Trettmann, du bist in einem Plattenbau-Neubaugebiet aufgewachsen und machst Hip-Hop- beziehungsweise Rap-Musik. Würdest du sagen, dass du das gängige Klischee, das in Deutschland in Bezug auf diese Musikrichtung vorherrscht, quasi ideal erfüllst?
Ich sehe mich selbst gar nicht als Rapper, muss aber auch sagen, dass Hip-Hop eine große Nummer in meinem Leben war und ist. Ich bin mit der Plattensammlung meiner Mutter groß geworden: Von Stevie Wonder über Aretha Franklin hin zu Al Jarreau. Dadurch hatte ich schon immer eine Liebe zur Musik, vordergründig R‘n‘B (Anm. d. Red.: Rhythm and Blues) aus Amerika. Hip-Hop kam dann als Weiterentwicklung irgendwann dazu. Obwohl ich damals noch kein Englisch konnte, habe ich mich mit den Leuten in Amerika solidarisiert. Dort gab es schon soziale Aspekte wie fehlende Gleichberechtigung. Bei mir ging es primär aber mehr um Vibes und Musik.
Musikalisch hast du bereits einiges durch: Unter anderem Reggae, mittlerweile Hip-Hop und R‘n‘B. Wo fühlst du dich am wohlsten und was sind die zentralen Unterschiede der einzelnen Genres?
Für mich ist das eigentlich alles eine Familie, ich kann das gar nicht so richtig trennen. Wenn man die Wurzeln betrachtet, ist es egal, ob beispielsweise in den USA oder der Karibik: Es basiert alles auf demselben Level. Ich höre nach wie vor Reggae und Dancehall. Es gibt von mir auch Musik, bei der ich bestehende Songs mit alten Rhythmen, zum Beispiel Rocksteady aus den 60er-Jahren, neu interpretiere. Das sind dann Hip-Hop- und R‘n‘B-Songs auf Reggae. Anfang der 90er-Jahre war ich erstmals in Jamaika. Dort hat mich besonders beeindruckt, dass Musik so artverwandt ist. Die unterschiedlichen Genres befruchten sich gegenseitig. Die Übergänge sind fließend.
Wie hat sich die deutsche Hip-Hop- und Rap-Szene in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt?
Stark. Von eher an Reimketten und Silbenstapelei angelehnter, für mich oft nicht tanzbarer Musik, hin zu entschleunigten Melodien. Ich habe eher wenig deutschen Hip-Hop gehört, da ich mehr mit dem Übersee-Sound beschäftigt war. Ich gehe gern aus und früher war es oft so, dass ich mit den Hip-Hop-Songs nicht klar kam. Das hat sich geändert und ich schleiche nicht mehr von der Tanzfläche. Mittlerweile kann ich sogar auf Deutschrap-Partys gehen und habe dort einen guten Abend (lacht). Es ist musikalischer geworden, finde ich. Viele Leute kritisieren, dass diese Musik inhaltlos sei. Natürlich: Es geht häufig gar nicht mehr um die Aussagen und verschiedenen Metaebenen, sondern um die Vibes. Das führt wiederum zurück zum Ursprung des R‘n‘B und Soul.

Immer wieder machen Musiker gemeinsame Sache und veröffentlichen zusammen Songs. Bist du ein Typ, der eher eigene Sache macht oder jemand, der auch an Features Freude hat?
Ich arbeite mit dem Produzententeam Kitschkrieg und finde das geil. Es hilft mir unheimlich, mit ihnen zusammen Musik zu machen. Jeder hat seinen Bereich, in dem er gut ist. Ich kümmere mich um mein gutes Aussehen, um die Songs und die Lyrics. Wir ergänzen uns gut und ich spreche mich mit Kitschkrieg ab.
Über all die Jahre hast du zahlreiche Auftritte hinter dir. Was war in Bezug auf Musik deine bislang schönste Erfahrung und was blieb in eher schlechter Erinnerung?
Sehr schwer, weil aus einer Vielzahl von Ereignissen auszuwählen ist. Das Splash-Festival letztes Jahr war cool, da haben wir im Team auch drauf hingearbeitet. Wir wollten dort hin und das hat geklappt. Nicht so gut ist zum Beispiel, wenn man auf der Bühne ausrutscht, in den Bühnengraben fällt, zu viel Sonne auf einen einstrahlt oder die Technik versagt. Ich habe eigentlich alles schon durch. Unwetter sind auch immer schade, wenn der Auftritt dann deswegen ausfällt.