Auf die Hexengruppe um Hexenvater Holger Rupp ist Verlass. Bei bestem Wetter wuchteten die Aktiven, darunter viele Junghexen, zum Fasnetsauftakt am gestrigen Schmutzigen Dunschdig den 27 Meter hohen Narrenbaum auf dem Marktplatz in die Höhe. Das Areal war abgesperrt und nur, wer die Corona-Vorgaben erfüllte, durfte in das närrische Innere vordringen, wobei dann Maskenpflicht herrschte. Namens der Stegstreckerzunft entschuldigte Frank Hellstern seinen Stegstreckerchef Andreas Narr. „Ihr wisst, da gibt es so einen Virus“, umschrieb er die Abwesenheit des obersten Narren als reine Vorsichtsmaßnahme. Mit einem lauten „Ja“ antworteten ihm die Besucher auf die Frage, ob sie sich nach einjähriger Abstinenz wieder auf das Narrenbaumstellen freuten.
Narrenpolizist schlägt Nagel ein
Den Anfang machten die Gruppen der Stegstreckerzunft, angeführt von Narrenpolizist Rainer Bosch, die zum Marktplatz marschierten, begleitet von der Stadtmusik, die auf der Bühne vor dem Eingang zum Rathaus Platz nahmen.

Hänslele, Nidler und Schaalweiber platzierten sich rund um den Narrenbrunnen, und dann zog ein Traktor den Baum auf den Marktplatz. Den letzten Nagel des Kranzes am oberen Ende schlug der Narrenpolizist ein, bevor die Hexen kurz nach 15 Uhr loslegten. Die Gruppe hat rund 100 Mitglieder, darunter ein Drittel Alt- und Ehrenhexen. Von den Aktiven wird zum Baumstellen jede helfende Hand benötigt, und in diesem Jahr waren es besonders viele junge Hände, die kräftig anpackten.

Hexenvater Rupp dirigierte seine Truppe in die passende Richtung und mittels Schwalben hievten diese den Baum in mehreren Intervallen erfolgreich in die Höhe. „Noch zehn Zentimeter zu mir, sonst kommt ihr zu nahe an den Stromkasten und dann haben wir Gespräche mit der Stadt“, frotzelte Rupp in Richtung Rathaus, wo einige Mitarbeiter das Geschehen vom Balkon aus verfolgten und auch Bürgermeister Thomas Kugler aus dem Fenster lugte.
Nach 35 Minuten war der 27 Meter hohe Baum gestellt

Um 15.34 Uhr gab es das letzte Kommando von Rupp und Sekunden später stand der Baum kerzengerade, wurde gesichert und dann war das Spektakel vorbei, das coronabedingt von weniger Besuchern als üblich verfolgt worden war. Den Abschluss bildete natürlich der Pfullendorfer Narrenmarsch und besonders die kleinen Narren freuten sich, dass man endlich wieder etwas Fasnet feiern durfte.
Einige Besucher verlustierten sich noch auf dem Marktplatz, wo immerhin der Imbisswagen für die wichtige rote Wurst sorgte. „Schade, dass jetzt bis Dienstag nix mehr stattfindet, vor allem kein Rosenmäntigumzug“, bedauerte nicht nur Frank Grün, dass Hemdglonkerumzug, Streckgericht und Zunftball coronabedingt ausfallen.
Aber bekanntlich blicken Narren optimistisch in die Zukunft und so hoffen alle, dass es 2023 eine richtige Fasnet gibt.