Der Ton ist schier säuselnd: „Wir möchten Ihnen weitere Termine anbieten, an denen wir vor Ort sein werden, um über Ihre persönlichen Sorgen und Zukunftswünsche zu sprechen.“ Dieses Angebot haben die Beschäftigten der Krankenhäuser Pfullendorf und Bad Saulgau von der Pflegedirektion und dem Personalmanagement der SRH-Kliniken GmbH bekommen. Noch ist nicht entschieden, ob die beiden kleineren Kliniken im Kreis Sigmaringen tatsächlich geschlossen werden, noch gibt es keine Nachnutzungskonzepte, aber die SRH-Verwaltungsspitze will wissen, was ihre Belegschaft umtreibt.

Geplante Schließung des Pfullendorfer Krankenhauses sorgt weiter für Verzweiflung und Wut

Mitglieder des Vorstands des VdK Pfullendorf waren auf Einladung von Landrätin Stefanie Bürkle zu einem zweistündigen Gespräch im Landratsamt. In einem Positionspapier machten die Pfullendorfer unmissverständlich deutlich, dass eine Komplettschließung des Krankenhauses nicht zu akzeptieren sei.

Beschäftigte hängten dieses Transparent aus dem Fenster des Krankenhauses Pfullendorf.
Beschäftigte hängten dieses Transparent aus dem Fenster des Krankenhauses Pfullendorf. | Bild: Volk, Siegfried

Dabei wurden nach Angaben des VdK-Vorsitzenden Karlheinz Fahlbusch auch massive Vorwürfe gegen SRH erhoben. Die Landrätin erläuterte nochmals die Position von SRH, machte aber auch deutlich, dass sie in den nächsten Wochen das Gespräch mit ganz unterschiedlichen Gruppen suchen will, um Möglichkeiten auszuloten, ob es nicht doch noch andere Möglichkeiten als eine Komplettschließung geben kann.

VdK kritisiert Landtagsabgeordnete des Landkreises Sigmaringen

Seitens des VdK wurde betont, dass verschiedene Annahmen von SRH unrealistisch seien. Auch wird vollkommen abgelehnt, dass Krankenhäuser Gewinn machen müssen. „Diese gehörten zur elementaren Daseinsfürsorge und der Staat müsse dafür sorgen, dass diese gewährleistet ist“, heißt es in dem Positionspapier. Es brauche eine komplett neue Krankenhausfinanzierung. Kritik gab es an beiden Landtagsabgeordneten, die in Sachen Krankenhaus „komplett in der Versenkung verschwunden sind“, wie VdK-Chef Karlheinz Fahlbusch betonte.

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Im Krankenhaus Pfullendorf wurde wenig investiert

„Wir Pfullendorfer fühlen uns von der SRH verraten!“, gibt es eine klare Ansage des heimischen VdK-Verbands. Man kämpfe seit vielen Jahren für den Erhalt des Krankenhauses, sehe aber seit der Übergabe an die Kliniken GmbH mit dem Mehrheitsgesellschafter SRH keinen Fortschritt. Das in die GmbH eingebrachte Haus war vom Spitalfonds total saniert worden und galt bei der Übergabe sogar als das modernste der drei Krankenhäuser. Seitdem wurde nur wenig investiert, Personal abgezogen, die Verwaltung in Sigmaringen konzentriert, versprochene Einrichtungen nicht beschafft und schließlich auch die vielfach propagierte Geriatrie nicht realisiert.

