Die Gemeinde Leibertingen und die Bioenergie Leibertingen GmbH planen ein gemeinsames Nahwärmenetz, das zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist wird, in Thalheim und Altheim. Mit der Energieagentur Sigmaringen, der Clean Energy GmbH und dem Ingenieurbüro Zelsius habe man drei starke Partner im Boot, unterstrich Leibertingens Bürgermeister Stephan Frickinger bei einer zweiten Online-Bürgerinformationsveranstaltung mit rund 75 Teilnehmenden.

In zwei Ortsteilen bereits umgesetzt

Das geplante Nahwärmenetz wird nicht durch die Abwärme einer Biogasanlage gespeist. Jede Kilowattstunde muss über Solarthermie und mit Holz erzeugt werden. Die Bioenergie Leibertingen GmbH ist ein erfahrener Betreiber von Nahwärmenetzen, die Ortsteile Kreenheinstetten und Leibertingen sind bereits Bioenergiedörfer. Aufgrund der gestiegenen Marktpreise müsse auch die Bioenergie Leibertingen GmbH geringfügige Preisanpassungen vornehmen, so Frickinger, aber deutlich weniger, als das, was die Bürger sonst in den Medien vernehmen.

Die Gemeinde Leibertingen im Kreis Sigmaringen – hier der Ortsteil Leibertingen, der bereits Bioenergiedorf ist.
Die Gemeinde Leibertingen im Kreis Sigmaringen – hier der Ortsteil Leibertingen, der bereits Bioenergiedorf ist. | Bild: Gerhard Plessing/Flug und Bild

Der Bürgermeister sprach von einer „sehr erfreulichen Interessenslage“ in den Ortsteilen. Die Ergebnisse einer Fragebogenaktion erläuterte Michael Maucher von der Energieagentur Sigmaringen. Die Eigentümer von 50 Gebäuden in Altheim bekundeten in der ersten Runde Interesse an der Nahwärmeversorgung. Die durch die Nahwärme ersetzbare Wärmemenge von 720 Megawattstunden (MWh) entspricht 72 000 Litern Heizöl. In Thalheim liegt das Interesse bei 83 Gebäuden, hier beträgt die ersetzbare Nahwärme 1850 MWh, also 185 000 Liter Heizöl.

Fördermittel sind möglich

Die Heizzentrale des Nahwärme-Netzes mit Pufferspeicher in Leibertingen. Die Kommune fungiert als Versorger und Ansprechpartner. Seit ...
Die Heizzentrale des Nahwärme-Netzes mit Pufferspeicher in Leibertingen. Die Kommune fungiert als Versorger und Ansprechpartner. Seit zehn Jahren gibt es das Nahwärme-Netz. | Bild: Heinrich Sturm

Maucher ging auch auf die Eckdaten und Anforderungen durch die Klimaschutzgesetze ein. Noch nicht in jeder Straße sei ein wirtschaftlicher Wärmenetzausbau möglich. Daher soll um weitere Anschlussnehmer geworben werden. Für die Umrüstung der vorhandenen Heizsysteme auf Nahwärme können die Gebäudeeigentümer BAFA-Fördermittel beantragen, die bei bis zu 45 Prozent der Kosten, jedoch bei anrechenbaren Investitionskosten von maximal 60 000 Euro pro Wohneinheit liegen.

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Jörg Dürr-Pucher von der Clean Energy GmbH stellte die Ergebnisse des KfW-Quartierskonzept Thalheim/Altheim dar. Man habe intensiven Kontakt zu vielen Menschen in Altheim und Thalheim gehabt und wolle mit jedem Bürger, Eigentümer und Betrieb über das Wärmenetz sprechen, so Dürr-Pucher. Er unterstrich: „Jeder Anschluss zählt“. Daher sollen künftige Bauherren oder Eigentümer unbebauter Grundstücke in ausgewiesenen Baugebieten oder noch zu bebauenden Straßen“ ihr Interesse bei der Gemeinde, Clean Energy oder der Energieagentur schriftlich signalisieren. Vor allem in Altheim seien noch weitere Anschlussnehmer notwendig.

Möglichkeit einer „Vorverlegung“

Dürr-Pucher erläuterte auch die Vertragsmodelle der Nahwärmeversorgung, die jedoch durch den Gemeinderat festgelegt werden. Er ging auf die Möglichkeit einer „Vorverlegung“ für noch Unentschlossene ein. Mit dem Nahwärmenetz soll auch gleichzeitig ein Glasfasernetz für die Anschlussnehmer gelegt werden, was die Kosten für den Glasfaserausbau deutlich senke. Leider gebe die Förderkulisse noch keinen ganzheitlichen Glasfaserausbau in Thalheim her, bedauerte Stephan Frickinger. Die Netze BW zeige die Bereitschaft, dass die Überlandstromleitungen in diesem Zug in die Erde verlegt werden sollen, gab Frickinger an.

Nahwärmeversorgung steigert Gebäudewert

Die Teilnehmenden konnten ihre Fragen persönlich oder im Chat äußern. Georg Lohrer aus Altheim, der am Ende einer geplanten Stichleitung liegt, wollte wissen, wie die Wärmeversorgung in Stoßzeiten gegeben sei. „Es gibt keine begründete Sorge. Wir dürfen uns nicht erlauben, dass ein Kunde im Kalten sitzt“, beantwortete Leon Bührer vom Ingenieurbüro Zelsius AG auf dessen Frage. Helmut Straub, Ortsvorsteher von Altheim, zog am Ende der Veranstaltung das Fazit, dass man durch die Vorträge im Projekt einige Schritte weitergekommen sei. Es sei wichtig, in die Zukunft zu denken. Straub appellierte an die Bürger: „Überlegt, ob ihr nicht anschließt“. Die Nahwärmeversorgung steigere den Mehrwert für das Gebäude. Auch Hubert Stekeler, Ortsvorsteher von Thalheim, freute sich über das große Interesse. Die Zeitschiene sei durch die Hauptpartner gut skizziert worden. Jetzt seien die einzelnen Haushalte an der Reihe und es liege in ihren Händen. Auch Stekeler hob die regionale Wertschöpfung und den Beitrag zu Wärmewende und Klimaschutz durch die Gemeinde und die Dörfer in seinem Schlusswort hervor.