Wer dieser Tage auf dem Friedhof in Meßkirch einen Grabbesuch gemacht hat, dürfte eine fleißige Gruppe von Männern und Frauen beim Unkrautjäten gesehen haben und hat sich womöglich gefragt: Sind das Mitarbeiter des Bauhofs? Nein, nicht Bedienstete der Stadt, sondern die Grünpflegegruppe der St. Franziskus-Werkstatt aus Sigmaringen hält die Kieswege in Schuss. „Die Zusammenarbeit klappt prima“, freut sich Michaela Schmidt, Sachgebietsleiterin Stadt und Umwelt. Für die Stadt ist die Grünpflegegruppe der WFB (Werkstatt für behinderte Menschen) ein Gewinn, da sie ihre Arbeit kostengünstig, manuell und vor allem zuverlässig erledigt.
Ohne Chemie
Kiesflächen auf den Friedhöfen von unerwünschten Unkräutern freizuhalten, ist immens viel Arbeit – und dies würde personelle Kapazitäten des Bauhofs binden. Da der Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden verboten wurde, suchte die Stadt Meßkirch nach einer Möglichkeit, die Kiesflächen und Kieswege auf dem Friedhof in Meßkirch zu pflegen. Der Bauhof hatte diverse genehmigungsfreie Mittel ausprobiert, doch diese wirkten nicht effektiv oder verursachten Gestank. Diese Geruchsbelästigung wollte man keinem zumuten. Eine manuelle Pflege mit Hacken und Abflammen kommt für den Bauhof nicht in Frage, da dies arbeits-, zeit-, personal- und kostenintensiv ist.
Zusammenarbeit zunächst auf Probe
„Es sah ziemlich katastrophal, nahezu verwahrlost aus und wir mussten eine Lösung finden“, erinnert sich Michaela Schmidt. 2023 kam die Idee auf, die Grünpflegegruppe von der Caritas in Sigmaringen für die Pflege des Friedhofes und zwei kleiner Hügelbeete im Stadtbereich anzufragen. „Wir vereinbarten gemeinsam die Zusammenarbeit probehalber für ein Jahr“, so Schmidt. Und weil die Grünpflegegruppe ihre Arbeit so überzeugend machte, wurden die Kooperation fortgesetzt und ausgedehnt. Die WFB ist nicht nur in Meßkirch, auch in Rohrdorf, Heudorf und Menningen aktiv. Nicht zuständig ist die Gruppe allerdings für die Grabvorbereitungen, das übernehmen Friedhofsgärtner.
Arbeitstag von 7.50 bis 16 Uhr
Heckenschneiden, Rasenmähen, Freischneide-Arbeiten und Nachpflanzungen kann die Gruppe ebenfalls übernehmen. Auch für Firmen, Privatleute und andere Kommunen ist sie im Einsatz. In Stetten am kalten Markt steht beispielsweise die Pflege von Verkehrsinseln auf dem Programm, das Aufstellen von Pylonen und das Tragen von Warnwesten ist dabei obligatorisch. Von April bis Oktober ist die Gruppe jeden Tag im Außeneinsatz. Die Arbeit beginnt um 7.50 Uhr bis 11.50 Uhr und nach der Mittagspause bis 16 Uhr. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten durch ihre Tätigkeit in der Grüngruppe eine Tagesstruktur und Selbstbestätigung. „Das sind fitte Leute“, sagt Richard Schick. Der Heilerziehungspfleger und Gärtner leitet die Grünpflegegruppe. Ihr gehören psychisch erkrankte Beschäftigte ab 18 Jahren an. Manche sind schon im Rentenalter.
Grüngruppe läuft

Geduldig zupfen Benjamin Löbe und Stefan Medved mit kleiner Hacke und Fugenkratzer ein Unkraut nach dem anderen heraus. „Wichtig ist es, das Kraut mitsamt Wurzel zu entfernen. Ich mache das gerne, es hat etwas Meditatives“, sagt Medved, der seit acht Jahren bei der Grünpflegegruppe ist. Löbe, seit über 20 Jahren bei der St. Franziskus-Werkstatt, pflichtet ihm bei: „Mir gefällt es, draußen zu schaffen. Ideal ist es, wenn es nicht zu kalt und nicht zu heiß ist.“ Es ist nicht zu übersehen, dass er sich mit seiner Arbeit identifiziert. Er trägt eine Baseball-Kappe. Die hat Löbe mit den Worten „Grüngruppe läuft“ besticken lassen.