Noch bis zum 27. Februar können Bewerber im Rahmen des Gründerwettbewerbs ihre Geschäftsideen aus den Bereichen Handel, Dienstleistung, Handwerk und Gastronomie bei der Stadt einreichen. Der Wettbewerb möchte einen Anreiz bieten, sich im Herzen von Pfullendorf mit einem Gewerbe selbstständig zu machen. Die Innenstadt soll attraktiver Innenstadt und die leer stehenden Räumlichkeiten reduziert werden.
Waschechter Innenstädter
Ein waschechter „Innenstädter“, aufgewachsen in der Unteren Hauptstraße, wo er 1960 das elterliche Geschäft übernahm, ist Ekkehard Klaiber. Die Altstadtsanierung und damit der Erhalt der Substanz lag dem Geschäftsmann schon immer am Herzen und als Gemeinderat hat er sich persönlich dafür stark gemacht. „Mehr Leben in der Stadt“ würden er und seine Frau Bertel auf jeden Fall begrüßen. „Wenn mehr Leute kommen, profitieren alle davon.“ Doch die Frequenz in der Innenstadt zu steigern, sei immer ein Kampf. „Hier sind gemeinsame Aktionen des Handels gefragt.“
Grundstück von Stadt erworben
An der Innenstadtlage halten Klaibers fest. Allerdings war eine Erweiterung des Sortiments um Büromöbel und -technik in den vorhandenen Räumen nicht möglich. Und so hat das Ehepaar 1975 im Äußeren Mühlweg von der Stadt ein Grundstück erworben, um dort einen Büromarkt für Büromöbel und -technik zu eröffnen, den es heute noch gibt. „Doch die Präsenz in der Innenstadt ist uns wichtig und die wollen wir auch nicht aufgeben. Wir mussten uns aber breiter, interessanter aufstellen, um einen größeren Kundenkreis anzusprechen. Über den Schulbedarf und das klassische Schreibwarensortiment hinaus, bieten wir deshalb auch Geschenke, Kulinarisches und Accessoires an.“

Den Gründerwettbewerb und die Förderung von kleinen, pfiffigen, inhabergeführten Fachgeschäften findet Klaibers volle Zustimmung. Auch für die Aktion „Ich lebe hier, ich kaufe hier“ ist er voll des Lobes. „Dieser Appell an die Verbraucher, ist eine tolle Initiative für Pfullendorf und den Handel in unserer Region. Damit wird das Heimatbewusstsein und Zusammengehörigkeitsgefühl angesprochen.“
Verkehrskonzept auf den Prüfstand
Das Verkehrskonzept in der Kernstadt würde Klaiber auf den Prüfstand stellen. Die Trennung der Ober- von der Unterstadt durch den Marktplatz, der nicht überfahren werden darf, gefällt ihm nicht. „Man könnte überlegen, den Marktplatz nur an Markttagen zu sperren“, sagt Bertel Klaiber. Was das sanierte Parkhaus angeht, erhalte sie positives Feedback. Zusammen mit dem Parkdeck beim Norma stehe reichlich Parkraum zur Verfügung.
Was das Parkverhalten angeht, hat Egbert Kurb festgestellt: „Mir scheint, je kleiner die Stadt, desto näher möchten die Kunden ihr Auto am Geschäft parken.“ Den Gründerwettbewerb bewertet er positiv. „Es ist sehr gut und sinnvoll, Neustartern Informationen an die Hand zu geben, sie in rechtlichen Fragen zu unterstützen und bei der Durchführung zu begleiten.“ Auch die finanzielle Unterstützung, in Form zweckgebundener Geldpreise, sei lobenswert. „Als Anfänger ist man um jeden Euro dankbar.“
Für Sitzmöglichkeiten
Der Augenoptiker und seine Frau leben und arbeiten seit etlichen Jahren in der Innenstadt. Als sie das Optikergeschäft in der Unteren Hauptstraße 1976 eröffneten, habe noch keine Flaute in der Stadt geherrscht. „Leerstand war kein Thema. Es hat gebrummt, Marktplatz Granmarktgasse und Heiligenberger Straße waren Top-Adressen.“ Was Kurb ebenfalls begrüßt, sind die städtischen Pläne, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt unter anderem durch eine Schaffung von Sitzmöglichkeiten zu erhöhen.

Treue Innenstädter seit Generationen sind die Langers. Die Familie ist seit 1956 im Mode-Einzelhandel tätig. Neben dem Stammhaus in der Andreas-Rogg-Gasse haben die Geschäftsleute 1992 in der Unteren Hauptstraße das Downtown gegründet, anfangs im Gebäude des heutigen „Celentanos“, befindet befindet sich das Geschäft seit 2005 ein Stück oberhalb. „Das Gebäude haben wir komplett entkernt und alles neu gebaut. Wir haben immer investiert, erweitert, modernisiert“, bringt es Hans-Peter Langer auf den Punkt. „Zum einen, um mit dem Unternehmen zukunftsfähig zu sein, zum anderen, um das Eigentum zu erhalten und mit Leben zu füllen. Doch wir hätten nicht investiert, wenn wir nicht an die Zukunft der Innnenstadt glauben würden. Das wäre ja irrsinnig. Wir sind sehr gerne hier.“ Was den Gründerwettbewerb betrifft, sagt er: „Sowohl der finanzielle Anreiz, als auch die Begleitung und Beratung sind eine super Idee.“
Bio- oder Feinkostladen
Harry Langer, der in der Innenstadt geboren wurde, fügt hinzu: „Wir sind froh über alle Flächen, die nicht leer stehen. Doch das ist gar nicht so einfach. Kleine Räumlichkeiten, die sich nur schwer zusammenfassen lassen, zum Teil am Berg gelegen. Filialisten, Drogeriemärkte oder Vollsortimenter im Bereich Lebensmittel suchen nun mal eine größere Fläche.“ Welche Branchen haben aus Sicht von Harry und Hans-Peter Langer eine gute Chance in der Innenstadt? „Eine Parfümerie oder ein Reformhaus, in diesem Bereich freuen sich Kunden ganz besonders über eine kompetente Beratung. Wichtig ist, dass die Kunden gerne kommen, den persönlichen Kontakt und die Begegnung schätzen – hier liegt ja auch eine Stärke des Einzelhandels.“ Einen Bio- oder Feinkostladen könnten sich die beiden auch vorstellen, ein Geschäft, das eine Nische besetzt, das sich auf besonderes spezialisiert.
Anmeldung
Der Wettbewerb gliedert sich in drei Phasen: Bis zum 27. Februar 2019 kann jeder seine Geschäftsskizze bei Wirtschaftsförderer Bernd Mathieu einreichen. Dann wird die Geschäftsidee geprüft. Bis 27. Juni 2019 soll ein Detail-Businessplan erarbeitet werden und diese werden dann von einer Jury bewertet. Die drei besten Geschäftsmodelle erhalten ein Preisgeld von 2000, 1000 und 500 Euro sowie Sachpreise. Wer sein Vorhaben dann tatsächlich verwirklicht, erhält pro Geschäftsidee 5000 Euro (zweckgebunden für Renovierung, Ladenbau, Marketing, Ladenmiete etc.). Die Projektteilnehmer werden während des Wettbewerbs von Fachleuten begleitet. Dazu gehören kostenlose Workshops und Beratungen. Und für die Gewinner gibt es Medienpakete des SÜDKURIER-Medienhauses. (www.idee-pfullendorf.de)