„Wenn die Ablachtalbahn schnell umgesetzt wird und zu den ersten 100 Reaktivierungskilometern zählt, dann wird das Land dort auch den stündlichen Zugverkehr bezahlen“, hat Verkehrsminister Winfried Hermann anlässlich der Eröffnung der Haltestelle Mühlingen-Zoznegg im Mai diesen Jahres verlautbart. Die Initiatoren und Eigentümer der Bahnlinie von Mengen nach Stockach – die Stadt Meßkirch sowie die Gemeinde Sauldorf – müssen also schnell sein, wenn sie beim Angebot des Verkehrsministers dabei sein wollen. Dabei stehen sie noch vor vielen Herausforderungen, damit die Ablachtalbahn in der Weise saniert werden kann, damit dort nicht mehr nur Freizeitverkehr fährt.

„Wir sind im Moment dabei, die Ausschreibung für die Kosten-Nutzen-Untersuchung vorzubereiten“, erklärt Sauldorfs Bürgermeister Severin Rommeler, der das Reaktvierungsprojekt bereits vor seiner Zeit als Bürgermeister begleitet hat und immer noch Vorsitzender des Förderverein Ablachtalbahn ist. 500.000 Euro wird die Studie voraussichtlich kosten, an der sich auch die Gemeinde Mühlingen mit 30.000 Euro beteiligen will. Der Sauldorfer Bürgermeister rechnet mit einem positiven Ergebnis der Untersuchung, auch weil bereits die ersten beiden Voruntersuchungen das Projekt positiv beurteilt haben. „Das ist wichtig, weil nur dann haben wir Anspruch auf 90 Prozent Förderung des Bundes“, sagt Rommeler. Insgesamt rechnen die Initiatoren des Projekts mit einer Förderung der Sanierungskosten für die Bahnstrecke zwischen Mengen und Stockach von 95 Prozent, weil voraussichtlich auch das Land Baden-Württemberg Fördermittel hinzugeben wird.
Rund 75 Millionen Euro Baukosten
Auf rund 75 Millionen Euro werden die Baukosten für das Bahnprojekt geschätzt. 10 Millionen Euro werden die am Projekt beteiligten Kommunen selber finanzieren müssen. Für Rommeler ist das ein verhältnismäßig geringer Betrag: „Das ist überschaubar, wenn man bedenkt, dass die Planungskosten für die Umgehung der B311 allein 14 Millionen Euro betragen und wir würden für 10 Millionen Euro eine komplette Bahnstrecke erhalten“, sagt er.
Die Ablachtalbahn könnte jährlich rund vier Millionen Pkw-Kilometer und damit 566 Tonnen CO2 einsparen und bringe die Menschen genauso schnell wie das Auto von Mengen nach Radolfzell, ist einer der ersten Untersuchungen zu entnehmen. Rommeler kennt aber weitere Argumente für das Bahnprojekt: Nicht nur könnte die Bahnstrecke viele Pendler in die Industriezentren am Bodensee bringen, sie könnte umgekehrt ein wichtiger Zubringer in Richtung Ulm und damit zum Fernverkehr sein. Für die Bewohner des nördlichen Bodensees könnte die Ablachtalbahn die einzige Alternativroute sein, wenn die Bodenseegürtelbahn und die Gäubahn wegen der auf diesen Bahnstrecken geplanten Bauarbeiten für längere Zeit gesperrt sein werden.
Die Eigentümer der Ablachtalbahn gehen davon aus, dass die Strecke kostendeckend durch Trassenentgelte und Landeszuschüsse betrieben werden kann. Ihr Geschäftsmodell funktioniert aber laut Rommeler nur, wenn das Land den Zugverkehr finanziert. „Wir versuchen unter die ersten 100 Kilometer zu kommen. Da setzen wir alles daran“, sagt er in Bezug auf das Versprechen des Verkehrsministers.
Auch um den Eigenanteil von 10 Millionen Euro zu finanzieren, wollen Meßkirch und Sauldorf die an der Bahnstrecke liegenden sechs Kommunen sowie die beiden Landkreise ins Boot holen. Er könne sich vorstellen eine GmbH oder einen Zweckverband zu gründen, so Rommeler. Die Signale aus Konstanz und Sigmaringen klingen aber derzeit verhalten: „In Zeiten knapper werdender Finanzmittel fokussiert sich der Landkreis Sigmaringen auf bereits begonnene Projekte und priorisiert zukünftige Investitionen“, hieß es auf Nachfrage des SÜDKURIER aus dem Landratsamt in Sigmaringen. Ähnlich äußerte sich Landrat Zeno Danner für den Kreis Konstanz. Der Fokus liege aktuell auf anderen Bahnprojekten, insbesondere der Bodenseegürtelbahn. Gerade letztere erfordere hohe Investitionen und habe große Priorität vor der Reaktivierung der Ablachtalbahn, sagte der Konstanzer Landrat dem SÜDKURIER.
„Wir versuchen jetzt erst einmal die Kosten-Nutzen-Untersuchung einzutüten und wollen dann mit dem Ergebnis bei den Landkreisen und Kommunen auf Werbetour gehen“, gibt sich Rommeler zuversichtlich. Es werde oft argumentiert, der Schienenverkehr sei Sache des Landes, aber hätten Meßkirch und Sauldorf die Machbarkeitsstudie und die Kostenuntersuchung nicht in Auftrag gegeben, dann würde gar nichts laufen, meint er.