Es leuchtet den Besuchern der Gemeinde Beuron schon von weitem entgegen, wenn sie aus dem Klosterort kommen und Richtung Sigmaringen oder Tuttlingen fahren wollen: Das sanierte, neu renovierte und erweiterte Gäste- und Exerzitienhaus Maria Trost.

Das im Jahr 1902 erbaute Haus beherbergte in frühen Jahren ein Frauenkloster des Vinzentinerordens und verfügt über eine eigene wunderschöne Kapelle. In seiner nun fast 120-jährigen Geschichte hat das Haus viel erlebt, hat Rückschläge verkraftet, zwei Kriege überstanden, neue Besitzer, die dem Haus seinen Stempel aufdrückten, war Hotel, Restaurant und Tagungslokal. Jede neue Epoche hat das Gebäude verändert und wachsen lassen, doch es steht noch auf seinen Grundmauern. Auch der ursprüngliche Baustil ist in den Umbau soweit möglich integriert worden.
Alte Bausubstanz wieder hergerichtet
So sind beispielsweise die Säulen unterhalb des Speiseraums, die Fensterlaibungen im Altbaubereich und der Erker im ersten Stock, dem einstigen Panoramabalkon, im selben Stil wieder hergerichtet worden. „Wo es ging, haben wir Originalmaterial verwendet“, sagte der Hausherr nicht ohne Stolz, denn die dem Haus eigene spirituelle Atmosphäre solle erhalten bleiben. Bevor es der jetzige Besitzer Hans Hahn im Jahr 2001 kaufte, gehörte es Vinzenz-von-Paul-Schwestern, die hier für Katholiken Exerzitien angeboten haben.
Neue Außentreppen gebaut
Dieser Tradition folgend, bietet Hans Hahn in dem nun im neuen Glanz erstrahlenden Exerzitien- und Tagungshaus Maria Trost wieder Exerzitien und Seminare an. „Seit Juni 2021 haben wir wieder beschränkt geöffnet“, sagte Hahn und verwies auf die noch nicht ganz abgeschlossenen Arbeiten, beispielsweise an den neuen Außentreppen, die von Dachgeschoss hinunter führen. Die mussten allein schon wegen der vorgeschriebenen Fluchtmöglichkeiten sein, ermöglicht aber den Gästen und den Mietern der neuen Wohnungen im obersten Stockwerk ihre Domizile zu erreichen, ohne das Haus betreten zu müssen. Denn das Gebäude hat mit rund 44 Metern Länge, 14 Metern Breite und fünf Stockwerken beträchtliche Ausmaße.
50 Gästezimmer eingerichtet
In 50 Gästezimmern – sowohl Einzel- als auch Doppelzimmer, es gibt aber auch Familienzimmer – können rund 68 Gäste auf einmal untergebracht werden. Komplett neu ausgebaut worden ist das Dachgeschoss mit fünf zusätzlichen Gästezimmern, aber – und das ist ganz neu für Maria Trost – mit vier vermietbaren modernen Wohnungen mit dreieinhalb, beziehungsweise zweieinhalb Zimmern, samt Bad, Einbauküche und überdachtem Balkon. „Natürlich wünschen wir uns Mieter, die die Ruhe des Hauses zu schätzen wissen und Rücksicht nehmen auf die Hausgäste und die anderen Mieter“, meinte Hahn.
Attraktive Wohnungen geschaffen
Wer also die Ruhe liebt und das christliche Flair des Hauses schätzt, bekommt neben einer attraktiven Wohnung einen unbezahlbaren Blick auf Beuron und das Donautal. „Bis jetzt haben wir rund drei Jahre Umbauzeit hinter uns und rund zwei Millionen Euro verbaut“, so der Hausherr. Ursprünglich waren 1,5 Millionen Euro veranschlagt worden, aber wie das so ist, bei Bauarbeiten kommen immer irgendwelche Dinge dazwischen. Aber Olga und Hans Hahn, die mit ihren Enkeln Fabian und Tobias Hettinger einen großen Teil der Arbeiten selber gemacht haben, freuten sich, dass sie ganz offensichtlich den richtigen Zeitpunkt erwischt hatten.
