Am Fasnetsmäntig startet traditionell um 14 Uhr der Umzug durch die Innenstadt und tausende Narren begeistern die Besucherscharen. Gestern beginnt um 14 Uhr eine bemerkenswerte Aktion der Stegstreckerzunft beziehungsweise der Schnellergilde auf dem Marktplatz – eine Stunde knallen die Karbatschen durch die Innenstadt.
Der laute Karbatschenknall als Mahnung zum Frieden
Auf dem Beckenrand des Narrenbrunnens stehend erklärt Zunftmeister Andreas Narr die einmalige Aktion, die doch von zahlreichen Narren und Besuchern beobachtet wird.
In dieser ohnehin nicht einfachen Zeit für die Narren habe ein Despot und Diktator einen Krieg vom Zaun gebrochen, wobei sich nach Aussage von Narr dabei die traurige Geschichte wiederhole. „Der Frohsinn und die Freude sind entzwei“, sagt Narr, dass man mit der Aktion an die Vernunft des Aggressor appelliere und diesen mit dem lauten Karbatschenknallen zum Frieden ermahne. Nicht länger als eine Gedenkminute dauert seine Ansprache, und dann hören Narren und Besucher den ersten Knall.
Schneller agieren paarweise
Seit Jahrzehnten ist Jürgen Rauch aktiver Schneller und mitverantwortlich für die Ausbildung. Er lehrt den Nachwuchs, wie man die Karbatsche richtig schwingt. „Das ist ein klares Zeichen gegen den Krieg“, definiert auch Rauch die einstündige Aktion, die von den Schnellern enorm viel Einsatz fordert.
Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, haben sich die Schneller auf dem Marktplatz platziert, und zwar paarweise. Sollte bei einem Karbatschenschwinger beispielsweise der Bändel abhanden kommen, springt sein Pendant sofort ein.
Pro Einsatz werden 15 Schläge absolviert
Ansonsten wechselt man sich beim Einsatz ab, denn jeder Schneller muss binnen einer Stunde bis zu 20 Mal jeweils 15 Schläge absolvieren. „Das ist wirklich anstrengend“, berichtet Rauch, dass beim Preisschnellen der einmalige Auftritt 20 bis 30 Sekunden dauert. Und jetzt müssen sie diesen Einsatz quasi im Drei-Minuten-Takt leisten, wobei Gildemeister Oliver Müller als Zählmeister fungiert. „12, 13, 14, 15“, zählt er laut und gibt seinen Kameraden das Zeichen für seinen Einsatz und so geht es rauf und runter. Pausenlos hallen die Karbatschenschläge durch die Innnenstadt und bei manchem Schneller werden die Arme nach acht, zehn oder noch mehr Einsätzen deutlich schwerer.
Kleine Symbole der Verbundenheit
Ihre Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine zeigt Narrenträtin Ute Dehm. Ihr Halstuch wird von einem blau-gelben Halstuchknoten zusammengehalten. 15 Stück hat sie gehäkelt und an ihre Narrenratskollegen verteilt. Ein kleines, aber feines Zeichen der Solidarität. Und nach 60 Minuten endet die lautstarke Solidaritätsaktion der Gilde und die Schneller können stolz auf ihre Leistung sein.