Juniorwahl an der Realschule am Eichberg in Pfullendorf: Die Klassen acht bis zehn haben nach einer Podiumsdiskussion mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Volker Mayer-Lay und Pfullendorfs Bürgermeister Ralph Gerster ihre Stimmzettel abgegeben. In den vergangenen Wochen erhielten die Schüler im Unterricht die wichtigsten Informationen zur Bundestagswahl, an der sie in Deutschland erst ab 18 Jahren teilnehmen dürfen.
Frühes Interesse an Politik
Die drei neunten Klassen der Realschule zögerten nicht lange, als sie von ihrem Gemeinschaftskundelehrer Christoph Plasa, der die Podiumsdiskussion moderierte, aufgefordert wurden, sowohl dem Bundestagsabgeordneten als auch dem Bürgermeister Fragen zu stellen.
Zuvor berichteten die beiden Gäste darüber, warum Politik und vor allem die Demokratie in ihrem Leben so wichtig ist. Gerster habe schon in der achten Klasse großes Interesse an der Politik gezeigt, Mayer-Lays beruflicher Werdegang zeichnete sich ebenfalls früh ab.
„Bei mir ist wirklich jeder Tag anders.“Volker Mayer-Lay, CDU-Bundestagsabgeordneter
Die erste Schülerfrage war an Volker Mayer-Lay gerichtet, der seinen Arbeitsalltag beschreiben sollte. „Bei mir ist wirklich jeder Tag anders“, antwortete Mayer-Lay, der viele Termine hat, in Berlin in verschiedenen Gremien sitzt und auch häufig E-Mails von Bürgern beantwortet. „Es ist ein bunter Strauß“, so Mayer-Lay.

Ralph Gerster habe – so sagte er – den schönsten Beruf, den er sich vorstellen könne, auch wenn die Arbeitstage oft lange dauern würden. Um 5.15 Uhr klingelt bereits sein Wecker. Danach führt er seinen Hund Gassi, ehe er sich nach dem Frühstück und dem Lesen des SÜDKURIER auf den Weg zur Arbeit ins Rathaus macht, die oft in den Abendstunden endet.
Professor gibt Wahlempfehlung ab
Warum beide Männer bei der CDU sind, wollte ein weiterer Schüler wissen. Gerster plauderte dabei aus dem Nähkästchen. Er erinnert sich noch an seine Zeit als Student an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl, als sein damaliger Professor während einer Vorlesung eine Wahlempfehlung für die SPD abgegeben hatte. „Das hat mich sehr erzürnt“, sagte Gerster, den zu diesem Zeitpunkt das Parteiprogramm der CDU am meisten angesprochen hatte. „Ich zählte mich schon damals eher zum konservativen Lager“, so Gerster.
Er sympathisierte mit der FDP
Volker Mayer-Lay, seit fast 25 Jahren Mitglied in der CDU, war politisch in der Jungen Union aktiv, weil ihn das Programm überzeugte. Er habe aber auch mit der FDP sympathisiert. Als bei der Bundestagswahl 1998 Helmut Kohl von SPD-Spitzenkandidat Gerhard Schröder als neuer Bundeskanzler abgelöst wurde, „habe ich mich ganz schön geärgert“, so Mayer-Lay, der für den Bodenseewahlkreis antritt, zu dem die vier Gemeinden aus dem Kreis Sigmaringen – Pfullendorf, Herdwangen-Schönach, Wald und Illmensee zählen.
Videoüberwachung vereinfachen
Die Realschüler beschäftigte indes auch das Thema Innere Sicherheit und Migration. Mayer-Lay gab den Schülern zu verstehen, „dass eine erste einfache Maßnahme sein könnte, die Videoüberwachung zu erleichtern“, die in Deutschland aus Gründen des Datenschutzes und des Rechts am eigenen Bild nicht einfach ist. Trotzdem befürwortet der Abgeordnete bei aller Abwägung zumindest eine Videoüberwachung auf öffentlichen Plätzen.
Anschläge sind ein Thema
Angesprochen von einem Schüler auf die Anschläge der jüngsten Vergangenheit vertritt Mayer-Lay die Position seiner Partei, „dass auffällige Menschen, die Straftaten begehen, nicht länger frei durch unser Land laufen dürfen“. Beide Politiker antworteten auch ehrlich auf die Frage, was sie gelegentlich an der CDU stört. „Es ist nicht immer alles gut. Aber es wie in einer Beziehung“, so Gerster. Auch Mayer-Lay störte „oft das Schwankende, weil es die Partei allen recht machen wollte, was aber nicht geht“. Er wünscht sich daher, dass die CDU in Zukunft an ihrem eingeschlagenen Kurs festhalte.
Gesunder Menschenverstand
Direkt betroffen sind die Schüler außerdem von der Digitalisierung. „Wir sind auf einem guten Weg, weil die Schulen digital gut ausgestattet sind“, sagte Gerster. Er appellierte auch an die Schüler, sich nicht nur auf Chat GPT zu verlassen, sondern auf den gesunden Menschenverstand zu vertrauen.
Der Pfullendorfer Bürgermeister wollte von den Schülern wissen, wer denn als 18-Jähriger wählen würde – es war eine große Mehrheit. Aber bei der Frage danach, ob sie schon wüssten, wo sie ihr Kreuz machen, waren es wenige Hände, die nach oben gestreckt wurden.

Anschließend gingen die Neuntklässler in die zum Wahllokal umgebaute Mediathek, in der die Wahl simuliert wurde – mit Wählerverzeichnis, echten Stimmzetteln, Wahlkabinen und allem, was zu einer Wahl dazugehört. Die Ergebnisse dürfen nicht vor dem Wahlsonntag bekannt gegeben werden. „Die Wahlbeteiligung wird aber sehr hoch sein“, sagte Lehrer Christoph Plasa, der selbst einen Wunsch an die Parteien hat. „Dass ihre Programme für junge Leute verständlicher formuliert werden.“