Bereits im Jahr 2021, im Zuge des Dorfentwicklungskonzepts, haben Bürgermeister Michael Reichle und der Gemeinderat ein neues Konzept für das Seefreibad in Angriff genommen. Nach Workshops, auch im Seefreibad und Radtouren, entstand am Ende ein Maßnahmenkatalog auch hinsichtlich des Freibads. Ein Ergebnis daraus: Die Leute wünschen sich freien Zugang zum See und auch zum parkähnlichen Gelände und zum Spielplatz. Denn mancher Tenor aus der Bevölkerung lautete: „Früher war das doch auch so.“ Und so wurde es Fakt, dass die Neuorientierung im Freibad das große Projekt der Dorfentwicklung darstellte. Die Umsetzung sollte beginnen, wenn der Betreibervertrag mit der Firma PVM Ende 2025 ausläuft. Denn bei Verwirklichung einer Badestelle braucht man einen Betreiber badetechnisch nicht mehr. Und dann musste die Gemeinde leider im Herbst vergangenen Jahres den Vertrag mit dem Betreiber PVM außerordentlich kündigen.

Schon 2023 wurde ein Gutachten erstellt

Das bedeutet für Illmensee, dass die Arbeiten bereits im Frühjahr 2025 beginnen müssen. Dies beinhaltet weiterhin, dass wohl die ersten ein oder zwei Monate nicht alles Notwendige umgesetzt werden kann, und die Gäste mit dem einen oder anderen Kompromiss leben müssen.

Bürgermeister Michael Reichle.
Bürgermeister Michael Reichle. | Bild: Robert Reschke

Die Gemeinde bewies Weitsicht, als sie 2023 ein Gutachten von der Deutschen Bädergesellschaft unter den folgenden Prämissen erstellen ließ: Was müssen wir tun, wenn wir eine Badestelle betreiben wollen? Wie muss solch eine Badestelle gestaltet sein? Wäre es überhaupt möglich? „Anschließend haben die Gemeinderäte dann die eigenen Ideen abgeklopft, welche überhaupt bei einer Badestelle umsetzbar sind“, erklärte der Bürgermeister. Der Gemeinderat zog folgendes Fazit: Es wäre aufgrund der Gegebenheiten möglich und gut denkbar, eine Umwandlung in eine Badestelle vorzunehmen. Um sich weiter zu informieren, haben sich die Verantwortlichen Bäder in Pfullendorf, Ertingen, Salem und Hoßkirch angeschaut.

Gemeinde erhält finanzielle Unterstützung

Mit all diesen Informationen beschloss der Gemeinderat: „Wir werden diesen Weg zu einer Badestelle gehen.“ Weil Illmensee ein Erholungsort ist, erhält die Gemeinde für diese Umwandlung Mittel aus dem Tourismus-Infrastrukturprogramm. Die geplanten Investitionskosten belaufen sich auf rund 75.000 Euro, wobei die Gemeinde dann eine Fördersumme von 45.000 Euro erhält.

Klare Richtlinien für Badestelle

Bürgermeister Michael Reichle erklärte, dass nun einige Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit die Richtlinien für eine Badestelle erfüllt werden. Dazu zählt zum Beispiel eine klare Informationspflicht. „Wir müssen dem Bürger klar kommunizieren: „Hallo, ich bin kein Seefreibad mehr, sondern ich bin jetzt eine Badestelle. Ich bin jetzt hier auf eigene Gefahr, es gibt keine Badeaufsicht mehr“, erklärte der Rathauschef.

Zwischenlösung gilt ab Mitte Mai

Als Zwischenlösung ist ab Mitte Mai zunächst eine einfache Lösung bei der Beschilderung vorgesehen, bevor die endgültige umfängliche Beschilderung im Sommer erfolgen kann. „Der Zeitfaktor spielt für uns momentan eine wesentliche Rolle“, erklärte Reichle. Weiter erklärte er, dass Attraktionen im Wasser bei einer Badestelle nicht erlaubt sind, wohl aber an Land. So müssen die Rutsche zurückgebaut und die Badeinsel entfernt werden. Des Weiteren müssen zur Sicherheit Geländer an den Stegplattformen angebracht werden und der Seezugang verbessert und barrierefrei sein.

