Stefanie Lorenz und Julia Lutz

Ab heute heißt es wieder „Waschen, schneiden, föhnen, bitte!“ Die Friseursalons öffnen nach der wochenlangen Zwangspause ihre Türen – allerdings unter strengen Hygienevorschriften zum Schutz von Kunden und den Beschäftigten.

1,5 Meter Abstand zwischen den Plätzen

Bei Dagmar Wilbert-Heitzmann und den neun Damen ihres Teams von „Friseur Wilbert„ liefen die Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung in der vergangenen Woche auf Hochtouren. Um die vorgeschriebenen 1,5 Meter Abstand zwischen den Arbeitsplätzen der Friseurinnen einzuhalten, wurden die Friseurstühle im Salon ausgedünnt. „Um noch mehr Sicherheit zu bieten, bauen wir zusätzlich Schutzwände zwischen die Plätze“, erläutert Dagmar Wilbert-Heitzmann.

Wartebereich und Kinderspielecke müssen weg

Der Spuckschutz an der Kasse wird auch nicht fehlen. Weitere Veränderungen in den Räumen sind die Entfernung des Wartebereichs und der Kinderspielecke – „beides darf es ab jetzt nicht mehr geben“, schildert die Friseumeisterin.

Arbeitsgerät muss desinfiziert werden

Doch das ist beileibe noch nicht alles, was beim Friseurbesuch in Zeiten von Corona beachtet werden muss. So ist das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen absolute Pflicht – auch für die Beschäftigten. Jeder Kunde bekommt einen Umhang, der nach jedem Tragen gewaschen werden muss oder der Salon verwendet Einwegumhänge. „Außerdem muss nach jedem Kundenbesuch das komplette Arbeitsgerät, wie Kamm, Lockenwickler, Bürste, Schere, desinfiziert werden“, sagt Dagmar Wilbert-Heitzmann. Zeitschriften und Getränke darf sie ihren Kunden nicht mehr anbieten.

Das könnte Sie auch interessieren

Das Team ist verpflichtet, jedem Kunden die Haare zu waschen, bevor es ans Schneiden, Färben und Stylen geht. „Ich hoffe, meine Kunden haben dafür Verständnis, dass wir gezwungen sind, das so zu machen und auch zu berechnen“, sagt die Salonchefin. Einige Leistungen, wie Augenbrauen- und Wimpernfärben, Rasieren und Bartpflege dürfen generell nicht angeboten werden. Stühle und Ablagen müssen nach jedem Kunden gründlich gereinigt werden.

Während der Schließung im Salon renoviert

Trotz dieser vielen Vorschriften sind Dagmar Wilbert-Heitzmann und ihre neun Mitarbeiterinnen hoch motiviert am Start. „Wir freuen uns auf unsere Kunden“, strahlt die Inhaberin, der ihre Arbeit gefehlt hat. Die Wochen der Schließung hat sie genutzt, um im Salon zu renovieren. Ein bisschen Zeit für sich selbst hat sich aber auch genommen. „Ich habe nach Jahren mal wieder ganz bewusst einen Frühling draußen erlebt“, schmunzelt Dagmar Wilbert-Heitzmann. Sie führt den Salon in dritter Generation seit elf Jahren.

Roland Lahner freut sich, dass die Wertschätzung für den Friseurberuf gestiegen sei.
Roland Lahner freut sich, dass die Wertschätzung für den Friseurberuf gestiegen sei. | Bild: privat

Als die Nachrichten vom Wüten des Coronavirus aufkamen, hat sich die Friseurmeisterin Sorgen um die Gesundheit von Team und Kunden gemacht. Als sie soweit war, selbst zu schließen, sei gerade die gesetzlich beschlossene Zwangspause für die Friseure verkündet worden. „Da ich war zunächst erleichtert, bevor dann aber die Sorgen kamen, wie die laufenden Kosten finanziell bewältigt werden können“, sagt Wilbert-Heitzmann. Dass von der Regierung eine Soforthilfe geleistet wurde, schätzt sie sehr. Nach der Bewilligung blieb es anstrengend. „Wo bekomme ich Desinfektionsmittel her?“ und „Wo gibt es Schutzmasken?“, fragte sich die Chefin. Dieses Probleme sind gelöst, jetzt geht es vor allem darum, die vielen Terminanfragen unter einen Hut zu bringen. „Das geht nicht alles gleich in dieser Woche“, bittet Dagmar Wilbert-Heitzmann um Verständnis.

Im Moment kein freier Montag mehr

Auch Roland Lahner von „Friseur Lahner“ freut sich auf die Wiedereröffnung seines Salons. Er musste seine acht Plätze auf vier reduzieren, wie er berichtet. Um die Kunden nicht zu lange warten lassen zu müssen, hat er die Öffnungszeiten erweitert. „Wir öffnen früher und länger“, sagt er. Auf den ursprünglich freien Tag des Teams am Montag werde momentan verzichtet, wie Lahner schildert. Für seine Mitarbeiter hat er einen Schichtdienst eingeführt, da immer nur zwei Angestellte gleichzeitig in seinem Friseurladen anwesend sein dürfen.

Alltag wird ein Stück komplizierter

Auch er und sein Team haben viel Engagement in die Umsetzung der zahlreichen Hygienemaßnahmen gesteckt. Der Spuckschutz ist angebracht, Mundschutzmasken hat er nähen lassen und ausreichend Desinfektionsmittel besorgt. Die Einhaltung der Vorschriften bedeuten auch für ihn einen komplizierten Alltag. „Bisher konnte ich einen Pony kurz zwischendrin nachschneiden. Das darf ich jetzt nicht mehr. Die Haare müssen gewaschen werden und die Kundin benötigt einen Termin“, schildert Roland Lahner. Auch der 36-jährige Saloninhaber hofft darauf, dass die Kunden Verständnis aufbringen werden für den Wegfall des Trockenhaarschnitts. Roland Lahner hatte Soforthilfe beantragt; sie nach eigenen Angaben wegen eines Zahlendrehers aber nicht bekommen. Deshalb habe er Widerspruch eingelegt.

Mehr Wertschätzung für den Beruf

Er freut sich sehr, dass die Wertschätzung für seinen Beruf zugenommen hat. „Es ist schön, dass wir vermisst wurden“, sagt Lahner. Er denkt, dass „das Thema ‚Coronavirus‘ uns das ganze Jahr noch begleiten wird“.