Die Entscheidung, die alte Schule in Thalheim nicht mehr für die Vereinsaktivitäten des Leibertinger Ortsteils zu nutzen, barg ein gewisses Risiko. Würde sich das Gebäude tatsächlich verkaufen lassen und wenn ja, würde man einen Investor mit einem Nutzungskonzept finden, das in die Ortschaft passt? Die Verantwortlichen waren seinerzeit bereit, das Risiko zu tragen und beschlossen die Schließung der ehemaligen Grundschule für die Vereinsaktivitäten am Ort. Dafür wurde das ehemalige Rathaus von Thalheim zum Haus der Vereine umgebaut und dieses ist inzwischen eröffnet. Gleichzeitig machte man sich auf die Suche nach einem Käufer für die ungewöhnliche Immobilie am Brunnengässle. Mit Erfolg: In der vergangenen Woche war der Bauantrag für den Umbau der alten Schule Thema im Leibertinger Gemeinderat als auch im Ortschaftsrat von Thalheim. In beiden Gremien erhielten die Pläne des aus Thalheim stammenden Unternehmers und Investors Ulrich Bücheler ausschließlich positive Rückmeldungen.

Sieben Wohnungen statt Klassenräumen

Die aktuelle Planung für das ehemalige Schulareal sieht vor, dass das bestehende Gebäude nach modernen Standards isoliert wird. Auf den beiden Etagen darin sollen sieben Wohnungen entstehen. Der Charakter des aus den 1970er Jahren stammenden Baus soll dabei weitgehend erhalten bleiben. So bleibt etwa die Oberlichtsituation in der oberen Etage laut Bauantrag bestehen. Die dort geplanten Wohnungen erhalten zusätzlich Südbalkone.

Vor der sanierten ehemaligen Schule entsteht im Hang außerdem ein Neubau mit vier weiteren Wohneinheiten. Dieser erhält ein begrüntes und begehbares Flachdach. Der Baumbestand auf dem gesamten Areal bleibt laut Planung weitgehend erhalten.

Mit neuem Hausarzt im Gespräch

Die Gemeinde Leibertingen bemüht sich aktuell darum, dass sich ein Hausarzt am Ort niederlässt. Offenbar sind die Gemeinde und Ulrich Bücheler zu diesem Thema im Gespräch: Denn sollte sich ein Arzt bereit erklären, in der Gemeinde Leibertingen zu praktizieren, sieht die Planung vor, dass dieser die gesamte untere Etage des Schulgebäudes als Arztpraxis nutzen kann. „Der ganze Erdgeschossbereich ist so angelegt, dass sich mehrere Betreiber niederlassen könnten, das bedeutet eine Praxisgemeinschaft wäre auch möglich“, erläuterte Leibertingens Bürgermeister Stephan Frickinger die Vorstellungen von Gemeinde und Investor im Leibertinger Gemeinderat am Dienstag vergangener Woche.

Wohnungen sollen barrierefrei sein

Im Hang vor der ehemaligen Grundschule von Thalheim ist ein Neubau mit vier Wohnungen geplant. | Bild: Heinrich Sturm
Im Hang vor der ehemaligen Grundschule von Thalheim ist ein Neubau mit vier Wohnungen geplant. | Bild: Heinrich Sturm

Dass wohl fast alle geplanten Wohnungen barrierefrei zugänglich sein werden, betrachtete der Bürgermeister ebenfalls als positiv: „Wir hatten bisher keine barrierefreien Wohnungen in dieser Menge zu Verfügung“, sagte er. Frickinger freute sich auch darüber, dass die zukünftigen Wohnungen in der alten Schule nicht zu groß geplant sind. Damit sei auch für kleinere Familien ein Angebot vorhanden, führte er aus. In der Regel ließen sich im ländlichen Raum größere Wohnungen nur kurzfristig vermieten, weil die meisten Mieter zum Eigentum tendierten, sagte er weiter.

Stimmen aus dem Gemeinderat

„Wenn man sich den Plan anschaut, entsteht da etwas ganz Tolles. Es wird ein bestehendes Gebäude genutzt und nichts abgerissen“, lobte Gemeinderat Klaus Buck das Projekt. Bedenken hatte das Ratsmitglied wegen der Parkplatzsituation, besonders im Hinblick darauf, dass eine Arztpraxis in das Gebäude einziehen könnte. Der Stellplatznachweis sei ausreichend erbracht, sagte der Bürgermeister dazu.

Der Charakter des aus den 1970er Jahren stammenden Schulgebäudes soll weitgehend erhalten bleiben. | Bild: Heinrich Sturm
Der Charakter des aus den 1970er Jahren stammenden Schulgebäudes soll weitgehend erhalten bleiben. | Bild: Heinrich Sturm

„Viel besser geht es nicht“, äußerte sich Gemeinderat Egon Hafner. „Nur wenn im Dorf Wohnungen angeboten werden, dann bleibt zumindest ein Teil der jungen Leute, die hier aufgewachsen sind“, sagte Hafner weiter, der selbst in Thalheim wohnt.

Auch Thalheims Ortsvorsteher Hubert Stekeler freute sich über die Entwicklungen – und insbesondere darüber, dass der neue Eigentümer selber aus dem Ortsteil Thalheim stammt: „Da weiß man, das hat Hand und Fuß und wird gut zu Ende gebracht“, sagte der Ortsvorsteher im Leibertinger Gemeinderat. Das Gremium gab am Ende einstimmig sein Einvernehmen zum Bauantrag für den Umbau der alten Schule in Thalheim.

Ortschaftsrat stimmt ebenfalls zu

Auch im Ortschaftsrat von Thalheim, der am Mittwoch nach der Gemeinderatssitzung zusammentraf, erhielt das Projekt ausschließlich positive Rückmeldungen. Bauantragsteller Ulrich Bücheler, der sich aktuell noch nicht gegenüber dem SÜDKURIER äußern möchte, war an diesem Abend ebenfalls bei der Sitzung anwesend. „Als wir uns damals entschieden haben, hatten wir gehofft, dass so etwas kommen würde“, sagte Ortsvorsteher Hubert Stekeler in Bezug auf das Projekt und fasste damit die allgemein positive Stimmung im Ortschaftsrat von Thalheim zusammen.