„Wir betrachten es als Christen und Christinnen als unsere Pflicht, zur Zukunft des Krankenhausstandortes Pfullendorf Stellung zu beziehen“, beginnt die gemeinsame Stellungnahme der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden. Die Sorge um die Kranken, die Zuwendung zu Sterbenden und die Begleitung von Angehörigen sei für Christinnen und Christen von zentraler Bedeutung. Dies zeige sich in der Geschichte des Spitalfonds Pfullendorf, die im Pfullendorfer Krankenhaus ihre Konkretisierung erfuhr.

Sorge um die Kranken ist für Christen von zentraler Bedeutung

Weiter heißt es: „Seit einigen Wochen beobachten wir nun die Entwicklungen und Diskussionen rund um die geplante Schließung des Krankenhausstandortes Pfullendorf. Wir erleben eine im Wesentlichen von Marktanteilen, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, Fallzahlen, Bettenauslastungen, Profiten, Enttäuschungen und Schuldzuweisungen geprägte Diskussion.“

Die Sorgen der Menschen

„Wir fragen uns: Wo bleiben in der Diskussion die Bedürfnisse des einzelnen Menschen? In Gesprächen unserer Seelsorgerinnen und Seelsorgern und im Austausch mit Kirchen- und Pfarrgemeinderäten hören wir von Sorgen und Ängsten unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wie komme ich ins Krankenhaus nach Sigmaringen, wenn ich nicht mehr Auto fahre?“

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„Der Bus bringt mich bis zum Bahnhof – und dann? Das überfordert mich. Bin ich in dem großen Krankenhausbetrieb nur noch eine Fallzahl? Werden meine Bedürfnisse wahrgenommen? Wie werde ich medizinisch versorgt, wo doch auch die Hausärzte in Pfullendorf keine Patienten mehr aufnehmen?“ Hier zitieren die Kirchen den SÜDKURIER-Bericht „Hausärzte in Pfullendorf ziehen Notbremse: Aufnahmestopp für Patienten“.

Muss ich als Schwangere weiterhin damit rechnen, mein Kind auf dem Rücksitz irgendwo auf der L 456 entbinden zu müssen?

„Wie kann ich meiner sterbenden Ehefrau beistehen, wenn nachts um 2 Uhr der Anruf kommt und ich mehr als 30 Minuten bis ans Sterbebett brauche?
Finde ich als Mitarbeiter des bisherigen Krankenhauses Pfullendorf eine gleichwertige Anstellung im zentralen Krankenhaus in Sigmaringen? Ist unser Rettungsdienst überhaupt darauf ausgelegt, die vielen zusätzlich anfallenden Fahrten nach Sigmaringen zu stemmen? Was passiert bei einem Notruf, solange der Rettungsdienst auf dem Hin- und Rückweg von mehr als einer Stunde ist? Muss ich als Schwangere weiterhin damit rechnen, mein Kind auf dem Rücksitz irgendwo auf der L 456 entbinden zu müssen? Die Aufzählung der Punkte ist sicherlich nicht vollständig. Sie erhebt auch keinen Anspruch auf Repräsentativität.“

Ängste und Befürchtungen nicht klein reden

„Dennoch zeigen die Punkte die große Verunsicherung und die realen Ängste der Bürgerinnen und Bürger im Mittelzentrum Pfullendorf und seiner ländlich geprägten Umgebung. Wir mahnen eine Gesprächskultur an, die weder über diese Ängste und Befürchtungen hinweggeht noch diese klein redet. Vielmehr fordern wir eine Politik, welche die Bedürfnisse des einzelnen Menschen und dessen Wunsch nach einer verlässlichen, qualifizierten und wohnortnahen medizinischen Versorgung in den Mittelpunkt stellt. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir ausdrücklich den Vorstoß von Bürgermeister Kugler, eine Zweitmeinung zur bisherigen Konzeption einzuholen: ‚Wir erachten es als dringend geboten, für eine angemessene medizinische Versorgung in Pfullendorf einzustehen und alternative Lösungsvorschläge nicht vorneweg auszuschließen.‘“