Der Großparkplatz der Meßkircher Diskothek bei Heudorf ist für das Sigmaringer Landratsamt eine Option, um dort Flüchtlinge in Containern unterzubringen. Die Kreisbehörde bestätigte auf Anfrage des SÜDKURIER eine Aussage von Tobias Gauggel, die dieser als Zuhörer der Sitzung des Meßkircher Gemeinderats gemacht hatte. Gauggel hatte Aufklärung von Bürgermeister Arne Zwick gefordert. Er sprach von bereits konkreten Planungen für das Gelände, das direkt an die Bundesstraße 311 angrenzt. Nach seinen Informationen seien bereits Container bestellt.
„Das Gelände der ehemaligen Diskothek Ritterhof ist eine Option, die wir aktuell prüfen. Ein Mietvertrag ist jedoch noch nicht unterzeichnet, Container wurden noch nicht bestellt,“ heißt es in einer Stellungnahme des Landratsamtes auf Anfrage des SÜDKURIER. Auf die Frage, wann die Öffentlichkeit informiert werde, teilte das Landratsamt mit: „Sollte sich unter den derzeit in Prüfung befindlichen Standorten der Standort in Meßkirch konkretisieren, werden wir die Öffentlichkeit zu gegebener Zeit darüber informieren.“ Um die erwartete Aufnahmeverpflichtung auch im Herbst 2024 erfüllen zu können, „stand und steht der Landkreis im Gespräch mit mehreren Eigentümern geeigneter Liegenschaften“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Bürgermeister Zwick sagte gegenüber Tobias Gauggel, dass ihm nicht bekannt sei, dass es bereits so konkrete Überlegungen, wie von dem Landwirt geschildert, für eine Unterbringung von Flüchtlingen in Heudorf gebe. Es sei ihm bekannt, dass der Kreis nach solchen Möglichkeiten suche. Als Kommune habe die Stadt Meßkirch relativ wenig Einfluss auf ein solches Projekt. Sollten tatsächlich Wohncontainer auf dem Großparkplatz aufgestellt werden, dann müsste der Kreis einen Bauantrag einreichen. Mit diesem müsste sich dann der Technische Ausschusses des Gemeinderats auseinandersetzen.
Am Ende der Sitzung war Gemeinderat Christian Ott (CDU) den Bürgermeister scharf angegangen. Er, so Ott, könne sich nicht vorstellen, dass Zwick von den von Tobias Gauggel geschilderten konkreten Planungen für den Parkplatz der Ex-Disco nichts wisse. „Das glaube ich nicht“, so Ott, denn Zwick sei Mitglied des Kreistags. Thomas Nuding, Stadtrat der Freien Wähler und in der Seenotrettung engagiert, forderte in der Sitzung des Stadtrats, dass nicht gezielt Stimmung gegen Flüchtlinge gemacht werde. Er wies unter anderem auf das Aktionsbündnis Seebrücke hin, dass sich für eine menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten einsetzt.
Im Oktober vergangenen Jahres hatte der Meßkircher Stadtrat, bei zwei Enthaltungen der beiden Mitglieder der SPD-Fraktion, eine Protestnote an die Politik in Bund und Land in Sachen Unterbringung von Flüchtlingen verabschiedet. Bürgermeister Zwick hatte damals gesagt, dass es der Stadt zunehmend schwerer falle, Geflüchtete unterzubringen. Bis jetzt funktioniere dies aber noch ohne große Probleme, so Zwick im Oktober.
Nach Angaben des Landratsamtes werden derzeit sechs Immobilien als Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete genutzt: In zwei Gebäuden der ehemaligen Oberschwabenkaserne in Hohentengen sind Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Jeweils zwei Objekte in Mengen und in Sigmaringen stehen für Asylsuchende aus sonstigen Ländern zur Verfügung. Aktuell sind von den 330 Plätzen, die für die Unterbringung zur Verfügung stehen, rund 260 belegt. Üblicherweise erhöhe sich die bundesweite Anzahl an Asylsuchenden zum Spätsommer beziehungsweise Herbst eines jeden Jahres und flache zum Jahresbeginn bis in die Frühlingsmonate wieder ab. So wurden im zweiten Halbjahr 2023 rund 100 Plätze zusätzlich benötigt.