In der Gemeinde Beuron im Donautal stehen die Zeichen deutlich auf Weiterentwicklung und Innovation – das ist in einer Sitzung des Gemeinderats deutlich geworden. So steht ein schon lange leer stehendes historisches Gebäude, der ehemalige Pilgerhof im Benediktusweg, im Fokus eines besonderen Architekturprojekts. Ziel ist es, dem knapp 120 Jahre alten, immer noch höchst eindrucksvollen Haus wieder Leben einzuhauchen.
Ökologischer Umbau geplant
Über 20 bezahlbare Mietwohnungen für Alt und Jung sollen in einer Größe von 46 bis 65 Quadratmetern in den Obergeschossen entstehen sowie eine Jugendherberge im Untergeschoss und eventuell eine Ferienwohnung. Der Umbau soll ökologisch verträglich und nachhaltig durchgeführt werden, von der Nutzung erneuerbarer Energien, unter anderem einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, neuer Innendämmungen bis zu Mobilitätskonzepten für die künftigen Bewohner.
Jugendherberge auch vorgesehen
Es mutete fast an wie die Quadratur des Kreises, was die Planer dem Gemeinderat in der Sitzung vorstellten. Geschäftsführer und Architekt Felix Müller von „Evergreen 360“ mit Sitz in Konstanz sowie der Wirtschaftsingenieur und Projektentwickler Adi Kreft planen eine umfassende Sanierung und Revitalisierung des seit Ende der 60er Jahre nicht mehr als Pilgerhof genutzten Gebäudes im Herzen von Beuron. Einen lebendigen Mix aus bezahlbarem Wohnraum und eine Jugendherberge zu etablieren, ist erklärtes Ziel. „Die Jugendherberge im Bereich der unteren Geschosse soll an die ehemalige Nutzung als Pilgerheim anknüpfen und das Gebäude mit seinem eindrucksvollen Speisesaal auch wieder für Gäste zugänglich und erlebbar machen“, erläuterte Müller. In den Geschossen darüber sollen Wohnungen entstehen, die neue Formen des Zusammenlebens nach Beuron bringen sollen. Neben den Wohnungen soll es einen zusätzlichen gemeinschaftlichen Wohn- und Essbereich sowie einen großen Raum geben, in dem gearbeitet werden kann.
Auf Fragen der Ratsmitglieder sagte Müller, dass sich äußerlich nichts oder nur wenig an dem denkmalgeschützten Haus von 1904 mit seinen Wandmalereien im Beuroner Stil ändert. Lediglich ab der südlichen Giebelseite ist der Anbau eines größeren Balkons über vier Geschosse geplant. „Dieser würde von den späteren Mieterinnen und Mietern gemeinschaftlich genutzt und soll zugleich den zweiten Rettungsweg für die Feuerwehr bilden“, so Müller.
Erneuerbare Energien zum Heizen
Die Sanierung will das „Evergreen“-Team soweit möglich mit nachhaltigen Naturbaustoffen durchführen und auch das Thema der Energieversorgung sei essenziell. So soll der Wärmebedarf durch eine Innendämmung und die Sanierung des Daches deutlich gesenkt werden, um künftig das jetzt „Klosterhof“ genannten Hauses komplett auf Basis erneuerbarer Energien zu beheizen. „Ob dies, wie in Hausen im Tal, über ein Nahwärmenetz oder auf anderem Wege geschieht, wird sich noch zeigen müssen“, sagten die Planer. Hier sei man noch auf Lösungssuche. Zur künftigen Dacheindeckung mit Photovoltaik sagte Müller: „Wie dies im Detail aussehen kann, wird in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt erarbeitet“.

Das Ratsgremium sah in der Stellplatzsituation einige Probleme, da es kaum freies Gelände rundherum gibt. Die Planer können sich vorstellen, zur Lösung Flächen in der Nähe des Bahnhofs zu kaufen oder Carsharing mit Gemeinschaftsfahrzeugen anzubieten oder den ÖPNV ins Konzept einzubeziehen. Der Gemeinderat sprach sich einstimmig für das Projekt aus.
Deutliche Zustimmung
Wie Bürgermeister Raphael Osmakowski-Miller sagte, „liegt nach der einstimmigen Entscheidung im Gemeinderat zugunsten des Projektes der Ball nun beim Landkreis und dem Landesamt für Denkmalpflege als zuständige Genehmigungsbehörden“. Noch ist also nicht entschieden, ob in den Klosterhof nach rund 50 Jahren Dornröschenschlaf wieder neues Leben einziehen wird. „Wir hoffen das Beste“ war der einhellige Tenor des Gremiums, denn „dem Verfall weiter zusehen ist keine Option“.