Die Gemeinde Leibertingen will sich verstärkt touristisch ausrichten und arbeitet an einem Tourismuskonzept. Deshalb waren Alexander Seiz, Stuttgarter Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Kohl & Partner, sowie Walter Knittel, Geschäftsführer der Donaubergland GmbH, zu Gast im Gemeinderat. Die beiden waren tagsüber in der Region um Leibertingen unterwegs gewesen, damit sich Seiz ein Bild vom touristischen Potenzial der Gemeinde machen konnte.
Im Gremium stellten sie das Ergebnis der Bestandsaufnahme vor und luden zur Diskussion ein. Das Unternehmen Kohl & Partner ist beauftragt, das Tourismuskonzept für Leibertingen zu erstellen. Dieses soll nicht nur dazu beitragen, den örtlichen Tourismus zu entwickeln, es wird auch benötigt, um die erwünschte Prädikatisierung der Gemeinde zum Erholungsort zu erhalten.
Grünes Licht bei Vorgaben
Weitgehend positive Nachrichten hatte Seiz in Bezug auf die geplante Prädikatisierung der Gemeinde Leibertingen zu vermelden. Bei fast allen Vorgaben, die zu erfüllen sind, um sich einmal Erholungsort nennen zu dürfen, konnte Seiz grünes Licht geben. Leibertingen habe wie gefordert mehr als 100 Schlafgelegenheiten, das Gutachten über Bioklima und Luftqualität ist positiv ausgefallen und die Gemeinde habe auch ausreichend touristische Infrastruktur.
Einzig beim Nachweis der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer könne es laut Seiz schwierig werden, da die Übernachtungszahlen von Leibertingen nicht vollständig erfasst sind. Der Tourismusexperte geht aber davon aus, dass es gelingen wird, zu belegen, dass die Gäste im Durchschnitt länger als 2,5 Tage in der Gemeinde Leibertingen urlauben. Zumal im Landkreis Sigmaringen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer drei Tage beträgt und die Gäste des Campinggartens in Leibertingen-Thalheim vielfach deutlich länger als 2,5 Tage verweilen.
Touristische Stärken wurden benannt
Als Leibertingens touristische Stärken hob Seiz vor allen Dingen die reizvolle Landschaft mit dem Donautal, die Jugendherberge Burg Wildenstein, Freizeitangebote wie das Naturfreibad, den Segelflugplatz sowie die Galerie Wohlhüter hervor. Negativ beurteilte er die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), die wenigen Einkaufsmöglichkeiten sowie den geringen Bekanntheitsgrad von Leibertingen.
„Dass wir ein riesiges Potenzial haben, das hat man uns schon vor 30 Jahren erzählt“, kommentierte Gemeinderat Guido Amann am Ende des Vortrags. Er habe als dienstältester Gemeinderat bereits drei Bürgermeister erlebt, die sich alle dem Tourismus verschrieben hätten, ergänzte er. Amann stimmte der Analyse des Tourismusexperten Seiz zu, dass die fehlende Bekanntheit der Gemeinde der „entscheidende Punkt“ sei.
Mangel an Bekanntheit
Um das Problem der mangelnden Bekanntheit zu lösen, hatte Seiz dann auch einen Vorschlag mitgebracht. Dem touristischen Angebot fehle die Nachfrage, meinte er. Leibertingen benötigt nach seiner Auffassung einen größeren Beherbergungsbetrieb wie etwa ein Hotel oder ein Chaletdorf mit 100 bis 150 Betten. „Sie brauchen einen Betrieb, der eigene Marktbearbeitung macht und Leibertingen hochhält“, erklärte der Tourismusexperte. Ein solcher Betrieb würde laut Seiz auf Messen und im Internet werben. „Leibertingen findet auf Booking.com praktisch nicht statt“, stellte er fest. Seiz empfahl der Gemeinde am Ende, sie solle sich auf die Suche nach einem möglichen Investor – am besten einer Hotelkette – machen.
„Uns ist klar, dass das touristische Potenzial da ist“, sagte Gemeinderat Tobias Stekeler bei der anschließenden Diskussion. Seine Erkenntnis sei, dass der Tourismus in Leibertingen nicht richtig laufen würde, weil ein großer Betrieb fehle, ergänzte er.
Mehr Übernachtungsbedarf
Auch Walter Knittel empfahl dem Leibertinger Gemeinderat am Dienstagabend, für mehr Übernachtungsmöglichkeiten zu sorgen: „Man kann nicht nur auf den Tagestourismus bauen, der vom Donautal kommt, man sollte schauen, dass man mehr Übernachtungsmöglichkeiten schafft“, sagte der Chef des Tourismusverbands für die Region um das Donautal, dem auch die Gemeinde angehört. Man müsse die Gäste längerfristig herholen, damit es sich touristisch in der Wertschöpfung niederschlage.