Seit 1994 gibt es den türkisch-islamischen Kulturverein Meßkirch, der aktuell 85 Mitglieder zählt. Sein Dachverband DITIB vereint bundesweit 896 Ortsgemeinden mit dem Vereinsziel, Muslimen einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Der Türkisch-Islamische Kulturverein sei offen für Interessierte aller Religionszugehörigkeiten, unterstrich Ömer Seyrek vom Vorstand des Vereins: „Wir gehören zu Meßkirch und alle sind willkommen, egal welcher Glaubensrichtung.“
Informationsveranstaltungen und Schulungen
Der Kulturverein besteht aus der Männerabteilung, der Frauenabteilung und einer Jugendabteilung. Bereits im April wurde die Frauenabteilung neu gewählt und verjüngte sich. Die Abteilung vertritt die Anliegen der Frauen im Kulturverein. Sie ist die Stimme der Frau im Verein, organisiert Informationsveranstaltungen sowie Schulungen für Frauen. Beispielsweise war eine Ärztin eingeladen, die mit den Frauen in türkischer Sprache über Frauenprobleme gesprochen hat. Die Frauen konnten hier offen reden, berichtet Nalan Kandemir. Einmal im Monat an einem Dienstag findet ein Frauenfrühstück statt. „Das Frühstück ist nicht nur Mitgliedern des Kulturvereins vorbehalten. Wir laden jede Frau dazu ein“, unterstreicht Safure Seyrek. Ferner gibt es Häkel- und Strickabende.
Frauen besuchten das Caritas-Seniorenheim

Am Muttertag besuchten Frauen der Frauenabteilung der Moscheegemeinde das Caritas-Seniorenheim St. Martin, um Bewohnerinnen eine Freude zu bereiten. Die Damen überreichten Rosen, Aufmerksamkeiten in Form von Schokolade und kamen mit den Seniorinnen ins Gespräch. Der Höhepunkt war die Übergabe zweier handgestrickter Decken, die bei dem Projekt „Strick-Abende“ in der Moschee entstanden sind. Die Decken wurden für den Aufenthaltsraum des Seniorenheims gespendet. Mit dieser Geste möchte der Frauenverband ein Zeichen der Wertschätzung, des Miteinanders und der sozialen Verbundenheit in Meßkirch setzen, berichtet Nalan Kandemir.
Einmal pro Monat backen die Frauen Lahmacun in der Küche der Moschee
Der Erlös aus dem Verkauf wird für die Vereinsarbeit verwendet oder für kleine Aufmerksamkeiten, die zu Kranken- und Altenbesuchen mitgenommen werden, oder den Neu- und Umbau anderer Moscheen unterstützen.
„Wir möchten zeigen, dass wir eine Stimme haben. Meist sieht man die Männer, aber dahinter sind viele starke Frauen, die man nicht sieht“, sagt Nalan Kademir. Der Türkisch-Islamische Kulturverein Meßkirch ist offen. „Wir stehen für Offenheit. Wir wollen in der Gemeinde aktiv mitwirken“, freut sich Ömer Seyrek über Besuche interessierter Schulklassen, Vereine und Ehrenamtlichen und erhält viele positive Rückmeldungen.
Moschee ist zwischen Morgengebet und Abendgebet geöffnet
Die Gebetsträume werden ohne Schuhe betreten und Frauen tragen Kopfbedeckung. Deutlich distanziert sich der Kulturverein von jeglichem Extremismus und Salafismus. Die Politik habe weder im Religionsunterricht für Kinder und Jugendliche, noch in den Predigten des Imams etwas verloren.

Der Verein steht für familiäre und kulturelle Werte ein. Eng ist das Miteinander und die Abstimmung zwischen den Männer-, Frauen- und der Jugendabteilung. Sehr beliebt ist der gemeinsame Kochabend bei der Interkulturellen Woche, an dem sich die Meßkircher Frauen aus dem Kulturverein bereits seit Jahren beteiligen und Börek oder Baklava mit den Teilnehmern kochen und backen.
Motivation ist, andere Frauen zu unterstützen
Warum engagieren sich die Frauen in der Abteilung? Safure Seyrek betont, sie könne hier aktiv sein, mehr in der Moschee mitwirken. Nesrin Erisen begründet, dass sie hier mithelfen und andere Frauen unterstützen können, beispielsweise bei der Neuankunft. Ihr gefällt das Beieinandersein. Sıla Erisen ist 15 Jahre alt. Sie möchte sich bei den nächsten Wahlen für den Vorstand der Jugendabteilung aufstellen lassen. Bei Führungen, wie am Tag der offenen Moschee am 3. Oktober, der Stadtführung „Von St. Martin zur Moschee“ oder auch beim Dreikönigsturnen bewirten die Frauen die Gäste mit typisch türkischen Köstlichkeiten und Tee.