bis dahin nicht zurückgemeldet haben, werden automatisch für das Bringsystem angemeldet. Aber es ist auch nach diesem Stichtag möglich, noch eine Biotonne zu ordern. Das Landratsamt rechnet damit, dass zwölf bis 15 Prozent aller Kreishaushalte sich an dem Holsystem beteiligen. Die SÜDKURIER-Frage, ob in einem Haus sich mehrere Mieter oder Eigentümer gemeinsam eine Biotonne teilen könnten, wird von Bürkle und Obert mit einem „Ja“ beantwortet. Das heißt, ein Haushalt ordert offiziell die Tonne und wird sich dann mit den Mitnutzern über die Kostenaufteilung einig. Auch Nachbarn können so verfahren.

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Grüngutcontainer in Denkingen und Aach-Linz bleiben vorerst

Auf Anfrage des SÜDKURIER, was mit den Grüngutcontainern in Denkingen und Aach-Linz nach Einführung der Biotonne geschieht, erklärt Obert, dass sich an diesen Sonderregelungen für die Grüngutentsorgung in den beiden Pfullendorfer Ortsteilen erst einmal nichts ändere. Allerdings plane die Kreisabfallwirtschaft bekanntlich einen deutlichen Ausbau der Kapazitäten für die Grüngutentsorgung auf der Entsorgungsanlage in Ringgenbach, um die Wartezeit in Stoßzeiten dort erheblich zu verkürzen: „In diesem Zusammenhang werden wir gemeinsam mit den Kommunen auch über die Sonderlösungen für die Grüngutentsorgung sprechen. Einen konkreten Zeitplan dafür können wir zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht nennen.“

Biomüll wird in Biogasanlage verwertet

Der gesammelte Biomüll des Landkreises wird derzeit übrigens zu einer Biogasanlage in Singen transportiert, die daraus Strom und Wärme erzeugt. Übrig bleibt dann ein Gärrest, der als Dünger in der Landwirtschaft oder im Garten- und Landschaftsbau Verwendung findet. Es sei vorstellbar, mit Nachbarlandkreisen später eine eigene Biovergärungsanlage zu betreiben, ergänzt Adrian Schiefer, wobei man abwarten wolle, was die nach einem Jahr geplante Überprüfung der Biotonneneinführung bringe. Logischerweise müsste sich die Menge beim Hausmüll verringert haben. Falls nicht, werde man überlegen, welche „Stellschrauben“ man drehen könne.

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Gebühren für die Biotonne

Für die Nutzung einer Biotonne wird eine separate Gebühr erhoben. Die Bereitstellung einer Biotonne mit einem Fassungsvermögen von 60 Litern kostet 103,44 Euro pro Jahr. Bei einer 120-Liter-Tonne beträgt die Grundgebühr 109,92 Euro und bei 240-Liter-Tonne 126 Euro. Die Gewichtsgebühr beträgt ab 1. Januar 2024 15 Cent je Kilogramm. Die Leerung erfolgt dann im Zwei-Wochen-Rhythmus. Bei jeder Biotonne ist zudem ein Transportgefäß mit zehn Litern und jährlich 100 Bioabfallbeuteln kostenlos enthalten. Die Biotonne wird ebenfalls kostenlos an die Haushalte geliefert. Wer seinen Biomüll weiter selbst auf den Recyclinghöfen entsorgt zahlt je Kilogramm 15 Cent. Ein 10-Liter-Transport-Gefäß kostet neun Euro und zehn Bioabfallbeutel 1,90 Euro.

Hausmüll verteuert sich ab 1. Januar 2024

Mit der Einführung der getrennten Bioabfallsammlung werden auch die Gebühren für den Hausmüll angepasst. Die jährlichen Hausmüllgebühren steigen um etwa zehn Prozent, für einen Vier-Personen-Haushalt zum Beispiel von 100,80 Euro auf 111,12 Euro. Die Gewichtsgebühr beträgt ab 1. Januar 2024 ebenfalls 15 Cent.

Bürger erhalten Biotonne gratis

„Das neue Sammelsystem leiste einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“, machte Landrätin Stefanie Bürkle beim Pressegespräch deutlich. „Damit der Stoffkreislauf gut funktioniert, ist es allerdings wichtig, dass der gesammelte Biomüll wenig Störstoffe enthält“, ergänzt Dr. Bernhard Obert. Jeder Bürger, der eine Biotonne bekommt, erhält deshalb zusätzlich ein Vorsortiergefäß und jährlich 100 Biomülltüten gratis. Der Landkreis informiert in den nächsten Tagen mit einem Flyer sämtliche Haushalte über die Einführung des neuen Sammelsystems. Mit einer beigefügten Antwortkarte kann dann bis zum 15. Juni eine Biotonne bestellt werden, die den Haushalten im Herbst dieses Jahres direkt zugestellt wird. Möglich ist auch eine Bestellung über die Internetseite www.landkreis-sigmaringen.de/buergerdienste.