Bei diesem Bauwerk handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus der besonderen Art. Gedacht sind die Halbkugeln für Mehlschwalben, die eingeladen sind, dort zu brüten. Mehlschwalben überwintern in Afrika. Ende April dürften die Vögel wieder hier eintreffen. Das Brutgeschehen beginnt Anfang Mai. Thomas Haug, der 2019 als Ideengeber den Anstoß für das Mehlschwalbenhaus gab, erklärt, dass es darum geht, die Population in Meßkirch langfristig und sicher zu halten. Die Schwalben könnten ihre Behausungen durchaus selber bauen, indem sie feuchte Knödel aus Lehm und Pflanzenteilen an Hauswände oder unter Dächer kleben. Aber: „An den heutigen wasserabweisenden Fassaden hält das Gebilde nicht“, so der Ornithologe und Fachgutachter aus Sentenhart. Eine Untersuchung habe ergeben, dass der Rückgang von Gebäudebrütern weniger mit Insektenverlust zu tun habe, sondern auf Sanierungsmaßnahmen zurückzuführen sei.
Noch keine Schwalbe eingezogen
Die Mehlschwalbe ist ein solcher Gebäudebrüter und in Meßkirch wohnt die einzige noch existierende Kolonie mit acht bis zehn Paaren unter dem Dachvorsprung des Gasthofs „Grüner Baum“, also gleich gegenüber der künstlichen Nisthilfe. Der Standort wurde ornithologisch, städtebaulich und straßenverkehrsrechtlich überprüft. Dass das bezugsfertige Mehlschwalbenhaus in unmittelbarer Nähe der bestehenden Schwalbensiedlung aufgestellt wurde, hat seine Gründe. Es wäre für die Nachkommen eine ideale Möglichkeit, sich auf der anderen Straßenseite einzunisten. Und doch hat es bisher noch nicht geklappt, dass die Schwalben die Neubauwohnungen annehmen. „Ein Gutachten wurde 2019 erstellt und die Fördergelder für das Projekt haben wir 2020 beantragt“, erinnert sich Manuela Schmidt vom Fachbereich Stadt & Umwelt. Die Einweihung der zu einem großen Teil aus Spenden und Fördermitteln finanzierten Vogel-Immobilie fand im Juni 2022 statt.
Falscher Kot und Vogelgesang
Haug betont, dass Geduld gefragt ist, wenn es um die Annahme von Ersatz-Nisthilfen geht. Bei der Eisvogelwand bei einem Baggersee in Krauchenwies habe es zehn Jahre gedauert. Gut möglich, dass es in Meßkirch schneller geht. Denn es wird einiges getan, um die Mehlschwalben für eine Reihenhauswohnung zu interessieren. Eine Klangattrappe simuliert durch Vogelzwitschern, dass die Nester bewohnt sind. Der Gesang soll andere Schwalben motivieren, auch dort einzuziehen. Ist das erste mutige Paar eingezogen, stehen die Chancen gut, dass andere Brutwillige nachfolgen, sagt der Vogelkundler. Ein weiter Trick soll dieses Jahr angewendet werden: Damit die Behausung nicht so steril rüberkommt, wird für Gebrauchsspuren gesorgt. „Dies geschieht mit heraushängenden Grashalmen, Federchen und weißen Farbklecksen als künstlicher Vogelkot“, so Schmidt.