Das starke Engagement von Bürgern und Kommunalpolitik hat Leibertingen zu einem landesweiten Alleinstellungsmerkmal verholfen. Das erklärte Franz Untersteller am Freitag beim Vor-Ort-Termin in Kreenheinstetten. Der baden-württembergische Umweltminister war zur offiziellen Übernahme von Kreenheinstetten in den Kreis der Bioenergiedörfer auf die Alb gekommen.
Wörtlich erklärte Untersteller: „Eine Gemeinde mit zwei Bioenergiedörfern und zwei Freiflächen-Fotovoltaikanlagen ist landesweit einmalig.“ Vor rund 50 Besuchern im Bürgerhaus begrüßte es der Stuttgarter, dass gleichzeitig mit den Wärmeleitungen auch die Anschlüsse für das schnelle Breitbandnetz verlegt worden sind.
CO2-Einsparungsziele von Bund und Land verwirklichen
Für den Grünen-Umweltminister ist das zweite Nahwärmenetz in Leibertingen nach dem Hauptort Leibertingen weit mehr als nur eine lokale Randnotiz. In seinem Grußwort ging Untersteller auf die sich immer mehr bemerkbar machende Klimaveränderung ein. Als Beispiele nannte er die in immer kürzeren Abständen auftretenden intensiven Unwetter und die bereits deutlich zu beobachtenden Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt Baden-Württembergs.
Gerade vor diesem Hintergrund gesehen seien örtliche Maßnahmen besonders wichtig, wenn es darum gehe, die CO2-Einsparungsziele von Bund und Land zu verwirklichen. Das Regierungsmitglied unterstrich: „Kreenheinstetten gehört zu den positiven Projekten und ist beispielgebend für andere Dörfer.“

Durchhaltevermögen der lokalen Verantwortungsträger
Besonders würdigte Untersteller das Durchhaltevermögen der lokalen Verantwortungsträger in Leibertingen, allen voran von Bürgermeister Armin Reitze. Er übergab dem Rathauschef stellvertretend für die ganze Kommune die Auszeichnungsplakette „Hier wird die Energiewende gelebt“. Franz Untersteller bekannte sich zur 480 000-Euro-Beteiligung der Landesregierung an den 2,5 Millionen Euro, die für das Kreenheistettener Nahwärmenetz investiert worden seien.
„Jeder kann mit eigenen kleinen Schritten Beiträge zum Klimaschutz leisten“
Armin Reitze nahm die Mitbürger in die Pflicht, wenn es um das Energiesparen geht. „Jeder kann mit eigenen kleinen Schritten Beiträge zum Klimaschutz leisten.“ Als Beispiel führte Reitze die Bildung von Fahrgemeinschaften an. Gleichzeitig machte er deutlich, dass das Einsparen von Energie und Rohstoffen durch die bisherigen Maßnahmen für Rat und Gemeindeverwaltung noch lange nicht beendet ist: „Wir sind noch lange nicht am Ende des Weges angelangt.“
Ortsvorsteher Guido Amann erinnerte an die Anfangsschwierigkeiten des Nahwärmenetzes. 2011 sei der erste Versuch mangels Wirtschaftlichkeit gescheitert. Erst ab 2015 habe der zweite Versuch zum Erfolg geführt. Die Anschlussbereitschaft der Bürger zu wecken sei ein Problem gewesen. Viele neue eingebaute Heizungen hätten es erschwert, genügend Anschlussnehmer zu finden. Es gehöre in einer waldreichen Gemeinde zur Tradition, Brennholz zu verwenden. Trotzdem sei es gelungen, 50 Gebäude an das neue Netz anzuschließen. Amann meinte zusammenfassend: „Wir haben alles richtig gemacht.“
Auch Thalheim soll folgen
Für Bernhard Obert, der im Namen der Landrätin das Wort ergriff, ist die Verlegung der Rohre für die Glasfaserversorgung ein „existenziell wichtiger Beitrag für den ländlichen Raum“. Jörg Dürr-Puchner von der Firma Solarcomplex, dem Projektentwickler, arbeitet schon an einem weiteren Ausbauabschnitt im neuen Bioenergiedorf. Er möchte, wie er sagte, gerne auch aus Thalheim ein Bioenergiedorf machen.
Bioenergiedorf
- Das neue Wärmenetz in Kreenheinstetten ist 4,9 Kilometer lang. In der Bauzeit von März 2018 bis Juli 2019 konnten 50 Haushalte angeschlossen werden. Außerdem sind 15 Anschlussmöglichkeiten in Gebäuden sowie 22 Vorverlegungen auf Grundstücken installiert worden.
- Das bereits seit 2011 genutzte Nahwärmenetz in der Kerngemeinde Leibertingen versorgt 115 Wohn- und Geschäftshäuser. Für beide Netze wurden rund sechs Millionen Euro investiert. Jährlich werden im Kernort drei Millionen Kilowattstunden Wärme geliefert.
- Auf dem Gelände des Bäumlehofs (zwischen Leibertingen und Kreenheinstetten) wird über die Abwärme eines Biogas-Blockheizkraftwerkes und mit zwei Holzhackschnitzelkesseln für Spitzenlast und Ausfallsicherung die Wärme produziert. Mit dieser Wärme wird Wasser auf 80 bis 85 Grad erhitzt, das die Wärme über das Rohrsystem in die Haushaltungen transportiert.