Den Abschlussbericht zum Umbau des ehemaligen Dominikanerinnenklosters Pfullendorf haben Architekt Helmut Hagmüller und die freie Architektin Viola Tagscherer bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgelegt.

Baukosten in Höhe von rund 6,2 Millionen Euro

Die beiden ließen die Sanierungsarbeiten der vergangenen Jahre Revue passieren und schilderten auch, wie es zu den Mehrkosten von rund 268 000 Euro kommen konnte. Insgesamt verschlang die Maßnahme rund 6,219 Millionen Euro.

Unzählige Arbeitsstunden stecken in der Sanierung der vergangenen Jahre.
Unzählige Arbeitsstunden stecken in der Sanierung der vergangenen Jahre. | Bild: Architekturbüro Schaudt

Hagmüller erinnerte an den Beginn des Projekts im Jahr 2012/2013. „Mit einer einfachen Machbarkeitsstudie ging es los“, schilderte der Architekt. Themenkomplexe, die mit der Sanierung des ehemaligen Klosters verbunden waren, seien unter anderem die Barrierefreiheit und die Möglichkeit, die Unter- mit Oberstadt und den Kirchen zu verbinden, schilderte Hagmüller.

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Als es dann richtig losgegangen sei mit der Sanierung des ehemaligen Klosters, seien Bauamtsleiter Jörg-Steffen Peter seitens der Stadt sowie Viola Tagscherer seitens des Büros Schaudt in das Projekt mit eingestiegen.

Vorgaben des Denkmal- und des Brandschutzes galt es bei den Arbeiten einzuhalten.
Vorgaben des Denkmal- und des Brandschutzes galt es bei den Arbeiten einzuhalten. | Bild: Architekturbüro Schaudt

„Das Tragwerk war sehr desolat“, betonte Tagscherer, die aus allen fünf Bauabschnitten Bilder für die Gemeinderäte und Besucher in der Stadthalle mit dabei hatte. Es habe eine Art von Trichterbildung in den Decken gegeben. Das gesamte Gebäude sei bis zum Untergeschoss rund 30 Zentimeter abgesackt, führte sie aus.

Gebäude für die Bevölkerung erlebbar machen

„Das haben wir dann Stück für Stück aus der Decke über dem Gewölbe herausgedrückt“, erinnerte sie. Bei zwei Gelegenheiten – einmal am Tag des offenen Denkmals und ein anderes Mal ein Tag der offenen Tür – habe man das Gebäude ein bisschen erlebbar machen können für die Bevölkerung.

Das Gebäude wurde entkernt, bevor die Innensanierung begann.
Das Gebäude wurde entkernt, bevor die Innensanierung begann. | Bild: Architekturbüro Schaudt

„Wir mussten das Haus vollständig entkernen und alle Decken herausnehmen“, berichtete Viola Tagscherer. Außerdem habe man viele Zwischenwände, die nicht unter Denkmalschutz standen, herausnehmen müssen. Die Firma Künstle habe über Jahre hinweg in mühevoller Kleinarbeit jeden einzelnen Balken untersucht. „Das Denkmalamt hat uns sehr auf die Finger geschaut, ob wir alles richtig machen und ob wir auch sensibel genug mit dem Bestand umgehen“, betonte Tagscherer.

Wasserschäden am Dachstuhl

Dann habe man zunächst das Dach wieder aufgerichtet, um die Hülle wieder dicht zu bekommen. „Das war der erste große Schritt“, sagte die Architektin. Dabei habe es umfangreiche Maßnahmen am Dachstuhl gegeben, weil dieser Wasserschäden gehabt habe, so Tagscherer. Mit einer neuen Tragkonstruktion ist sie die bisherige ergänzt und unterstützt worden.

Viel gab es zu tun im Innenbereich des ehemaligen Klosters.
Viel gab es zu tun im Innenbereich des ehemaligen Klosters. | Bild: Architekturbüro Schaudt

Über dem Gewölbe habe man neue Decken einbringen müssen und umfangreiche Abdichtungsmaßnahmen zum Hang hin gegen drückendes Wasser aus dem Felsen seien nötig gewesen. „So haben wir bis 2019 nur intensive Arbeit an der Struktur und Standfestigkeit des Gebäudes vorgenommen“, erläuterte Tagscherer.

