„Genug ist genug!“ Diese drei Worte donnerte Josef Joos, Vorsitzender des BLHV-Ortsverbands „Oberer Linzgau“ immer wieder in die Menge und der Beifall war ihm gewiss.

Zitat: Josef Joos
Zitat: Josef Joos | Bild: Volk, Siegfried

Schier überwältigt waren gestern die Organisatoren von der Resonanz ihrer Kundgebung, mit der sie erneut auf die Probleme ihres Berufsstandes und des gesamten deutschen Mittelstandes aufmerksam machten. Hunderte Landwirte hatten sich in einer Sternfahrt eingefunden, dazu Handwerker, Spediteure, Gastronomen, Bürgermeister der gesamten Region und etliche Bürger, die so ihre Solidarität bekundeten. Die Bauern würden mit immer mehr Auflagen konfrontiert, ersonnen von Theoretikern, bescheinigte Joos der Ampel-Regierung, dass in Berlin „Ideologie über Vernunft“ siege.

„Die Welt lacht über Deutschland“

Noch schärfere Töne schlug Andreas Deyer, Vorsitzender des BLHV-Verbandes Stockach, an. Er sprach von einer „hirnrissigen Politik“, betrieben von einer Regierung, die alles besser wisse mit dem Ergebnis, dass die Welt über Deutschland lache. „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, sinnierte Deyer, dass die „Ampel womöglich über sich selber stürzt“. Denn die Führungsleute hätten nichts mehr zu verlieren, aber die Parteien.

Redner würdigen Mut der Landwirte

Bürgermeister Ralph Gerster zeigte sich über die vielhundertköpfige Menge begeistert. „Sie bringen die Unzufriedenheit auf die Straße“, lobte er die Landwirte, die friedlich ihre Meinung sagten. Die Bauern prangerten die jene Bürokratie an, unter der auch die Kommune leiden würden. Die Demonstrationen seien wichtig, forderte Gerster zudem ein Umdenken der Gesellschaft beim Lebensmitteleinkauf.

Christian Stryffeler, Geschäftsführer Kramer
Christian Stryffeler, Geschäftsführer Kramer | Bild: Volk, Siegfried

Als „neutraler Schweizer“ wolle er die deutsche Politik nicht beurteilen, zollte Kramer-Geschäftsführer Christian Stryffeler, den Protestierenden größten Respekt für ihren Mut und Anstand. Jetzt brauche es mutige Politiker, gab er dieser Spezies noch eine mögliche Zielrichtung für die künftige Agrarpolitik mit: „Die Selbstversorgung der Gesellschaft ist ein großes Gut.“ Als Vertreter der „großen Politik“ hatte der BLHV den CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mayer-Lay für ein Grußwort eingeladen. „Sie hatten den Mut, als Erste aufzustehen“, wandte er sich an die Menge und attestierte den Landwirten, dass sie ihren Kampf für alle Bürger führten. Die Ampel sei eine bürgerfeindliche Regierung mit einem aufgeblähten und weltfremden Staatsapparat, erklärte Oppositionspolitiker.

Landwirte fordern Verlässlichkeit und Wertschätzung

Hunderte Teilnehmer waren bei der Kundgebung der Landwirte.
Hunderte Teilnehmer waren bei der Kundgebung der Landwirte. | Bild: Volk, Siegfried

Immer wieder brandete bei Mayer-Lay wie auch bei seinen Vorrednern Beifall von den Teilnehmern auf. So auch von Fabian Horlacher aus Aach-Linz. Die Familie des 24-Jährigen Fabian Horlacher treibt im Nebenerwerb eine Landwirtschaft um, und der junge Mann würde den Betrieb mit derzeit 25 Milchkühen gerne vergrößern. „Ich bin motiviert und Landwirtschaft ist meine Leidenschaft“, fordert Horlacher, der bei Kramer arbeitet und in der Abendschule seinen landwirtschaftlichen Abschluss machte, von der Politik weniger Richtlinien und mehr Verlässlichkeit.

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Auch Hubert Schäfer aus Waldbeuren ist Nebenerwerbslandwirt und kritisiert die stetig steigenden Belastungen für die Landwirtschaft. Dazu eine aufgeblähte Bürokratie, wo das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht mehr stimme.

Abbau der Bürokratie ist eine wesentliche Forderung

„In Berlin nehmen sie nicht mehr wahr, was draußen los ist“, ist auch Ulrich Müller aus Adriatsweiler überzeugt. Die Politik sei von Wunschdenken geprägt und die Ampel habe ihre Agenda im Kopf, die sie durchdrücken wolle. Clemens Schäfer aus Neubrunn kritisierte die Kurzfristigkeit der Entscheidung über die Kürzungen im Agrarbereich. Die Kürzungen beim Agrardiesel seien noch verkraftbar, aber der Wegfall der Steuerbefreiung für Traktoren, treffe die Bauern. Die Steuer werde nach dem Hubraum berechnet, und die modernen Landmaschinen hätten sehr große Hubräume.

Viele Mitarbeiter von Kramer, Handwerker, Spediteure und Bürger bekundeten ihre Solidarität mit den Landwirten.
Viele Mitarbeiter von Kramer, Handwerker, Spediteure und Bürger bekundeten ihre Solidarität mit den Landwirten. | Bild: Volk, Siegfried

„So geht es nicht weiter. Es reicht mit dieser Politik“, gab es von seinem Berufskollegen Christian Schempp eine klare Ansage. Er betreibt in Straß eine Schweinezucht und Kartoffelanbau. Er kritisierte die stetige Gängelung der Landwirte durch Auflagen und Vorschriften. Deshalb hätten alle nun gemeinsam dieses Zeichen, sprich die Protestaktionen, gesetzt. Die Landwirtschaft müsse planbar sei und für die Hofbetreiber ein auskömmliches Einkommen bieten, fordert der dreifache Familienvater. Mit-Organisator Roland Saub hatte zu Beginn informiert, dass der Erlös von Spenden, die Teilnehmer an den kostenlosen Verpflegungsständen gegeben hatten, der Nachsorgeklinik Tannheim zugutekommt.