Im kommunalen Backhaus lassen die Thalheimer seit 150 Jahren ihr Brot backen. Sie bringen morgens die dafür notwendigen Zutaten ins Backhaus und holen die frisch gebackenen Brotlaibe später ab. Die Auftraggeber haben damit die Garantie, dass nur die von ihnen gewählten Zutaten im Brot enthalten sind. Dennoch hat sich die Zahl der Nutzer in den vergangenen Jahren deutlich verringert.

Nur noch 900 Kilogramm Brot im vergangenen Jahr

Die Statistik des Ortschaftsrates spricht eine deutliche Sprache: Noch 2012 haben demnach 50 Menschen in sechs Monaten 1620 Kilogramm Brot backen lassen. Drei Jahre später, 2015, waren es nur noch 35 regelmäßige Nutzer mit 1200 Kilo und im vergangenen Jahr ist die Zahl der Backteilnehmer auf 23 und 900 Kilo Brot gesunken.

Anhebung des Brotpreises soll weiteres Minus verhindern

Bei gleichen Personal- und Betriebskosten ist somit das Defizit angestiegen. Im vergangenen Jahr lag das Minus im ersten Halbjahr bei 1342 Euro. Wird bei gleicher Beteiligung der Backpreis pro Kilo von 1 auf 1,50 Euro angehoben, kommt es nach der Berechnung des Ortschaftsrates zu keinem weiteren Minus.

Wunsch nach Neustart im neuen „Haus der Vereine“

Bislang war die Backstube im ehemaligen Rathaus untergebracht. Das Gebäude wird derzeit mit einem Kostenaufwand von rund 1,8 Millionen Euro zum „Haus der Vereine“ umgebaut. Auch die Backstube soll dann wieder ihren angestammten Platz erhalten. Ortsvorsteher Hubert Stekeler: „Das umgebaute Rathaus und der ebenfalls neugestaltete Platz zwischen Kirche und Rathaus sollen zu einem Treffpunkt für alle Bürger werden.“ Ein Café und Dinnele aus der kommunalen Backstube sollen dazugehören.

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Geräte stammen teils noch aus der Nachkriegszeit

Diese Überlegungen haben aber einen herben Rückschlag erlitten. Hintergrund sind der Backofen und die Rührmaschine. Sie stammen, so Hubert Stekeler, noch aus den Nachkriegsjahren. Sie funktionierten zwar noch und entsprächen den Vorschriften der Lebensmittelhygiene, sollten aber dringend ersetzt werden. Ein neuer Kneter und moderne Backöfen würden mit rund 12 000 Euro zu Buche schlagen.

Keine Fördergelder in diesem Jahr

Der Ortsvorsteher bemühte sich deswegen um einen 80-Prozent-Zuschuss aus dem regionalen Fördertopf der Leader-Aktion. Wegen der Menge an vorliegenden Anträgen habe die Leader-Versammlung den Thalheimer Antrag dieses Jahr allerdings nicht berücksichtigen können.

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Gemeinderäte sind im Zwiespalt

Gegenwärtig stehen die Beschaffungskosten auf der Wunschliste des Ortschaftsrates für den Gemeindehaushalt. Für viele Ratsmitglieder bedeutet die öffentliche Backanstalt eine Zwickmühle. Auf Dauer einen Zuschussbetrieb unterhalten, das will keiner der Mandatsträger, wie bei der Diskussion deutlich wurde. Andererseits fällt die Entscheidung zur Schließung ebenso schwer.

Nutzungsquote soll öfter überprüft werden

Verwaltungschef Armin Reitze brachte diesen Zwiespalt auf folgenden Nenner: „Ich will nichts in Abrede stellen, aber wir müssen in kürzeren Abständen überprüfen, wie hoch die Nutzungsquote ist.“

Backstube besteht mindestens seit 1870

Die älteste schriftliche Bestätigung der kommunalen Backstube ist eine Rechnung aus dem Jahr 1870. Der Ortsvorsteher geht allerdings davon aus, dass die Gemeindebackstube schon vorher bestanden hat. Seit Beginn der Um- und Ausbauarbeiten im ehemaligen Rathaus im Sommer 2018 ist Gemeindebackfrau Maren Hahn jeweils montags im ehemaligen Schulhaus der Gemeinde mit der kommunalen Brotproduktion beschäftigt.

Hoffen auf Mittel aus dem Kommunaletat

Sobald der Rathausumbau beendet ist, soll die öffentliche Brotbackanstalt wieder an ihren angestammten Standort im runderneuerten Vereinshaus zurückkehren. Davon sind jedenfalls Hubert Stekeler und der Ortschaftsrat überzeugt. Selbst wenn der Gemeinderat die Kosten für das neue Equipment nicht in den Kommunaletat aufnimmt, sieht der Thalheimer noch die Chance, die Geldmittel aus den Reihen der Bevölkerung zu erwirtschaften. Genaue Pläne existierten derzeit noch nicht.

Wie man zum Backteilnehmer wird

Wer sein Brot mit den selbst ausgewählten Zutaten backen lassen will, muss sich in die Liste der Backteilnehmer aufnehmen lassen. Dafür wird eine halbjährliche Grundgebühr von 7 Euro fällig. Dazu kommt noch die Gebühr von 1,50 Euro pro Kilo fertigem Brot.

Nutzungsstatistik zeigt: Es braucht mehr Kunden

Die Backstube braucht mehr Kunden. Das zeigt die Nutzungsstatistik für die Zeit von Dezember 2018 bis Ende Juni 2019. Die 23 Backteilnehmer nutzten das Angebot demnach an 23 Öffnungstagen insgesamt 167 Mal. Die Einnahmen summierten sich auf 2158 Euro. Die Betriebskosten lagen im gleichen Zeitraum bei 3500 Euro.