Einkaufszentren findet man heutzutage meistens „auf der grünen Wiese“. Auch in Pfullendorf. Doch das war nicht immer so. Das erste Einkaufszentrum mit mehreren Geschäften entstand in den 80-er Jahren in der Uttengasse und damit innerhalb der ursprünglichen Stadtmauer. Man baute sogar direkt an dieses historische Verteidigungswerk an. Genauso, wie man es auch im Mittelalter gemacht hatte. Die Einweihung am 18. Oktober 1986 war nicht nur ein großes Fest, sondern ganz bestimmt auch ein Meilenstein der Stadtentwicklung für Pfullendorf.

Aus der Hinterhofidylle war ein Gebäudekomplex in moderner Architektur, neun Ladengeschäften, 36 Tiefgaragenplätzen und 15 Wohnungen entstanden. Die Grundstücksfläche betrug 1830 Quadratmeter. Als Nutzfläche für Wohnen und Läden standen stattliche 2800 Quadratmeter zur Verfügung. Der umbaute Raum umfasste 17 030 Kubikmeter. Rund 7 Millionen Mark kostete der „Prachtbau“, wie der Gebäudekomplex in der Presse bezeichnet wurde. Nun gab es nicht nur Glas und Porzellan, Haushaltswaren und Heimwerkerbedarf, sondern auch Mode für Erwachsene und Kinder, ein Käsegeschäft, Arztpraxen, einen Buchladen und ein Reisebüro. Ein Architekt und ein Steuerberater eröffneten hier Büros. Für das gastronomische Angebot sorgte ein Café und auch eine Metzgerei bot Wurst und Fleisch an.

Es gab durchaus auch kritische Stimmen, die überzeugt waren, das Projekt sei zu protzig und würde „in die Hose“ gehen. Bürgermeister Hartmut Dinter und der Stadtrat wollten die Entwicklung lieber dem Markt überlassen. Und der sorgte dafür, dass das neue Einkaufszentrum durchaus florierte. So kam später auch noch ein großes Sportgeschäft hinzu, das seinen Sitz von der Alten Postgasse in die Uttengasse verlegte. So manches Geschäft konnte sich am Standort allerdings nicht halten und mit dem Linzgau-Center entstand dann zusätzliche Konkurrenz. Die Belegung der Flächen hat sich deutlich verändert, geblieben ist aber die außergewöhnliche Atmosphäre und natürlich die Nähe zur Innenstadt.

Das Landesdenkmalamt forderte übrigens, dass die historische Stadtmauer, die teilweise schon recht zerfallen war, in ihrer historischen Gestalt neu aufzumauern sei. So entstand ein teures Bruchsteinmauerwerk, wie es auch im Mittelalter üblich war. Dazu musste eine Spezialfirma eingesetzt werden. Die Mauer wurde dann allerdings verputzt. Eigentlich schade.