Gewöhnlich findet das Jahreskonzert des Musikvereins (MV) Kreenheinstetten immer am Palmsonntag statt. Wegen der Pandemie-Lage im April musste es in diesem Jahr auf den vergangenen Sonntag verschoben werden. Aber nicht nur der abweichende Termin war „außergewöhnlich“, der Konzertabend war insbesondere geprägt vom Abschied des langjährigen Dirigenten Gerhard Braun und der Einführung von David Dreher als neuem Leiter des Kreenheinstettener Orchesters.
Neuer und bisheriger Dirigent wechseln sich im Konzert ab
Bereits im ersten Teil des Konzerts im fast vollständig besetzten Bürgersaal von Kreenheinstetten wurde die Amtsübergabe vollzogen. Gerhard Braun eröffnete den Abend mit dem Marsch „Sternstunden“ und der Polka „Ehrenwert“. Dann dirigierte David Dreher das dritte Stück, ein Medley mit bekannten Melodien der britischen Band Coldplay. Den ersten Teil beschloss dann wieder Gerhard Braun mit dem Werk „Atlantis“ des zeitgenössischen Komponisten Alexander Reuber.
Katrin Deufel glänzt als Solistin an der Oboe

Dass Braun und Dreher offenbar musikalisch nicht weit auseinander liegen, war im zweiten Teil des Jahreskonzerts zu hören. Die Musikauswahl bestand aus Filmmusik sowie modernen Kompositionen für Blechblasorchester. Sein Fokus liege auf der Filmmusik, meinte der neue Dirigent des MV Kreenheinstettten Dreher später auf Nachfrage. Und Braun, der den zweiten Teil des Konzertabends allein dirigierte, hatte zweimal Filmmusik ausgewählt: einmal aus dem James Bond-Film „Skyfall“ die Titelmelodie und aus dem Film „The Mission“ das Stück „Gabriel‘s Oboe“, bei dem Katrin Deufel als Solistin an der Oboe glänzte. Außerdem spielte der Musikverein die Stücke „A Salute from Lucerne“, „Elisabeth“ aus dem gleichnamigen Musical und am Ende den Blasorchesterklassiker „Appalachian Overture“. Mit den Zugaben vollzog sich dann endgültig der Abschied von Gerhard Braun. Während dieser noch die erste Zugabe übernahm und dafür stehende Ovationen vom Publikum erhielt, dirigierte Dreher das Konzert bis zum Schluss. „Der Gerhard hat es mir so einfach gemacht, wie es geht“, sagte Dreher und bedankte sich ganz am Ende – praktisch musikalisch – bei seinem Vorgänger mit „Thank You for the Music“ von Abba.

Freude und Aufregung
Er empfinde überwiegen Freude bei dem Gedanken, die Aufgabe zu übernehmen, er sei aber auch ein wenig aufgeregt, sagte David Dreher in Bezug auf sein neues Amt als Dirigent. Er wolle die Musiker mehr als bisher in die Musikauswahl einbeziehen, meinte er außerdem auf die Frage, was die Musiker des MV Kreenheinstetten unter seiner Dirigentschaft zu erwarten haben.
Nach 67 Jahren ist im Orchester Schluss

Auch wenn Gerhard Braun abtritt, der Musikverein Kreenheinstetten bleibt von der Familie Braun geprägt. Gerhard Braun wird im Orchester weiterhin Trompete spielen. Seine Ehefrau Andrea unterhielt das Publikum am Sonntag während ihrer Ansagen mit Hintergrundinformationen und historischen Anekdoten. Sie selbst und die drei Kinder der beiden spielen natürlich ebenfalls ein Instrument im Orchester. Allerdings wird Gerhards Vater Franz Leo Braun das Orchester nach 67-Jahren unter anderem auch als Dirigent und später als Tenorhornist verlassen. Er wird aber nicht den Verein verlassen, dessen Ehrenmitglied er seit Sonntag ist. Der 80-Jährige war sichtlich gerührt, als er aus der Hand des Vorsitzenden Jochen Janke die Urkunde entgegen nahm. Eine weitere Ehrung erhielt Norbert Bruder für 50 Jahre aktive Vereinstätigkeit. Darüber hinaus ehrte Janke gemeinsam mit Jörg Burkhart, Bezirksvorsitzender beim Blasmusikverband Sigmaringen, weitere Mitglieder des MV Kreenheinstetten für ihre Vereinstreue.

Beeindruckendes Engagement von Gerhard Braun
Der Abend war insgesamt ein würdiger Abschied für Gerhard Braun und eine gelunge Amtseinführung für David Dreher. „Mit Leidenschaft, Energie und sehr viel Freizeit hast Du stets Lust und Freude an der Blasmusik vermittelt“, sprach der ebenfalls anwesende Ortsvorsteher von Kreenheinstetten Guido Amann in seiner kurzen Ansprache Braun direkt an.
Als das Orchestermitglied Leonie Mayer, die stellvertretend für die Musiker sprach, während ihrer Rede darum bat, dass alle Musiker erheben sollen, die von Gerhard Braun ausgebildet wurden, erhob sich fast das ganze Orchester. Gerhard Braun habe dem Orchester die Stücke „zärtlich einmassiert“, beschrieb die Saxophonistin die Situation, wenn die Musiker mit der Musikauswahl von Gerhard Brown unzufrieden waren. „Er hat uns dann doch meistens von dem geilen Sound der Stücke überzeugen können“