"Wir können viel durch ein bisschen bewusstes Handeln verändern, ohne an Lebensqualität zu verlieren", davon ist Leibertingens Bürgermeister Armin Reitze überzeugt. Diese Überzeugung spiegelt sich auch in seiner Politik für die Gemeinde wieder. Vor wenigen Tagen hat Leibertingen den European Energy Award (EEA) erhalten. Dieses europäische Gütezertifikat wird an Gemeinden mit nachhaltiger Energie- und Klimaschutzpolitik vergeben. Die Voraussetzungen dafür hat die Gemeinde mit rund 2100 Einwohnern deutlich erfüllt. Das, was die Gemeinde bereits im Klimaschutz und effizienten Energieverbrauch umgesetzt hat, brachte ihr bei der Bewertung für den European Energy Award 59,2 Prozentpunkte ein. 50 Prozent wären für das Zertifikat nötig gewesen.
2015 wurde die Teilnahme am Verfahren zur Vergabe der europäischen Auszeichnung beschlossen. Energieeffizienz und Klimaschutz werden in Leibertingen allerdings schon länger groß geschrieben. Bereits 2011 bekam Leibertingen mit seinem kommunal getragenen Wärmenetz das Prädikat "Bio-Energiedorf". 115 Haushalte im Ort sind aktuell an die Versorgung angeschlossen. 50 weitere kommen in Kreenheinstetten hinzu. Dieser hohe Anteil an erneuerbarer Energieerzeugung ist die größte Stärke der Gemeinde bei den Bewertungskriterien für den EEA. Dazu gehören neben der Versorgung mit Strom und Wärme aus erneuerbarer Energie unter anderem die Entwicklungsplanung, die interne Organisation und der Betrieb kommunaler Gebäude und Anlagen. Auch auf diesem Gebiet konnte Leibertingen glänzen, denn die Energieeffizienzwerte können sich sehen lassen. Mängel lassen sich lediglich in der Kategorie "Kommunikation" finden. "Wir sind meistens ein wenig schwach in der Kommunikation nach außen über das, was wir gemacht haben", erklärt Reitze. Dabei gab es in den vergangenen vier Jahren einige herausragenden Leistungen. Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED zum Beispiel. Die energetische Sanierung kommunaler Liegenschaften und der Ausbau erneuerbarer Energien im gesamten Gemeindegebiet seien zudem Maßnahmen, die die Bürger in finanzieller Hinsicht anhand niedrigerer Gebühren zu spüren bekämen, so Reitze.
Aufklärung der Bevölkerung wichtig
Doch im Vordergrund steht vorrangig der Schutz des Klimas durch den bewusst sparsamen Umgang mit Energie. Und da geht der Bürgermeister privat mit gutem Beispiel voran. Erdwärme, Photovoltaikanlage und Elektroauto sind seine Mittel der Wahl, um den Energieverbrauch im Hause Reitze im Griff zu behalten. Und für gemeinsame Auswärtstermine, bildet er mit Kollegen Fahrgemeinschaften. "Klimaschutz ist ein Prozess, der nicht mit einer einmaligen Aktion getan ist", sagt der Bürgermeister. Manchmal sei vielleicht bereits der Weg das Ziel, denn das Bewusstsein für Energieeffizienz und Klimaschutz könne auch durch eine ständige Beschäftigung mit dem Thema entstehen. Daran müsse man die Bevölkerung immer wieder erinnern. Reitze meint: "Viele Menschen wissen gar nicht, wie viel Energie sie verbrauchen, weil das technische Verständnis nicht präsent ist. Hier wäre Aufklärung nötig. Das Bewusstsein bei der Bevölkerung ist genauso wichtig, wie die Umsetzung."
European Energy Award
Die Zertifizierung mit dem European Energy Award (EEA) gilt für drei bis vier Jahre. Anschließend muss eine Kommune erneut unter Beweis stellen, dass weitere Aktionen und Initiativen in der Energie- und Klimapolitik angegangen wurden. Nur dann kann eine weitere Zertifizierung erfolgen. Eine Kommune, die erfolgreich beim EEA-Prozess abschneidet, kann auf themenorientierte Fördergelder zugreifen. (ebc)