Das Kloster ist ein abgeschlossener Bereich, wie schon das Wort „Kloster“ sagt. Umso spannender ist es, wenn die Erzabtei St. Martin in Beuron zum Tag der offenen Tür einlädt und Räume öffnet, die sonst verschlossen sind. Am Sonntag war das der seltene Fall. An verschiedenen Stationen konnten Besucher den berühmten Ort besichtigen und sehen, was sonst vor der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Anwohner und Neugierige aus benachbarten Kreisen nutzten das ausgiebig. Der Parkplatz und die eigens eingerichtete Parkwiese waren mit Autos aus fünf Landkreisen belegt.

Alle zehn Jahre richten die Brüder und Patres ein derartiges Klosterfest aus. Die Vorbereitung war aufwendig, ein Festkomitee mit dem Abt an der Spitze hatte den besonderen Sonntag vorbereitet. Dafür gab es zwei Anlässe: Einmal feiert der Beuroner Kunstverlag ein rundes Jubiläum – der für den Wirtschaftsbetrieb wichtige Umsatzbringer wurde vor 125 Jahren gegründet. Er genießt weit über die Landesgrenzen hinweg viel Anerkennung. Zum Zweiten haben Konvent und weltliche Mitarbeiter einen anspruchsvollen Umbau über die Bühne gebracht, den die Besucher nun begutachten konnten: Der Gästetrakt des Klosters war saniert und neu gestaltet worden. Das karge Zimmerchen, in dem Gäste und Kursteilnehmerinnen bisher untergebracht waren, gibt es nicht mehr, ebenso wenig die Flurdusche. Die neuen Zimmer sind deutlich aufgewertet, jedes ist mit einer privaten Sanitärzelle ausgerüstet. „Wir mussten etwas tun“, sagt der Cellerar (Verwalter) Gernot Schmid im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Der Brandschutz war nicht mehr gewährleistet. Ohne Sanierung hätten wir den Gästetrakt schließen müssen.“ Das sollte nicht sein, schließlich gehört der Empfang von Gästen zum Kern des Benediktinertums.

Auch die Tagungsräume wurden stark modernisiert. Erinnerten sie früher etwas an Klassenzimmer, so entstanden nun helle Seminarräume. Mit deren Hilfe wolle man den Besucherkreis öffnen, sagte Gernot Schmid. Er kann sich vorstellen, dass zum Beispiel auch Firmen eine Fortbildung im Beuroner Gästetrakt abhalten. Auch externe Referenten würden verstärkt ins Donautal geholt. Was sich bereits in anderen Bereichen wie der Küche und dem Kunstverlag abzeichnet, wird sich im Bildungsbereich fortsetzen: Fachleute von außen werden engagiert; nicht jeder Vortrag und jeder Kurs kann von Mitgliedern des Konvents abgehalten werden. Die Erzabtei öffnet sich zunehmend, auch unter dem faktischen Druck eines schrumpfenden Konvents. „In Zukunft wird sich noch vieles ändern“, sagt der Cellerar.
Auch die Küche wurde komplett neu aufgestellt. Sie hat jetzt das Format einer modernen Hotelküche. Neue Köche hatten sich in der Vergangenheit immer wieder verwundert gezeigt, wenn sie die alten Küchenräume besichtigten – ein Teil des Inventars habe museal gewirkt. Das hat sich mit der aufwendigen Sanierung geändert. Nach wie vor wird in Beuron für Gäste und die Stammbesatzung der Mönche gekocht. Jede Mahlzeit wird frisch zubereitet.

Viele Besucher nutzten am Sonntag die Gelegenheit und besichtigten die frisch wirkenden und entspannenden Zimmer (ohne TV-Gerät). Wem das zu trocken war, de konnte das Festzelt aufsuchen, in dem Kapellen zum Frühschoppen und später zum Mittagessen aufspielten. Da man in Klöstern früh aufsteht, wurde der Fassanstich schon früh vollzogen. Christoph Neubrand, Generalvikar der Diözese Freiburg, hatte das Fass geöffnet und zapfte die ersten Halbliterkrüge. Neubrand kennt die Erzabtei im Donautal sehr gut. Vor seiner Berufung nach Freiburg in eines der wichtigsten Leitungsämter arbeitete er als Dekan in Sigmaringen.
Erzabt Tutilo Burger war am Sonntag gut beschäftigt. Er schüttelte viele Hände, darunter auch die von Bürgermeistern aus der Region, die damit ihre Verbundenheit zum Kloster zeigen. Wie verwurzelt es noch immer ist, zeigten die Kuchenspenden, die sich auf den Küchenwagen reihten. Für manche Hausfrau und manchen Hobbybäcker aus dem Donautal war es Ehrensache, etwas zum Fest beizutragen.
Am spannendsten waren jene Bereiche, die sonst verschlossen sind, die also Teil der Klausur sind, die den Mönchen vorbehalten ist. Gut besucht war deshalb der quadratische Mariengarten, der neben der Kirche St. Martin das spirituelle Zentrum der Abtei bildet. Er ist im Alltag den Mitgliedern des Konvents vorbehalten. Am Tag der offenen Tür nun sprudelten Besucher über den Kies und bewunderten die strenge Symmetrie des Mariengartens. Dieser hat noch einen Vorzug: Von der Straße und den Motorrädern im Donautal hört man in diesem Geviert nichts – ein Kloster-Garten.