Nach der Saison plant die Gemeinde weitere Attraktionen einzufügen

Dazu zählen eventuell Hängematten, Himmels-Schaukel oder auch ein Erdtrampolin. Der Turm sollte stehen bleiben und könnte später als Mini-Wachturm fungieren. Als Weiterentwicklung wäre später darunter eine Erste-Hilfe-Station denkbar. Auch spielt der Rat mit dem Gedanken, die örtliche DLRG mittel- bis langfristig wieder einzubinden. Die DLRG hat während des Betriebs des Seefreibades durch den Betreiber PVM an Bedeutung und Manpower verloren. Schön fände es der Bürgermeister, wenn mit der Flaggenregelung (grün – heute ist Badeaufsicht, ansonsten rot) gearbeitet werden könnte.

Bis zu 16 Stunden täglich geöffnet

„Die Öffnungszeiten für die Badestelle könnten wir uns von 6 bis 22 Uhr vorstellen“, erklärte der Bürgermeister, „dazu haben wir beim großen Hauptzugang bereits einen funktionierenden automatischen Schließmechanismus.“ Die Nebeneingänge müssen noch relativ zeitnah nachgerüstet werden.

Zäune und Kinderspielpaltz bleiben

Zum Gelände gehört zudem ein großer Kinderspielplatz. Dieser konnte bisher im Sommer nur mit dem Erwerb einer Eintrittskarte für das Bad benutzt werden. Dasselbe galt für Besucher, die lediglich den Kiosk im Seebad aufsuchen wollten. Zukünftig fällt der Eintritt weg. Doch dafür ist das Baden am See dann nur noch auf eigene Gefahr möglich. Deshalb wird die Gemeinde Schilder aufstellen mit der Beschriftung „Baden auf eigene Gefahr“. Zudem wird als Vorsichtsmaßnahme auf der Plattform ein Rettungsring mit Leine angebracht. Im Winter steht zusätzlich eine Leiter zur Verfügung und Schilder warnen mit dem Text „Betreten der Eisfläche verboten“.

Anlage bleibt nachts geschlossen

Die bestehenden Zäune bleiben in der vorliegenden Konstellation, damit die Anlage in der Nacht geschlossen bleibt. Damit sollen Lärm und Partys verhindert werden. Denkbar wäre anfänglich nachts mit Security zu arbeiten nach dem Motto wehret den Anfängen. Das Bad soll nicht sich selbst überlassen werden, sondern im Stellenplan der Gemeinde wurde eine Stelle geschaffen, wo eine Art Hausmeister gesucht wird. Damit wäre auch ein Ansprechpartner gerade an Wochenenden mit viel Besucherandrang vor Ort. Mit dem Thema „Besucher mit Hunden“ muss sich der Gemeinderat noch auseinandersetzen. Denkbar wäre ein ausgewiesener Abschnitt im hinteren Bereich der Liegewiese.

Wiese am Hang wird zum Parkplatz

Angedacht ist, die bestehende Hang-Wiese zu einem Parkplatz umzufunktionieren. Sie wird heute bereits bei Festivitäten als Parkfläche genutzt. Dazu braucht es auch eine Terrassierung. Eine weiterführende Idee ist, im letzten Drittel einen Wohnmobilstellplatz auszuweisen. Davon könnte dann auch für den Kioskbetreiber eine zusätzliche Einnahmequelle geschaffen werden, wenn dieser den Wohnmobil-Parkplatz betreibt. In diesem Zuge ist auch eine Parkgebühr angedacht.

Minigolfanlage soll vorerst bestehen bleiben

Allerdings denkt der Gemeinderat über einen anderen Themengolf nach. Die weiteren Badezugänge werden wieder geöffnet, die in den vergangenen Jahren mangels Badeaufsicht nicht mehr genutzt wurden. Das wilde Baden ist dann auch kein Problem mehr, was zusätzlich dem Naturschutz zugutekommt. Der Zugang zum Bereich des bisherigen Seebades wird nun ganzjährig geöffnet sein. Damit können künftig auch Wanderer, Spaziergänger und Radfahrer die Wege am See nutzen. Damit wird auch im Winter der Illmensee wieder attraktiver. Stand-up-Paddling soll künftig ebenfalls wieder möglich sein. „Mitte Mai muss alles so weit sein, dass es einigermaßen funktioniert“, erklärte Reichle. Für dieses Jahr hat die Gemeinde einen Pächter gefunden. Der Kiosk und die Toiletten werden in dieser Badesaison unverändert weitergeführt. Doch auch hier bahnt sich mittel- bis langfristig eine Baumaßnahme an.