Der Bauboom in Pfullendorf hält an, und damit Verwaltung und Gemeinderat in Atem. Die beiden Gebiete „Oberer Bussen I und II“ sind schon fast vollständig mit Ein- und Mehrfamilienhäusern bebaut und jetzt warten Bauwillige sehnsüchtig auf die Erschließung des auf der anderen Straßenseite befindlichen Areals „Dreißigste Garb“. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates billigte das Gremium den Bebauungsplan, wobei es nach Angaben von Bauamtschefin Nadine Rade schon 300 Bewerbungen für die Plätze gibt.

Wie schon des Öfteren bei der Ausweisung von neuen Baugebieten auf der Gemarkung Pfullendorf, sorgte eine Feldlerchenpopulation auf dem ...
Wie schon des Öfteren bei der Ausweisung von neuen Baugebieten auf der Gemarkung Pfullendorf, sorgte eine Feldlerchenpopulation auf dem Gelände für zeitliche Verzögerungen. | Bild: Andreas Neuthe

Seit der Beschlussfassung, die Fläche als Baugebiet zu erschließen im Jahr 2019, war es zu Verzögerungen gekommen, was unter anderem einer Feldlerchenpopulation auf dem Gelände geschuldet war. Entsprechend den naturschutzrechtlichen Vorgaben musste man eine Brutperiode abwarten und vor allem Ausgleichsflächen für die streng geschützten Vögel finden. Gefunden wurden die künftigen Feldlerchenhabitate im Kehlbachtal und Bürgermeister Thomas Kugler nutzte die Gelegenheit, um sich ausdrücklich bei den Landwirten für die Bereitstellung der Flächen zu bedanken. Es werde für Gemeinden immer schwieriger, Grund und Boden für Baugebiete und Ausgleichsflächen zu bekommen.

Angrenzer haben Vorbehalte gegen Geschossbauten

Von einer weiteren Schwierigkeit berichtete Nadine Rade. So hätten angrenzende Anwohner gegen geplante dreigeschossige Gebäude protestiert, wobei sich diese nach Angaben der Amtsleiterin in die Umgebungsbebauung einfügen würden.

Michael Zoller (UL) brachte dann das Thema „Sozialer Wohnungsbau“ vor und erklärte, dass es vom Land Zuschussprogramme gebe, um solche Vorhaben zu fördern, die jetzt sogar aufgestockt wurden. Dazu muss ein bestimmter Anteil der Bauplätze für Vorhaben des sozialen Wohnungsbaus reserviert werden. Auf Anfrage des SÜDKURIER präzisierte Zoller seine Aussagen, dass man bei künftigen Baugebieten dies so handhaben sollte. Die Frage, ob die UL auch das geplante Sozialbauprojekt bei der Brücke in Richtung Industriegebiet „Hesselbühl“ wieder auf die Agenda nehmen will, verneint der UL-Sprecher. Festhalten will seine Fraktion, wie wiederholt in Haushaltsreden formuliert, an der Idee beziehungsweise Forderung, dass in Pfullendorf eine Wohnbaugenossenschaft gegründet wird, die sich dann im sozialen Wohnungsbau engagiert. Wobei die UL in der Innenstadt Potenzial für eine Wohnbebauung sieht. „Mir schwebt eine Ideenwerkstatt vor, die ein Entwicklungskonzept für die Innenstadt erarbeitet“, so Zoller.

Kriterienkatalog für Bauplatzvergabe wird verwaltungsintern entwickelt

Dass tatsächlich ein Kriterienkatalog für die Bauplatzvergabe erarbeitet wird, bestätigt Hauptamtsleiter Simon Klaiber. Man habe verwaltungsintern ein entsprechendes Verfahren angestoßen und sei derzeit dabei, Richtlinien und mögliche Vergabekriterien zu erarbeiten. „Das wird aber sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, ergänzt Klaiber, dass er deshalb über konkrete Inhalte im derzeitigen Stadium noch nichts sage könne und man wolle auch einer Vorstellung im Gemeinderat nichts vorwegnehmen. „Wann wir das in den Gemeinderat zur Beratung und Beschlussfassung einbringen werden, steht noch nicht fest.“

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Bauherren haben viel Gestaltungsspielraum

Bürgermeister Thomas Kugler hatte in der Ratssitzung erklärt, dass ein solcher Kriterienkatalog im Prinzip bei großen Baueinheiten richtig wäre und man die Platzvergabe durch Vergaberichtlinien regeln könne. Für das nächste Baugebiet, das die Kommune ausweisen wird, wäre das eine Überlegung wert, ergänzte der Rathauschef, dass auch nach seiner Überzeugung die Thematik immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Für das aktuelle Vorhaben sei dies nicht mehr möglich. „Wir brauchen einen rechtssicheren Bebauungsplan“, hofft Kugler nach dem positiven Gemeinderatsvotum, dass mit dem Bauplatzverkauf im Spätherbst und dann mit der Erschließung begonnen werden kann. Bezüglich der Gebäude haben die potenziellen Bauherren relativ viel Gestaltungsmöglichkeiten, so sind beispielsweise alle Dachformen erlaubt.

Einwohnerdichte als Thema

Und ein weiteres Thema spielte bei der „Dreißigsten Garb“ eine Rolle – die Einwohnerdichte. Bekanntlich hat der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben in seiner jüngsten Fortschreibung festgelegt, dass je Hektar Wohnbaufläche mindestens 75 Einwohner untergebracht werden müssen. In früherer Zeit habe dieser Wert noch 30 Einwohner je Hektar betragen, erklärte Kugler. Ein Problem ist die Berechnung dieser Bruttowohndichte, denn das Land kalkuliert mit 2,1 Bewohner je Wohnung, während die Stadt drei Bewohner je Wohnung veranschlagt, was aus Sicht der Verwaltung im Ländlichen Raum die Wirklichkeit widerspiegelt. Aber, um die geforderte Mindestgröße zu erreichen, sah man sich gezwungen, die Zahl der dreigeschossigen Wohngebäude zu erhöhen, was zum Protest der Anwohner führte. Ein weiteres Instrument, um den Flächenfrass einzudämmen, sieht das Land in der Verkleinerung von Bauplätzen, auf etwa 400 Quadratmeter. Die Einhaltung der Vorgaben für die Einwohnerdichte wird die Stadt durch ein Monitoring überprüfen.