Christopher, Sie sind direkt vom Hurricane Festival bei Bremen zum Southside in Neuhausen ob Eck gekommen. Wie ist das Festival-Leben?

Das Verrückte ist, dass man in einen Bus einsteigt, schläft und am nächsten Morgen an einem anderen Ort aufwacht. Die Reise bekommt man überhaupt nicht mit. Auf Tour ist das noch krasser. Die Faszination daran ist, dass man jeden Tag einem krassen Reiz und einer krassen Energie ausgesetzt ist.

Ist das auch manchmal stressig? Sehnen Sie sich ab und an nach Ruhe?

Ja, das ist schon oft stressig. Wir haben uns alle schon sehr gut daran gewöhnt, jeder vermisst aber auch seine Privatsphäre. (lacht) Wenn wir wirklich mal zwei Monate auf Tour sind, wird es irgendwann hart. Wir machen das nun aber schon ein paar Jahre, deshalb können wir das ein bisschen einschätzen.

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Worauf freuen Sie sich bei Festivals wie dem Southside?

Ich finde es immer super schön, viele Leute zu treffen, wie zum Beispiel die Höchste Eisenbahn (Band aus Berlin, die Redaktion), das sind Freunde von uns. Die haben auch auf dem Southside gespielt und ich habe mich sehr auf ihren Auftritt gefreut, den ich mir auch angeschaut habe.

Wie würden Sie Ihre Musik denn selbst beschreiben? Wenn man in die Songs reinhört, klingt vieles eher melancholisch.

Ich sage selbst immer, dass das ehrliche, handgemachte Musik ist. Wir können die Instrumente spielen und schreiben die Lieder selbst.

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Liegt denn der Fokus in Ihren Songs eher auf der Vergangenheit oder der Zukunft?

Ich glaube, die entstehen immer aus der Gegenwart heraus, aber klar spielt dann auch mal mit rein, dass man sich zurückerinnert und dass man mal den Wunsch hat, dass es so und so ist. Von Song zu Song ist das aber auch unterschiedlich.

Welche Zielgruppe möchten Sie mit Ihrer Musik erreichen?

Das ist wie bei einem Ravensburger-Puzzle, einfach von drei bis 99 Jahren. (lacht) Ich finde es immer total schön, wenn das Publikum gemischt ist: verschiedene Altersklassen, die einem unterschiedliche Rückmeldung geben und auf unseren Konzerten zusammenkommen.

Gemütliches Beisammensein im Hinterhof: Malte Huck (von links), Severin Kantereit, Henning May und Christopher Annen.
Gemütliches Beisammensein im Hinterhof: Malte Huck (von links), Severin Kantereit, Henning May und Christopher Annen. | Bild: Martin Lamberty

Sie gehören neben Henning May und Severin Kantereit, die Sie seit Ihrer Schulzeit kennen, zu den Gründern der Band. Früher haben Sie zusammen Straßenmusik gemacht, jetzt sind Sie auf der großen Bühne angekommen. Was waren die Meilensteine auf dem Weg dorthin?

Ich glaube, der erste Meilenstein war es, 2013 ein eigenes Album mit eigenen Songs aufzunehmen, das wir auch selbst rausgebracht haben. Dann war der Spot für die Beatsteaks total wichtig, als sie uns gefragt haben, ob wir mit ihnen auf Tour gehen. Davon haben wir sehr viel mitgenommen und gelernt, wie man auf Tour geht. Moses Schneider (Musikproduzent, die Redaktion) kennenzulernen und mit ihm ein Album aufzunehmen, das war bestimmt auch ein ganz wichtiger Meilenstein.

Was ist der größte Unterschied zwischen der Straßenmusik und der Festivalbühne?

(lacht) Auf Festivals wird halt alles organisiert und die Leute kommen dorthin, um sich Bands anzugucken. Aber Festival ist vielleicht noch mehr Straßenmusik als ein Club-Gig oder eine eigene Show, weil die Leute vorbeigehen und man sie ansprechen muss. In dem Moment muss man sie dazu bringen, stehenzubleiben und sich das anzuhören. Aber mittlerweile kennen uns auch ein paar mehr Leute, deshalb kommen sie dann vielleicht auch dafür da hin.

Ist Straßenmusik direkter?

Direkter von der Reaktion auf jeden Fall, weil da einfach nicht so viele Leute sind. Da stehen vielleicht mal maximal 50 Leute um einen rum. Da kann man allen noch wirklich in die Gesichter sehen.

Im Song „Du bist anders“ singen neben Henning May auch Sie. Ist das eher die Ausnahme oder ein bewährtes Stilmittel für die Zukunft?

Da habe ich auf jeden Fall Bock drauf. Wir singen auch alle vier mittlerweile echt viel und sind auch bei zwei neuen Stücken, bei „Ozean“ und „Komm zu mir“, quasi ein Chor. Das klingt immer super schön. Und deshalb glaube ich auf jeden Fall, dass das etwas ist, auf das wir weiter Lust haben.

Henning May während dem Southside-Auftritt von AnnenMayKantereit.
Henning May während dem Southside-Auftritt von AnnenMayKantereit. | Bild: Oliver Hanser

Das Video zu „Du bist anders“ haben Sie auf einer Mauer gedreht. Drumherum sind Touristen, die vorbeilaufen und Bilder machen. Wie ist das denn bei Ihren Videos – machen Sie die spontan?

Ja, das war tatsächlich komplett spontan bei diesem Song. Wir sind einfach auf die Mauer hoch und dachten: Das ist bestimmt krass vom Ausblick her und auch eine schöne Mauer. Das Lied haben wir uns schon vorgenommen, dann haben wir uns einfach ein Mikro angesteckt und das drei Mal gespielt. Das jetzige Video war dann der beste Take.

Die Stimme von Henning May ist ja sehr markant und ein Stück weit sein Markenzeichen. Man hört sie aus einer Vielzahl von anderen heraus. Wie viele Zigaretten raucht er denn am Tag?

(lacht) Die Stimme hat er einfach und er hat sie auch sehr viel trainiert. Über die vergangenen zehn Jahre hat er einfach massiv viel gesungen.

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