Josef Blender, Gründer des Chors „Chips & Flips“, gibt nach 35 Jahren sein Dirigat ab. Der Chor sucht bereits einen Nachfolger. „Es wird schwierig sein, in seine Fußstapfen zu treten“, sagt Pressewartin Martina Lucas.

„Das waren gefühlt genügend Jahre“, sagt der 65-jährige Josef Blender. Vor 35 Jahren hatte Blender, damals noch Dirigent des Gesangvereins Sängerlust Aftholderberg, die Idee, einen Chor zu gründen. Beim ersten Treffen am 25. September 1989 – der Geburtsstunde des Chors – saßen 13 interessierte Menschen in Blenders Wohnzimmer in Sohl.

Fortan trafen sich die Sänger dort regelmäßig zur Probe, wurden von Blenders Frau Johanna mit Getränken sowie Chips und Flips versorgt. Daher kommt auch der Name des Chors, der 1990, als er noch Jungchor hieß und zum Gesangverein Sängerlust gehörte, seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte.

Im Wohnzimmer geht‘s los

„Wir sind dann sehr schnell gewachsen“, sagt Blender. Das Wohnzimmer wurde irgendwann zu klein, sodass die Proben ins Dorfgemeinschaftshaus Großstadelhofen verlegt wurden, wo sie heute einmal jeden Dienstag stattfinden. Nachdem es Jahre später zum Zerwürfnis mit dem Gesangverein gekommen war, wurde der Beschluss gefasst, sich als Chor „Chips & Flips“ selbstständig zu machen. Der Eintrag ins Vereinsregister erfolgte 1999, zur Gründungsversammlung erschienen 40 Menschen.

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Ein Jahr zuvor wurde aufgrund der großen Nachfrage ein Kinder- und Jugendchor gegründet. Ihn gab es bis zur Corona-Pandemie, ehe er danach aufgelöst wurde. Überhaupt sei die Corona-Pandemie die schwierigste Zeit in der Vereinsgeschichte gewesen. „Einige Sänger kamen danach nicht mehr. Aber wir haben uns gut davon erholt.“

Moderne Lieder

Der Chor „Chips & Flips“ gilt in der Chorlandschaft als ein Stück Kulturgut, auch weil Chorleiter Josef Blender bei der Liederauswahl den Nerv der Zuhörer trifft – mit zeitgemäßen und modernen Popsongs, Schlagern, Gospels, Spirituals, gesungen in deutsch oder englisch, begleitet von Blenders Gitarre. Blenders Handschrift war von Anfang an erfolgreich, denn der Chor mit 45 aktiven Sängerinnen und Sängern hat jedes Jahr etwa 15 öffentliche Auftritte. „Wir sind im Chor gut aufgestellt und in allen Stimmen besetzt“, ergänzt Blender, der schon als Kind Interesse am Musizieren und später das Dirigieren erlernt hatte.

„Wir sind im Chor gut aufgestellt und in allen Stimmen besetzt.“
Josef Blender, Chorleiter

Und Josef Blender erlebte mit dem Chor viele unvergessliche Momente. In seinem Gedächtnis gespeichert sind vor allem der Auftritt bei der Eröffnung des Seepark Linzgau im Jahr 2001, die Mitwirkung des Chors bei den Dreharbeiten in Pfullendorf für die Fernsehkomödie „Hund und Katz“, die 2002 ausgestrahlt wurde. „Ich weiß noch genau, wie die Stadtmusik, die auch dabei war, ganz oft die Stadt hoch und wieder runter laufen musste“, so Blender.

Und er denkt gerne zurück an viele Gesangsaufführungen bei Hochzeiten, Geburtstagen oder Weihnachtsmärkten. Als nächstes zu sehen und zu hören sind „Chips & Flips“ am 14. Dezember beim Konzert der Stadtmusik Pfullendorf, dass der Chor musikalisch in der Stadthalle mitgestalten wird.

Sänger sind überrascht

Als Josef Blender vor wenigen Wochen bekannt gab, spätestens nach dem Gastspiel an Christi Himmelfahrt 2025 in Pfullendorfs französischer Partnerstadt St. Jean de Braye sein Amt als Chorleiter niederzulegen, „herrschte eine Schockstarre im Chor“, sagt Pressewartin Martina Lucas, die nicht wirklich damit gerechnet habe, dass der Chorgründer aufhören wird. Das sei für viele Sängerinnen und Sänger überraschend gewesen. Dabei habe er – so Blender – schon öfter angekündigt, sein Dirigat in Kürze zu beenden. „Vielleicht fehlt mir auch die Konzentration und die notwendige Motivation“, so Blender, der dem Chor als Sänger erhalten bleiben wird und hofft, dass so schnell wie möglich ein Nachfolger für ihn gefunden wird. Er würde es sich wünschen, dass der neue Dirigent der Linie des Chors treu bleiben werde.