Interessierte Bürger und Bürgerinnen konnten sich jetzt in zwei Informationsrunden über die Zukunft des ehemaligen Krankenhausgebäudes in Pfullendorf informieren. Das Interesse der Bürger war recht groß, sodass in der ersten Runde gleich mal im Foyer nachgestuhlt werden musste. Die zweite Runde war dann nicht mehr so stark besucht. Bewusst wollte man den Bürgern die Gelegenheit bieten, nicht in einem großen Rahmen, sondern im kleinen Maßstab auch Fragen stellen zu können oder mit den Fachleuten auch zu diskutieren.

Bürgermeister Ralph Gerster brachte es direkt auf den Punkt. „Es stellt sich die Frage, wie geht es jetzt weiter mit der Nachnutzung des Krankenhauses?“ Er verwies auf die Grundsatzbeschlüsse im Kreistag und auf etliche Debatten und Gespräche im Hintergrund. „Vor allem letzteres habe dazu geführt, dass wir Ihnen am heutigen Tag eine mögliche Nachnutzung präsentieren können“, eröffnete er seine Begrüßung. „Unser großes Ziel ist es, dieses Gebäude wieder mit Leben zu erfüllen.“ „Wir sind froh, dass wir mit der Zentren für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg jemand gefunden haben, der sich vorstellen kann dieses Gebäude zu nutzen.

Dieter Haug von den Zentren für Psychiatrie stellte zunächst das ZfP, eine Anstalt des öffentlichen Rechts des Landes, vor. Die Anstalt beschäftigt an seinen rund 40 Standorten etwa 4200 Mitarbeiter. Hubertus Friedrich, Klinikleiter aus Zwiefalten, erklärte: „Wir wollen eine gemeindenahe, spezialisierte und auf aktuellem wissenschaftlichem Stand stehende psychiatrische Behandlungsversorgung anbieten.“ Dazu zähle eine Klinikversorgung jeden Tag auch am Feiertag, stationär sowie auch ambulant.
Klinikleiter über geplante Nutzung
Friedrich erläuterte die Nutzung des bestehenden Gebäudes. Er verwies auf das Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Erdgeschoss, mit dem auch über die somatische Schiene eine Kooperation, direkt und sehr unkompliziert, denkbar sei. Im ersten Obergeschoss ist eine Forensische Satelliten-Station für suchterkrankte Menschen angedacht. Dies seien Patienten, die üblicherweise von Zwiefalten nach der Akutversorgung nach Pfullendorf kommen sollen. Hier könnten in diesem Bereich dann wesentlich gelockertere Behandlungen angeboten werden.
Mehrere Fachbereiche auf fünf Stockwerken
Im zweiten bis fünften Obergeschoss sollen die verschiedenen Fachbereiche der psychiatrischen Behandlung angeboten werden. Dazu zähle die Alterspsychiatrie, wo zum Beispiel Demenzerkrankte diagnostiziert und behandelt werden können, sowie suchterkrankte Menschen, akut depressiv oder anders allgemein psychiatrisch erkrankte und psychosomatisch erkrankten Menschen. „Für jeden Bereich wollen wir jeweils ein Stockwerk einplanen.“ Zudem ist geplant einen Teil der Psychiatrie aus Sigmaringen nach Pfullendorf zu verlegen.

Frank Bopp, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Psychosomatik am Krankenhaus in Sigmaringen meinte anschließend: „Ich finde es nachvollziehbar und unterstützungswert, dass hier in Pfullendorf alle Bereiche aus der Psychiatrie und den ergänzenden Bereichen Psychosomatik und Psychotherapie zusammengefasst werden sollen.
Ambulante Angebote im Erdgeschoss
Frank Kuhn, Projektleiter beim ZfP, betonte, dass das ehemalige Krankenhaus weiter als öffentliches Gebäude betrachtet werden soll. Dazu gehört, dass die ambulanten Angebote im Erdgeschoss weiterhin angeboten werden sollen. Dazu zählt die Pflegeschule der SRH, die hierbleiben soll, sowie das MVZ mit der urologischen Praxis und das Familien-Gesundheits-Zentrum inklusive der Hebammen-Sprechstunde, die Gefäßchirurgie und Diabetologie. Hier betonte der Bürgermeister stolz, dass zukünftig Chirug Taibi El Amrani an zwei Tagen an dieser Stelle präsent sein wird und kleinere Eingriffe vorgenommen werden können.
Ukraine-Flüchtlinge sollen in StoV-Gebäude
In der Fragerunde begrüßte Karl-Heinz Fahlbusch, Leiter des VDK in Pfullendorf, die angestrebte Lösung. Er bezweifelte aber, dass die Pflegeschule eine langfristige Bleibeperspektive in Pfullendorf habe. Außerdem stellte er die Frage, was mit den Ukraine-Flüchtlingen geschehen soll. Bezüglich der Pflegeschule erwiderte Ralph Gerster, dass er diese Problematik nicht sähe, und dass auch das ZfP ein Interesse am Verbleib der Pflegeschule habe. Für die Ukraine-Flüchtlinge ist eine Verlegung ins ehemalige StoV-Gebäude angedacht. Hier könnten die 50 vorhandenen, sowie zwölf zusätzliche Plätze untergebracht werden. Dis muss der Gemeinderat noch beschließen.