„Liebe Gäste, der Kolpingsball startet mit einer zehnminütigen Verspätung!“ Das fängt ja schon gut an, dachten sich die Narren am Samstag im prall gefüllten Herz-Jesu-Heim beim Kolpingsball. Dies war allerdings nicht verwunderlich, denn das Motto des Abends lautete: „Vorsicht an der Bahnsteinkante“ und eine Anspielung auf die Deutsche Bahn. Moderator Peter Gasser, bekannt auch unter dem Spitznamen „Hassan“ und als Lokführer verkleidet, begrüßte die Gäste im Saal, unter ihnen auch Bürgermeister Arne Zwick und Pfarrer Stefan Schmid. „Aufgrund des Fachkräftemangels bei der DB bin ich ausgewählt worden, heute Abend durch das Programm zu führen“, erklärte „Hassan“ dem Publikum, „das würde sich auch anbieten, da er an einem Überangebot an Langeweile und Freizeit leidet“.

Das Programm startete mit einem Intro unter der Leitung von Maria Gommeringer. Es wurde eine typische Szene an einem Bahnsteig nachgestellt, die bestimmt jeder schon einmal erlebt hat. Sätze, wie zum Beispiel, „es kommt zu Verspätungen von mehreren Minuten“ oder „der Regionalexpress fährt heute auf Gleis 5, statt auf Gleis 1, ein“, führen zu einem ständigen Hin- und Herlaufen auf den Bahnsteigen. Ein Ausblick auf das „Bahnprojekt Meßkirch im Jahr 2031“ ließ leider auch die Hoffnung schwinden, dass sich die Situation bei der Bahn zukünftig verbessern wird. Allerdings habe man es geschafft, den Schienenverkehr im Stundentakt umzusetzen, und das sogar noch bevor Stuttgart 21 fertiggestellt ist.
Nichts mehr los in der Stadt
„In Meßkirch ist halt nichts mehr los“ bemängeln Thilo Illgen, Uli Lipp, Peter Lotzer und Stefan Ott bei ihrer Darbietung. Sogar die Metzgerei Knoll ist nur noch am Vormittag oder nach Absprache geöffnet und der Katzendreck kostet jetzt 6,90 Euro. Nicht einmal Bürgermeister Zwick kann daran etwas ändern, er ist nämlich im Ehrenamt mit dem Rückbau von Campus Galli beschäftigt. Eine musikalische Aufheiterung gab es dann von dem „Original Ablachtal-Express“. Gernot Fischer und seine Band ließen die Narren wissen, dass Biberbahn fahren der absolute Wahnsinn ist und man sogar von Stockach bis nach Mengen kommt.
Als „Hassan“ dann selbst in die Bütt klettert, stieg der närrische Puls und es blieb vor Lachen kein Auge mehr trocken. Er gewährte tiefe Einblicke in sein Eheleben mit Rosi. „Als ich sie kennenlernte, war ich entzückt, ihre Außenanlagen gut bestückt“, resümierte er, empfahl allen Männern aber gleichzeitig, „bloß koine Entgleisungen“ zu riskieren, auch wenn die Gattin dem Wandel der Zeit unterliegt.
Nach einer Pause startete die Tanzgruppe Kolping-Mädels farbenfroh und „mit Volldampf aus Malle“. Seine Freude hatte das Publikum mit Thomas Bialk und Wolfgang Veeser. Sie sangen mit Gitarrenbegleitung über den „Öffentlichen Nahverkehr“ mit abgefahrenen Gleisen und Preisen. Einiges lernen konnte man dann von Isolde und Peter Lotzer in Bezug auf „Einfältiges mit E“ bei der Eheberatung. Ist die Ehefreude eingeschlafen, hat „Mann“ schon mal eine entrückte Eigenwahrnehmung. Zwischen den einzelnen Programmpunkten in dem fast dreistündigen Programm gaben die Jungkolpinger ein Intermezzo und erzählten „Liebes vom Bibes“. Das fulminante Finale lieferte Hochwürden Alefanz Stefanus, ein Straßenmusiker am Bahnhof, alias Pfarrer Stefan Schmid. Nach seiner Wahrnehmung „muss der Wahnsinn in Meßkirch wohl grenzenlos sein“.