Zuerst die gute Nachricht für die Bewohner von Altheim: Ursprünglich sollte zunächst Thalheim und in einem nächsten Schritt Altheim mit Nahwärme versorgt werden. Nun soll das Nahwärme-Netz zeitgleich in beiden Leibertinger Ortsteilen entstehen. „Es geht von Beginn an um Thalheim und Altheim“, betonte Jörg Dürr-Pucher von der Clean Energy GmbH beim Bürgerinfoabend, zu dem die Gemeinde Leibertingen vor kurzem eingeladen hatte. Die Planung für den Bau der Netze sieht aktuell vor, die von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Thalheim bewilligten Fördermittel für den Netzausbau in beiden Ortschaften einzusetzen. Die zusätzlichen Investitionen sollen aus einem anderen Fördermitteltopf bezahlt werden, erklärte Dürr-Pucher während der Veranstaltung, die wegen der Pandemie als Videokonferenz stattfand. Zeitweise nahmen daran über 50 Bürgerinnen und Bürger aus Thalheim und Altheim teil.
Verpflichtung gegenüber Kindern und Enkeln
„Wir haben die Verpflichtung gegenüber unseren Kindern und Enkeln, die Gemeinde bestmöglich zu übergeben“, erklärte Bürgermeister Stephan Frickinger bei der Begrüßung zum Online-Informationsabend. Mit der Nahwärme habe man die Möglichkeit, einen enorm großen Schritt im Bereich Umweltschutz zu machen und das auch noch mit wirtschaftlichem Einsparpotenzial, ergänzte Frickinger. „Wir alle wissen, dass der Klimawandel eingesetzt hat“, meinte an dem Abend auch Michael Bauer, Niederlassungsleiter der Energieagentur Sigmaringen. In seiner Präsentation wies Bauer auch darauf hin, dass durch das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz, Deutschland früher klimaneutral werden muss und die jährlich zulässigen CO2-Emmisionen weiter sinken werden.
Lebens- und Umweltqualität verbessern

Die Ortsteile Leibertingen und Kreenheinstetten haben bereits eigene Nahwärme-Netze. Bei deren Ausbau allerdings hatte man sich ausschließlich um die Bürger gekümmert, die tatsächlich mit Nahwärme versorgt werden wollten. Altheim und Thalheim sollen nun insgesamt energieeffizienter werden. Dazu wird die Energieagentur Sigmaringen jedem Haushalt das Angebot machen, an einer Energieberatung teilzunehmen. Das gilt auch, wenn man sich nicht an das Wärmenetz anschließen lassen will. „Es geht weit darüber hinaus nur zu sagen, wir machen ein Wärmenetz, sondern es geht darum mit Ihnen zusammen zu überlegen, wie die Lebens- und Umweltqualität in Altheim und Thalheim verbessert werden kann“, richtete sich Jörg Dürr-Pucher von der Clean Energy GmbH an die Teilnehmer des Infoabends. Sein Unternehmen begleitet die Gemeinde Leibertingen sowohl bei der Planung als auch beim Bau des Nahwärme-Netzes. In seiner Präsentation rechnete Jörg Dürr-Pucher vor, dass zu erwarten sei, dass das Heizen über das Wärmenetz günstiger werde als mit der eigenen Ölheizung. Insbesondere wenn man die Vollkosten der „Wärme aus Heizöl“ berücksichtigten würde, meinte Dürr-Pucher.
Pufferspeicher soll Versorgungssicherheit erhöhen
Der Großteil der Wärme für das geplante Netz soll in Thalheim aus Holzhäcksel produziert werden. Im Sommer setzen die Planer des Netzes auf Solarenergie. Für Notfälle und Kältewellen will man den Ölheizkessel, der in Leibertingen steht, auf Räder setzen. So kann er dort eingesetzt werden, wo er gebraucht wird. Ein Pufferspeicher soll außerdem die Versorgungssicherheit für die Bezieher von Nahwärme erhöhen. Vom Heizhaus in Thalheim wird eine 850 Meter lange Zuleitung das Wärmenetz in Altheim versorgen.
Anschluss muss nicht sofort erfolgen
Es besteht die Möglichkeit, dass Hausbesitzer sich von Anfang an, an die Nahwärme anschließen lassen, diese aber erst viel später nutzen. Dann brauche es nur einen Anruf auf dem Rathaus, um die Versorgung umzustellen, antwortete Dürr-Pucher auf die Frage eines Bürgers, der erst kürzlich eine neue Heizung bei sich eingebaut hatte. Auch auf die Frage einer Bürgerin, ob man die eigene Solarthermie-Anlage auf dem Dach weiter nutzen könne, wenn man an das Netz angeschlossen sei, ging Dürr-Pucher ein: Die Steuerungseinheit des Nahwärme-Anschlusses ermögliche es, dass Nahwärme nur dann genutzt wird, wenn die eigene Solarthermie-Anlage keine Wärme mehr liefert.
Nächste geplante Schritte
Möglichst noch vor den Sommerferien will Dürr-Pucher auf die Bürgerinnen und Bürger von Thalheim und Altheim zugehen und in einem Fragebogen Daten zur bisherigen Wärmegewinnung und dem Energieverbrauch in den Haushalten ermitteln. Außerdem können die Bürgerinnen und Bürger unverbindlich bekunden, ob sie an einem Anschluss an das Netz Interesse haben. Läuft alles nach Plan, dann sollen Ende 2021 bereits die Verträge über die Wärmelieferung abgeschlossen sein und Anfang 2022 mit dem Bau der Heizzentrale und dem Verlegen der Leitungen begonnen werden. Schon im Winter 2022/2023 könnten die Altheimer und Thalheimer ihre Wärme für Heizung und warmes Wasser aus dem gemeinsamen Netz beziehen. Im Herbst diesen Jahres wird es aller Voraussicht nach einen nächsten Bürger-Informationsabend geben. Dann vielleicht wieder als Präsenzveranstaltung, wenn es die Pandemielage bis dahin zulässt.