Die kommunale Backstube gehört seit 150 Jahren zum Inventar der früheren Gemeinde und des heutigen Leibertinger Ortsteils Thalheim. Jetzt soll Brüssel helfen, den weiteren Fortbestand der Einrichtung nachhaltig zu sichern.
Ortsvorsteher Hubert Stekeler hat einen Antrag bei der Leader-Geschäftsstelle in Sigmaringen gestellt. Leader ist ein Förderprogramm der EU zur Stärkung strukturschwacher ländlicher Regionen. Im Idealfall bekommen die Thalheimer aus der Europa-Kasse 80 Prozent der Kosten für einen rund 9000 Euro teuren neuen Brotbackofen und für eine rund 3000 Euro teure moderne Knetmaschine überwiesen.
Entscheidung wird am 5. März vom 24-köpfigen Auswahlausschuss getroffen
Wie Hubert Stekeler im Rahmen der jüngsten Ortschaftsratssitzung mitteilte, könne über Erfolg oder Misserfolg des Antrags noch nichts gesagt werden. Das kann auch Leader-Geschäftsführer Emmanuel Frank noch nicht sagen. Die Entscheidung werde am 5. März vom 24-köpfigen Auswahlausschuss getroffen. Frank: „Bisher liegen 69 Anträge vor.“ Der Regionalgruppe Oberschwaben stehen in diesem Jahr ebenso wie 2019 200 000 Euro für die Förderung von Kleinprojekten zur Verfügung. „Wir konnten damit im vergangenen Jahr 30 Projekte fördern“, sagte der Geschäftsführer. Die Thalheimer Backstube entspräche voll den Förderrichtlinien. Die endgültige Entscheidung sei aber Sache des Ausschusses.

Die Thalheimer Backstube war bis zu Beginn der Umbauarbeiten im ehemaligen Rathaus der früheren hohenzollerischen Gemeinde untergebracht. Seit Sommer 2018 ist Gemeinde-Backfrau Maren Hahn jeweils montags in der ehemaligen Thalheimer Schule mit der kommunalen Brotproduktion beschäftigt. Nach Abschluss der Umbauarbeiten im Rathaus soll das Exil in der Schule beendet werden.
Hubert Stekeler sieht ebenso wie die Ortschaftsratsmitglieder wenig Sinn darin, den bisherigen Backofen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts in der neuen Brotstube wieder einzubauen: „Beim Auslagern des Backofens wurde bemerkt, dass er sich in einem äußerst schlechten technischen Zustand befindet.“ Konkret listet der Ortsvorsteher ausgefallene Heizschlangen und die störungsanfällige Elektrik des Veteranen-Backofens an. Das Gleiche gilt auch für die Knetmaschine, „die ebenfalls aus den Nachkriegsjahren“ stamme. Ohne diese beiden für eine Backstube grundlegenden Ausrüstungsgegenstände sieht der Thalheimer die Zukunft der Backstube als nicht gesichert an. Außerdem hält es Stekeler für „kaum darstellbar“, den Kauf über den Gemeindehaushalt zu finanzieren.
Interesse an der Nutzung der Backstube nicht mehr so intensiv ist wie früher
Erschwerend kommt aus Sicht der Ortsverwaltung hinzu, dass das Interesse der Thalheimer an der Nutzung der Backstube nicht mehr so intensiv ist wie früher. Dennoch konnte Maren Hahn im zweiten Halbjahr 2019 pro wöchentlichem Backtag 35 Kilo des Grundnahrungsmittels in ihrer Statistik vermerken. Die Kunden bringen die Zutaten in die Backstube und können Stunden später die daraus hergestellten Laibe wieder abholen.
Nun vergibt allerdings auch das Förderprogramm Leader seine Gelder nicht wahllos. Wer aus dem Europatopf ein Kleinprojekt mit 80 Prozent der Gesamtkosten bezuschusst haben will, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Das umgebaute Rathaus soll als Haus der Vereine zusammen mit dem neu gestalteten Kirchplatz auch zu einem Treffpunkt für die Dorfbewohner werden.
Unter anderem dazu soll ein Kultur- und Brauchtumsverein als Abspaltung vom bisherigen Theaterverein gegründet werden. Der Ortsvorsteher denkt an „gemeinschaftsbildende Dorfhocks“ mit ofenfrischen Dinnele aus der Backstube. Bei gutem Wetter auf dem Platz und bei Regen in der im Zuge des Umbaus neu entstehenden Besenwirtschaft. Emmanuel Frank: „Das entspricht genau den Leader-Zielen von Optimierung der Lebensqualität im Dorf und regionaler Wertschöpfung“.