Vor der Materialknappheit umgebaut
„Jetzt gibt es Materialengpässe“, sagte Hans Hahn, „das treibt nicht nur die Preise in die Höhe. Manche Arbeiten hätten wir gar nicht machen können, hätten wir später angefangen“. Hahn, ein sehr gläubiger Mensch, sieht darin eine Fügung Gottes, denn dieser habe ihm, dem einstigen Bauunternehmer aus Balingen, ein zweites Leben geschenkt und ihn nach schwerer Krankheit entgegen den Aussagen der Ärzte genesen lassen. Mit der Heilung und dem Verkauf seines Unternehmens sind in ihm die Kräfte erwachsen, sich des Hauses Maria Trost anzunehmen, dass damals eine Zeit lang als Restaurant und Tagungshotel geführt worden ist. Der ehemalige Bauunternehmer lobte seine Enkel, ohne deren handwerkliche Fähigkeiten vieles nicht möglich gewesen wäre. Denn der 20-jährige Tobias ist gelernter Elektriker und Enkel Fabian, erst 22-jährig, von Beruf Mechatroniker, wird in die Fußstapfen seines Großvaters treten und in Zukunft die Führung des Hauses Maria Trost übernehmen. Für die Zukunft plant Hahn, eine Stiftung zu gründen mit dem Haus als Rücklage und dem Ziel, Exerzitien auch für ärmere Schichten der Bevölkerung möglich zu machen.
„Es war für unsere Firma eine besondere Herausforderung“
Alexander Riester von der Firma Riester Holzbau aus Leibertingen hat dem SÜDKURIER Einblick gegeben in die nicht einfachen Umbauarbeiten. Sämtliche Zimmermannsarbeiten bei dem Projekt sowie die Sanierung des Daches mit Ausbau des Dachgeschosses lagen in den Händen seines Betriebs. Firmenchef Alexander Riester berichtete: „Es war für unsere Firma eine besondere Herausforderung, das Haus Maria Trost in Beuron zu sanieren. Da der komplette alte Dachstuhl abgetragen werden musste und ein neuer, höherer Dachstuhl aufgebaut wurde, lag die Schwierigkeit darin, diese Arbeiten quasi „im laufenden Betrieb“ durchzuführen.
Die Räume der darunterliegenden Stockwerke waren frisch saniert, beziehungsweise auch dort wurde umgebaut. Das heißt, es durfte absolut kein Wasser in die Räume eindringen. Der alte Dachstuhl wurde etappenweise, genauer, in fünf Teilabschnitten, abgebrochen und zurück gebaut. Nach dem Abbruch des jeweiligen Abschnittes wurde tags darauf damit begonnen, den neuen Teilabschnitt wieder aufzurichten und regensicher abzudecken. Auch musste immer der verbleibende alte Dachstuhl so gesichert werden, dass dieser nicht umkippte.
Auch war es logistisch nicht ganz einfach, die insgesamt rund 100 Kubikmeter Konstruktionsholz, welche für den neuen Dachstuhl benötigt wurden, so an die Baustelle zu transportieren und zu lagern dass immer für jeden Abschnitt die richtigen Hölzer da waren, zumal die Platzverhältnisse um die Baustelle sehr eingeschränkt sind.
Aber schlussendlich hatten wir vom Wetter her eine sehr gute Zeit, bis auf ein paar kleinere Wasserpfützen drang kein Wasser in den Dachstuhl ein. Unsere Mitarbeiter hatten hier gute Vorarbeit beim Abbund geleistet – alles passte perfekt zusammen und lief reibungslos“. Hans Hahn, Eigner des Exerzitienhauses, rechnete die Schönwetterphase während Dachstuhlab- und Neubaus seinem Glauben zu: „Ich habe jeden Tag gebetet, dass es nicht regnet!“
Für seinen Enkel und designierten Nachfolger Fabian Hettinger, der als begabter Handwerker und gelernter Mechatroniker einen Großteil der Innenarbeiten selber gemacht hat, lagen die größten Schwierigkeiten in der Umsetzung der Brandschutzbestimmungen: „Keiner der verantwortlichen Stellen hat so richtig Bescheid gewusst. Wir bekamen von drei Anfragen drei verschiedene Antworten“.
Letztendlich sei jedoch alles regelkonform und zur Zufriedenheit aller Beteiligten installiert worden. Fabian Hettinger betonte, dass es erst der Neubau des Dachstuhls ermöglicht hatte, neue Gästezimmer und zusätzlich vermietbare Wohnungen zu bauen. „Jetzt ist das Haus zwei Meter höher als es vorher war. So kann das Dachgeschoss ohne Platzeinschränkungen genutzt werden“, so Fabian Hettinger. Oberlichter und große Fenster lassen die Räumen, die bis zu 2,80 Meter hoch sind, lichtdurchflutet und weit erscheinen. (sgr)