Der sechs mal sechs Meter große Container am Pfullendorfer Stadtgarten muss wieder weg – zur Enttäuschung des Mieters Francesco Falivena, Geschäftsinhaber der Manufaktur Piacere Infinito. Sein Mietvertrag mit der Stadt Pfullendorf endet nach zwei Jahren am 31. Januar 2026. Der 38-Jährige kann sein Modul dann möglicherweise woanders aufstellen oder es verkaufen. 50.000 hatte er für seinen Showroom samt Lager und Büroräume auf dem Kiesparkplatz investiert. „Das Geld liegt dann hier vergraben“, sagt Falivena. Dass ihn die Stadt Pfullendorf vom Standort – so wie er sagt – verjagen wolle, lässt Bürgermeister Ralph Gerster nicht auf sich sitzen.
Gewerbe in Krauchenwies angemeldet

Stadt ist Grundstückseigentümerin
Seit 2019 handelt Falivena aus Bittelschieß als selbstständiger Geschäftsmann mit Gebäckwaren, Kaffeemaschinen und Kaffeemühlen. Er vertreibt seine Produkte an Privatkunden, überwiegend aber an die Hotellerie und Gastronomie in Süddeutschland. Obwohl er sein Gewerbe in Krauchenwies angemeldet hat, hatte er die Idee, sein Modul in Pfullendorf aufzustellen, auch um seinen Bekanntheitsgrad zu erweitern. Er favorisierte die Fläche neben dem Stadtgarten und schloss einen befristeten Zwei-Jahres-Mietvertrag mit der Stadt Pfullendorf als Eigentümerin des Grundstücks ab.
30 Meter lange Stromleitung
Doch Falivena würde gerne länger als zwei Jahre bleiben, darf aber nicht, wofür er kein Verständnis hat, zumal er nicht nur das Modul gekauft hatte, sondern auch eine etwa 30 Meter lange Stromleitung verlegen musste. Dass Falivena den Weg über die Presse sucht, verwundert Bürgermeister Ralph Gerster. „Unser Ziel war von Anfang an, einem jungen Unternehmer die Möglichkeit zu geben, sein Geschäft in Pfullendorf aufzubauen und innerhalb von zwei Jahren einen geeigneten Standort zu finden. Aus diesem Grund wurde auch die klare Regelung zur Rückbauverpflichtung in den Vertrag aufgenommen“, so Gerster im Schriftverkehr mit Falivena, der der Redaktion vorliegt.
Nicht die ideale Lösung
Im Gespräch mit dem SÜDKURIER ergänzt Gerster, dass der Standort für den Container im Grunde genommen nicht die ideale Lösung gewesen sei, weshalb Falivena mehrere Leerstände in der Innenstadt gezeigt wurden, um dorthin sein Modul zu verlagern. „Es gab für mich aber nicht den richtigen Standort, zumal zwei bis drei Mal pro Monat meine Paletten von einem Lastwagen angeliefert werden“, so Falivena.
Mündliche Vereinbarung
Und Gerster sagt auch, dass es eine mündliche Vereinbarung gegeben haben soll, dass Falivena sein Gewerbe nach Pfullendorf ummeldet. „Das habe ich bisher nicht gemacht, wäre aber bereit es zu tun, wenn ich hier bleiben könnte“, ergänzt der Italiener, der sich mit seinem Anliegen auch an die Fraktionen des Gemeinderats wandte. Denn als gebürtiger Pfullendorfer, der hier zur Schule gegangen und aufgewachsen ist, würde er es sehr bedauern, wenn er mit seinem Modul seine Heimatstadt verlassen müsste.
Fraktionen geben Antworten
Doch sowohl Thomas Jacob (Freie Wähler) als auch Philipp Dürr antworteten Falivena auf dessen Nachfrage und Bitte, dass – so Jacob – vonseiten der Stadtverwaltung alle Zusagen eingehalten worden seien und auch die Laufzeit für den Shop vertragsgemäß beendet worden sei. Jacob hofft, dass Falivena eine geeignete Ladenfläche in Pfullendorf findet, weil er mit seiner Geschäftsidee die Pfullendorfer Geschäftswelt sehr bereichern würde.
Standort bringt keinen Nutzen
Auch der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Philipp Dürr nahm dazu schriftlich Stellung: „Nach eingehender Beratung haben wir entschieden, das Anliegen nicht weiter zu unterstützen. Die Befristung des Vertrags wurde von Beginn an klar formuliert. Es erscheint für Pfullendorf sinnvoller, mögliche alternative Räume in Betracht zu ziehen. Eine Änderung des Gewerbestandorts hätte bereits vor einem Jahr oder zumindest im Sinne einer ernsthaften Absicht, langfristig zu bleiben, erfolgen können“, so Dürr. Die CDU-Fraktion honoriere zwar Falivenas Geschäftswillen, ist aber auch der Ansicht, dass der aktuelle Standort keinen wirklich anderen Nutzen im Tagesbedarf aufbringe.
Geschäft wächst
Falivena widerspricht indes Dürrs Einschätzung, dass der Container keinen Nutzen bringe. „Im kleinen Showroom bieten wir montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr unsere Produkte auch den Privatkunden an und verzeichnen seit einem Jahr eine positive Resonanz. Es scheint, dass unser Geschäft zunehmend durch Mundpropaganda wächst“, so Falivena, der darauf gehofft hatte, dass der seit 1. Februar 2024 laufende Mietvertrag verlängert wird.
„Wir sind Ihnen stets fair und transparent begegnet und erwarten dieselbe Verlässlichkeit auch von Ihnen.“Ralph Gerster, Bürgermeister
Bürgermeister Ralph Gerster lässt sich in diesem Fall nicht den schwarzen Peter zuschieben. Falivena habe in vollem Bewusstsein alle Vereinbarungen mit der Verwaltung abgeschlossen. In einer Mail vom 10. Februar schreibt Gerster an Falivena: „Wir sind Ihnen stets fair und transparent begegnet und erwarten dieselbe Verlässlichkeit auch von Ihnen. Unsere Entscheidungen basieren auf klaren Absprachen und nicht auf nachträglichem Aushandeln von Bedingungen. Wenn wir im Vorfeld gewusst hätten, dass trotzt der klaren Befristung eine Verlängerung als selbstverständlich angesehen wird, hätte es diesen Vertrag in dieser Form nicht gegeben.“
Keine Bebauung geplant
Oder steckt dahinter sogar, dass die Verwaltung die Fläche überplanen will – so wie es Falivena vermutet? „Nein, es gibt keine Pläne. Aber Verträge sind dazu da, eingehalten zu werden – von beiden Seiten“, so Gerster. Francesco Falivena weiß nun jedenfalls, dass sein Modul am Stadtgarten keine Zukunft mehr hat. Er kann es entweder verkaufen oder doch noch einen alternativen Standort suchen. Die Lust darauf ist ihm jedoch vergangen. „Mir ist immer noch nicht klar, warum man den Vertrag nicht noch einmal verlängern kann?“, ergänzt er.