Wer im Leibertinger Ortsteil Thalheim gerade darüber nachdenkt, in eine neue Heizungsanlage zu investieren, der sollte diese Entscheidung besser noch aufschieben. Denn auch Thalheim wird nach den Ortsteilen Leibertingen und Kreenheinstetten wohl in Zukunft ein eigenes Nahwärmenetz erhalten. Erste Planungen der Gemeinde Leibertingen sehen vor, dass die Thalheimer Haushalte bereits Ende 2022 mit Wärme aus einer Solarwärmeanlage, einer Holzhackschnitzelheizung und zugehörigem Pufferspeicher versorgt werden könnten. Im Sommer würde das Dorf dann wahrscheinlich ganz mit der Versorgung aus Solarenergie auskommen. In sonnenarmen Zeiten wie im Winter könnte ein kleines Biomassekraftwerk die benötigte Energie aus Holzhackschnitzeln und Holzpellets liefern. Für Notfälle kann die Anlage auch mit Heizöl befeuert werden. Eigentümer des Nahwärmenetzes könnte die Bioenergie Leibertingen GmbH werden, eine hundertprozentige Tochter der Kommune, die in Leibertingen und Kreenheinstetten bereits zwei erfolgreiche Netze betreibt.
Prüfung auf Rentabilität und Energieberatung kosten rund 90 000 Euro
Doch zunächst soll erst einmal geprüft werden, ob sich ein Nahwärmenetz in Thalheim grundsätzlich rentiert. Dazu hat der Leibertinger Gemeinderat vergangene Woche beschlossen, Zuschüsse der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) zu beantragen. Im Rahmen der Analyse soll nicht nur untersucht werden, ob eine erneuerbare Nahwärmeversorgung in Thalheim wirtschaftlich ist, sondern auch wie die Thalheimer Bürger in dem Prozess partizipieren und welche weiteren Mehrwerte und Angebote für Kommune, Gewerbe und Privathaushalte geschaffen werden können. Insbesondere soll jeder Haushalt die Möglichkeit erhalten, sich durch die Energieagentur Sigmaringen beraten zu lassen. So soll herausgefunden werden, an welcher Stelle durch energetische Sanierungsmaßnahmen, etwa durch den Einbau moderner Fenster, Energie eingespart werden kann. Für die Prüfung auf Rentabilität und die Energieberatung sind bis jetzt 90 000 Euro veranschlagt. 15 000 Euro werden aus dem Haushalt der Gemeinde als Eigenanteil erbracht. Der Rest soll aus beantragten Fördermitteln kommen.

Weitere Vorteile für den Ausbau der Infrastruktur
„Die Nahwärme wird in jedem Fall günstiger sein als die eigene mit Heizöl betriebene Heizungsanlage und auch umweltfreundlicher. Zwar ist der Heizölpreis durch die Corona-Krise derzeit niedrig, aber die Kosten für die CO2-Emissionen werden alle konventionellen Wärmeträger ab 2021 schrittweise deutlich verteuern. Die Energieberatung wird weitere Energieeinsparungen bringen.“, meint Jörg Dürr-Pucher von der Clean Energy GmbH. Das Unternehmen aus Radolfzell berät die Gemeinde Leibertingen bei der Planung des Nahwärmenetzes. Doch das Netz bringt nicht nur günstige Wärme in die Wohnungen der Thalheimer Bürger, gleichzeitig wird die gesamte Infrastruktur im Ort verbessert. So müssten im Rahmen der Baumaßnahmen auch neue Fußwege angelegt werden und auch das Glasfasernetz für das schnelle Internet und das Stromnetz könnten nebenbei in den Boden verlegt werden. „Die Region profitiert insgesamt von den Investitionen“, erklärt Dürr-Pucher.
Ausweitung auf Altheim denkbar
Die Bewilligung des Förderantrags an KfW wird noch in diesem Jahr erwartet. Ein positiver Bescheid würde bedeuten, dass bereits im Februar nächsten Jahres mit der Wirtschaftlichkeitsprüfung und Energieberatung in den Haushalten begonnen werden könnte. Bereits Ende April 2021 könnte man die Bürger darüber informieren, was die Analyse erbracht und wie eine konkrete Planung für ein Nahwärmenetz in Thalheim aussehen könnte. Dann wird man auch sehen, wie groß der Zuspruch zum Nahwärmenetz der Bürger in Thalheim ist, denn ein solches ist nur rentabel, wenn möglichst viele Thalheimer mitmachen und sich an das Netz anschließen. Die Nachbargemeinde Altheim könnte ebenfalls in naher Zukunft in den Genuss günstiger Nahwärme kommen. Inwieweit man das Thalheimer Nahwärmenetz auf Altheim ausweiten kann, soll ebenfalls geprüft werden.