Nahezu täglich schnurren bei Franziska Endres aus Aach-Linz die Nähmaschinen. Der 68-Jährigen liegt das Nähen sozusagen im Blut. Zwei Schwestern ihres Vaters waren Damenschneiderinnen. Ihre Mutter hat sich bei den Schwägerinnen viel abgeschaut und Franziska Endres wiederum viel von ihrer Mutter. Schon in der Schulzeit machte die Aach-Linzerin gerne Handarbeiten, lernte das Nähen auf der elektrischen Nähmaschine und bekam für ihre Werkstücke gute Noten. Während ihres ersten Lehrjahres zur Industriekauffrau schenkte ihr ihre Großmutter, die um die Nähleidenschaft ihrer Enkelin wusste, die erste Pfaff-Nähmaschine. Richtig viel nähte Franziska Endres, als ihre Kinder noch klein waren.

Der erste Nähauftrag waren Fuhrmannskittel für die Hexengruppe Pfullendorf

Die Fuhrmannskittel waren aus Gminder Leinen, einem einfarbigen festen Baumwollstoff in Leinwandbindung, der gerne einlief. So nähte Franziska Endres ab 1998 viele Jahre lang Kutten und Hexenhäser. Irgendwann begann sie, Taschen aus Kaffeetüten zu nähen. Vorab hatte Franziska Endres die Kaffeeröstereien angeschrieben, um eine Zusage für die Herstellung der Taschen zu bekommen. Sie habe nur eine einzige Rückantwort bekommen, bedauert sie. „Alle haben die Tüten gesammelt“, lacht sie heute.

Erste personalisierte Windeltäschle

Für Christina Wanschura-Schramm (links) hat Franziska Endres ein personalisiertes Windeltäschchen zum Verschenken genäht.
Für Christina Wanschura-Schramm (links) hat Franziska Endres ein personalisiertes Windeltäschchen zum Verschenken genäht. | Bild: Sandra Häusler

Vor vielen Jahren, als ihre erste Enkelin Melissa zur Welt kam, entstanden die ersten personalisierten Windeltäschle, die Platz für ein bis zwei Windeln und Feuchttücher bieten, oder für Spielzeug, und die Kinder oft als Waschbeutel jahrelang beim Aufwachsen begleiten. „Die Windeltäschle kommen jetzt in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz herum“, schildert die Nähbegeisterte. Den weitesten Weg legte ein Windeltäschle auf die Philippinen zurück. Auf den Weihnachtsmärkten im Kloster Habsthal, der Ruine Hornstein oder dem Kunstmarkt in Ennetach bot Franziska Endres bald Selbstgenähtes an. Da es auf den Weihnachtsmärkten jedoch kalt war, entschied sie sich dafür, fortan einen kleinen Stubenmarkt im eigenen Haus zu veranstalten.

Dachgeschoss wird zum Nähatelier ausgebaut

Ihr Mann Rudolf baute das Dachgeschoss zum Nähatelier aus. Hier kann Franziska Endres getrost ihre drei Nähmaschinen stehen lassen und schneidet den Stoff auf dem großen Zuschneidetisch zu.

Franziska Endres‘s Lieblingsplatz ist an der Nähmaschine. In ihrem Nähatelier gestaltet sie individuelle Näharbeiten.
Franziska Endres‘s Lieblingsplatz ist an der Nähmaschine. In ihrem Nähatelier gestaltet sie individuelle Näharbeiten. | Bild: Sandra Häusler

Sie achtet immer auf eine gute Stoff- und Nähqualität: „Ich überlege oft eine Viertelstunde, welche Stoffe ich verwende.“ Beim Nähen kommt die 68-Jährige zur Ruhe: „Oft liege ich abends im Bett und überlege, was mache ich, denn morgen möchte ich etwas Nähen.“ Dabei kann die Aach-Linzerin ihre Kreativität voll und ganz ausleben. Seit sie in Rente ist, hat Franziska Endres mehr Zeit für ihre Hobbys: Für eine Märchenerzählerin im Dorf kleidete sie Kasperle-Figuren neu ein, verarztete lieb gewonnene Kuscheltiere oder gestaltete diese nach Vorlage neu.

Am liebsten verarbeitet sie Baumwollstoffe und feste Stoffe

Eine Kurfreundin vermittelte ihr den Auftrag für eine Faltentischdecke für einen Trautisch des herzoglichen Residenzschlosses Plön. Die Aach-Linzerin bewahrt jedes Restzipfele Stoff auf – man könnte daraus ja noch eine Applikation nähen.

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Franziska Endres näht nicht nur, sie mag auch andere Hand- und Bastelarbeiten wie Stricken, Häkeln, Basteln und die Gestaltung von Glückwunschkarten. Und sie ist offen für neue Ideen wie das Diamond Painting, bei dem funkelnde Steinchen auf einer Leinwand zu einem Wandbild zusammengesetzt werden.

Die Serie „Mein Leben ist...“

Viele Menschen begeistern sich so sehr für eine Sache, dass sie beinahe ihr ganzes Leben ausfüllt. Vom Fußball bis zur Schallplattensammlung, von der Musik bis zum Oldtimer. Die SÜDKURIER-Redaktion hat sich auf die Suche nach Menschen begeben, die für eine spezielle Sache besonders brennen, und stellt sie in der Serie „Mein Leben ist...“ vor.