VdK: Hoffnung wurde nicht erfüllt

Gerüchte, dass das Krankenhaus in Pfullendorf weichen muss, die gab es nach Angaben des VdK schon länger. Aber da bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt, war auch der VdK der Meinung, dass man das wohl nicht machen könne. Die Hoffnung wurde nicht erfüllt. Viele Einwohner und damit auch der VdK fühlen sich betrogen und im Regen stehen gelassen: „Dass sowohl Gemeinderat als auch der Bürgermeister dem vorgelegten Konzept vorerst nicht zustimmen werden, ist nur ein ganz kleiner Lichtblick.“

VdK fordert Unterstützung des Landkreises für Kliniken GmbH

Es dürfe aber keine Frage sein, dass auch der Landkreis, der nicht zu den ärmsten im Land zähle, die Kliniken GmbH unterstützen müsse. Die Bürger von Pfullendorf waren nicht alle einverstanden, als man das Krankenhaus übergeben hat. Letztendlich hatte man aber Vertrauen in die SRH. Dieses Vertrauen ist nun in die Tonne getreten worden. Dass man 2019 erstmals ein negatives Ergebnis eingefahren habe, das dürfte wohl nicht nur an den geänderten Rahmenbedingungen gelegen haben. Hier sollte sich ein unabhängiges Gremium die Zahlen noch einmal genau anschauen.

Landkreis sollte für Defizit bei Notfallambulanz in Vorleistung gehen

Dass ein Krankenhaus mit Vollversorgung in Pfullendorf nicht darstellbar sein dürfte, das ist auch die Einschätzung des VdK: „Aber, wir brauchen eine Notfallambulanz, auch wenn diese nicht wirtschaftlich zu betreiben ist.“ Für das Defizit sollte der Landkreis in Vorleistung gehen, denn Pfullendorf gelte für rund 113 000 Einwohner als Grundversorger.

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Die von der SRH geltend gemachte stärkere Ambulantisierung durch niedergelassene Mediziner sieht der VdK nicht so. Es gebe in der Politik bereits Forderungen, dass Krankenhäuser selbst mehr ambulante Leistungen anbieten sollten. Hier müsse die SRH sich mit einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) im Krankenhaus Pfullendorf engagieren.

Versprochene Geriatrie muss in Pfullendorf installiert werden

Die Rahmenbedingungen für eine Geriatrie seien deutlich besser als in Sigmaringen. Vor allem ältere Menschen fühlten sich in einer großen Klinik verloren. Das Schlaflabor müsse erhalten und eventuell sogar ausgebaut werden. Auch die gefäßchirurgische Abteilung sollte unbedingt als Spezialisierung des Krankenhauses Pfullendorf erhalten bleiben. Es wäre zu überlegen, ein spezielles Angebot für Menschen mit Diabetes zu machen.

Der VdK fordert eine Bürgerwerkstatt

Beteiligt werden sollten dabei alle Organisationen, die mit Menschen zu tun haben, fordert der VdK vollkommen neue Konzepte und macht deutlich: „Die SRH kann diese wohl nicht liefern. Wir fordern unmissverständlich, dass bis zu einer endgültigen Entscheidung keine weitere Ausdünnung in Pfullendorf stattfindet!“ Notfalls müssten Durststrecken, wie in jedem anderen Betrieb auch, überbrückt werden. Auch dafür dürfte es Möglichkeiten geben. Das Thema „Plankrankenhaus“, das ja die Rettung sein sollte, habe in der Diskussion bislang kaum eine Rolle gespielt, kritisiert der VdK. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Damit sollte doch die Zukunft gesichert werden. Alles Luftblasen?

Klare Kampfansage des VdK-Ortsverbandes

„Wir sind nicht bereit, unser Krankenhaus kampflos abzugeben“, machen die VdK-Verantwortlichen klar, dass es aber nicht um einen Kampf gegen Sigmaringen gehe. Die Einheit des Landkreises müsse unbedingt erhalten bleiben: „Sollte die Schließung von Pfullendorf trotzdem erfolgen, so muss geprüft werden, ob der Spitalfonds aus der Kliniken GmbH austritt.“ Es könne ja nicht sein, dass Pfullendorf als einzige Stadt im Landkreis als Gesellschafter und über die Kreisumlage für das große Krankenhaus in Sigmaringen bezahle. Der derzeitige Vertrag scheine das nicht möglich zu machen, aber dafür gebe es Gerichte.