Der Saumarkt steht während der öffentlichen Sitzung des Meßkircher Gemeinderats am kommenden Dienstag mit der Vorstellung des konkretisierten Entwurfs für dessen Um- und Neugestaltung auf der Tagesordnung. In den Geschäften und Banken im Innenstadtbereich liegen seit Mittwoch Unterschriftenlisten aus, darüber steht: „Wir wissen um die Notwendigkeit bedarfsnaher Parkplätze und nutzen diese auch.“
Kampf ums Überleben
Dahinter steckt eine Gruppe von Geschäftsleuten rund um den Saumarkt. Dazu gehören Heimo Sauter (Optik Sauter), Daniel Stadler (Podologie Stadler) und Hermann Müller (Schuhhaus Müller). Sie haben sich zusammengeschlossen, weil sie ein Ausbluten der Innenstadt befürchten. „Wieder einmal sollen Parkflächen abgeschafft werden, das macht uns das Überleben noch schwerer“, befürchten sie Kundenschwund und Umsatzeinbußen.
„Auf jedem Parkplatz, der jetzt am Saumarkt wegfallen soll, könnten pro Jahr 2500 Fahrzeuge für einen Besuch der Innenstadt oder für einen Einkauf parken“, hat Müller ausgerechnet. „Dies bedeutet, dass zirka 12.000 Kontaktbesuche vernichtet werden.“
Sie vermissen Bürgernähe
Auch Bürgerferne werfen die Geschäftsleute der Stadt vor. Es sei doch wichtig zu wissen, welche Meinung die Bevölkerung im Hinblick auf Parkplätze und die Nutzung des Saumarkts habe. Von den Planern des beauftragten Büros seien die Geschäftsleute nie kontaktiert worden. Sie selber hätten proaktiv das Gespräch mit der Stadtverwaltung und den Fraktionen gesucht.
Gegen den Abbau von Parkplätzen
„Wir wissen, wie der Platz funktioniert und kennen die Situation vor Ort. Wir sind für den vollkommenen Erhalt der Parkplätze“, schildert Sauter die Lage. An Wochenmarkttagen und zu Spitzenzeiten zwischen 9 und 12 Uhr sowie ab 16 Uhr sei auf dem Saumarkt besonders viel los. Dann wird Ware vor der Gemüsehandlung entladen, Kunden lenken ihre Autos auf den Platz, um etwas zu erledigen. Es gibt Kurzparker, die nur schnell zum Bäcker huschen, andere parken länger. Eine Behandlung in der Podologie-Praxis könne bis zu einer Stunde dauern, so Stadler.
Kunden würden vergrault
Sie seien nicht grundsätzlich gegen eine Attraktivitätssteigerung, der Platz sehe ungepflegt aus und lade in diesem Zustand niemanden zum Verweilen ein. Der Entwurf der Planer bedürfe jedoch einiges an Verbesserung. Wenn eine Aufwertung zu Lasten von Parkplätzen gehe und die Kundschaft vergraule, hätten Handel, Dienstleister und Gastronomie massiv darunter zu leiden. „Zudem muss so ein Platz ja auch bespielt werden. Wer soll denn hier flanieren und sich hinsetzen, wenn die Stadt tot ist und die Läden an die Peripherie ziehen, wo es genug Parkplätze direkt vor der Tür hat?“

Es brauche ein Parkleitsystem
Die Stadt argumentiere zwar, dass es in der Innenstadt genügend Parkplätze gebe, was die Geschäftsleute am Saumarkt aber nicht so sehen. „Außerdem fehlt ein Parkleitsystem. Es weiß doch keiner, wo welche Anzahl von Parkplätzen überhaupt zu finden ist und wie lange man dort parken darf“, so Müller.
Praxisverlegung in Erwägung gezogen
Während des Gesprächs mit dem SÜDKURIER am vergangenen Dienstag, gegen 9.30 Uhr, herrscht am Saumarkt reger Autoverkehr, die Parkplätze sind alle belegt. Ein älterer Herr stoppt kurz, damit seine Frau in die Volksbank gehen kann. Aus einem haltenden Skoda müht sich vom Beifahrersitz eine Seniorin. „Viele unserer Kunden sind nicht mehr so mobil. Und unsere Zielgruppe ist nun mal älter“, kommentiert Heimo Sauter. „Zu uns in die Praxis kommen viele Menschen mit Gehbehinderung oder Rollator“, bestätigt Daniel Stadler. „Sollte das Grün vor unserer Gebäudefront realisiert werden, erschwert das den Zugang zur Praxis.“ Der geplante Baum an der Ecke Museumstraße verkleinere den Wendebereich und möglicherweise behindere er auch die Zufahrt für die Feuerwehr. Er sei schon so weit, dass er überlegt, seine Praxis an einen anderen Standort zu verlegen. Die Erfahrung zeige, dass Kunden kurze Wege wünschen. Sauter verweist in dem Zusammenhang auf das Schuhhaus Nipp in der Pfullendorfer Altstadt, das in Kürze schließt.
Besser wäre ein Gesamtkonzept
Hermann Müller und seine Mitstreiter kritisieren die Neugestaltung als zu kurz gedachte Einzelmaßnahme. Was fehlt, sei ein stimmiges Gesamtkonzept für die Entwicklung des Innenstadtbereichs. Aus ihrer Sicht liegt in der Innenstadt so einiges im Argen. „Ich bin in Verhandlungen mit einem potenziellen Nachfolger für mein Geschäft, doch jeder Investor und Gewerbetreibende wird zuerst eine Frequenzmessung für den Standort durchführen“, erzählt Müller. Wenn er dann auch noch den desolaten Zustand so mancher Gebäude und bereits existierender Plätze betrachte, werde ihm ganz anders. „Wenn wir uns eine Belebung wünschen, beispielsweise auch von Besuchern von Campus Galli, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, dann brauchen wir auch eine ansprechende Gastronomie in der Innenstadt.“