Zunächst Stuckdecken restauriert

Dann habe der Innenausbau begonnen, bei dem zunächst die Stuckdecken restauriert worden sind und man habe neue Wände hochziehen müssen. Außerdem habe es einen großen Einschnitt in das Gebäude gegeben. Dabei handelt es sich um das jetzige Treppenhaus. Die gesamte Tragstruktur sei beschnitten worden, um dann diesen einen zentralen Aufgang zu ermöglichen.

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2020 sei die Fassade mit dem Aufzug gestaltet und verwirklicht worden. Fensterleibungen waren original Sandstein, seien aber in den 1970-er Jahren sehr unfachmännisch saniert worden seien, seien wieder herausgeholt, entsprechend gefestigt und wieder aufgebaut worden.

Dachstuhl sollte ausgebaut werden

Dann sei der Wunsch von Seiten der Stadt aufgekommen, den Dachstuhl auszubauen. Dies hätten die Raumhöhen dort eigentlich nicht zugelassen, aber schließlich sei es doch gelungen, dass man die Tragstruktur denkmalgerecht so anheben konnte, dass der gewünschte Besprechungsraum entstehen konnte. „Und so waren wir Ende 2020/Anfang 2021 in die Endrunde der Maßnahme gekommen“, sagte Tagscherer.

Zusätzlicher Dachausbau verursacht Kosten

Bezüglich der Kosten der Sanierung schilderte Viola Tagscherer, dass im Oktober 2019 Gesamtkosten von 5 950 000 Euro prognostiziert worden seien. Die tatsächlichen Kosten liegen nun aber bei rund 6 218 910 Euro. „Wie sie sehen, sind wir drüber und das nicht zu knapp“, bekannte die Architektin. Großer Brocken bei den Mehrkosten sei der zusätzliche Dachausbau, zu dem man sich entschieden habe. Hier seien Kosten in Höhe von 90 900 Euro entstanden.

Mehrkosten auch durch Brandschutz-Auflagen

Einige Mehrkosten in verschiedenen Bereichen der Sanierung seien aufgrund von hohen Anforderungen an den Brandschutz im Gebäude entstanden, erläuterte Tagscherer. Ein Beispiel dafür sind höhere Kosten für Schreinerarbeiten und Innentüren, weil Brandschutztüren eingesetzt werden mussten.

Zusätzliche Feuerlöschleitung wurde nötig

Zweiter „ganz großer Batzen“ bei den Mehrkosten sind laut Tagscherer im Bereich Elektro, Brandmeldeanlage und Aufzugstechnik entstanden. Hier fielen Mehrkosten in Höhe von rund 95 600 Euro an. „So haben wir zum Beispiel durch den Brandschutzgutachter gerade bei der Brandmeldeanlage deutlich höhere Auflagen bekommen als ursprünglich vorgesehen war“. sagte sie. Weitere Anforderungen durch den Brandschutz, der Anschluss von Heizkörpern im Dachstuhl sowie eine zusätzliche Feuerlöschleitung, die von der Feuerwehr eingefordert worden war, sind nur einige weitere Beispiele für zusätzliche Maßnahmen, die laut Viola Tagscherer zu Mehrkosten geführt hatten.

Mehrkosten summierten sich auf

„Und so summieren sich leider die Mehrkosten auf“, bedauerte die Architektin. Manche Maßnahmen würden aber einen deutlichen Mehrwert des Gebäudes bringen. Andere Mehrkosten seien auch neuen Anforderungen aus Brandschutz geschuldet.

Tag der offenen Tür geplant

Die Mitarbeiter der Verwaltung sind in die neuen Räume eingezogen. Bürgermeister Thomas Kugler betonte, dass man einen Tag der offenen Tür plane. Einen Termin nannte er aber nicht. Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter betonte, dass er oft gefragt worden sei, ob es eine Alternative gegeben hätte.

Jörg-Steffen Peter: „Ein Kleinod in der Stadt“

„Wir müssen dieses Gebäude erhalten. Wir sind dazu verpflichtet, denn es ist ein Kleinod in der Stadt“, betonte er. Abriss und Neubau eines modernen Gebäudes seien unvorstellbar. „Das sind wir der Stadt schuldig und auch unseren Nachkommen“, plädierte er.