Der Pfullendorfer Gemeinderat soll in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 28. November, dem Vorschlag der Verwaltung zustimmen, ab dem 1. September 2025 die Trägerschaft für das Familienzentrum evangelisches Kindertagheim zu übernehmen. Vorausgegangen war die Kündigung der Trägerschaft durch die evangelische Kirchengemeinde.
Viele Gespräche
Demnach soll es im neuen Kindergartenjahr 2025/2026 nahtlos weitergehen mit dem Betrieb des evangelischen Kindertagheims, das Ende September sein 50-jähriges Bestehen feierte. Laut der Sitzungsvorlage hat die Stadt Pfullendorf sowohl mit der evangelischen Kirchengemeinde als auch mit dem evangelischen Verwaltungszweckverband Schwarzwald-Bodensee mehrere Gespräche geführt, um eine mögliche Übernahme der Betriebsträgerschaft zu prüfen.
Für die Stadt Pfullendorf ist in ihrer Grundsatzentscheidung der gesicherte Weiterbetrieb der Einrichtung notwendig, um die dortigen etwa 70 Betreuungsplätze langfristig zu sichern. Klar war bei den Überlegungen und Verhandlungen: Bei Wegfall des evangelischen Kindertagheims und der Betreuungsplätze müsste die Stadt neue Betreuungsmöglichkeiten in entsprechender Zahl kurzfristig schaffen.
Unbürokratische Lösung
Das Gebäude ist Eigentum der evangelischen Kirchengemeinde Pfullendorf. Die Stadt hatte sich aber entsprechend der Betriebskostenvereinbarung an den Investitionsausgaben sowie an den Betriebsausgaben für den laufenden Betrieb beteiligt. Zwischenzeitlich wurde mit dem evangelischen Verwaltungszweckverband Schwarzwald-Bodensee eine Lösung ohne gegenseitigen Kostenausgleich gefunden.
Heißt: Die Kosten der Kirchengemeinde wie beispielsweise die Rückzahlung des Investitionskostenzuschusses und der politischen Gemeinde – Gebäude, Inventar – heben sich auf, sodass das Gebäude für den symbolischen Wert von einem Euro an die Kommune übergehen könnte, was laut Vorlage im Sinne einer unbürokratischen Lösung zu begrüßen sei.
Um nun eine geordnete Übernahme der Trägerschaft zu gewährleisten, müssen die entsprechenden Beschlüsse rechtzeitig gefasst werden. Sollte der Gemeinderat in der Sitzung der von der Verwaltung vorgeschlagenen Übernahme zustimmen, würden weitere Verhandlungen mit dem evangelischen Verwaltungszweckverband geführt und alle notwendigen Vereinbarungen getroffen werden.
Brief an die Eltern
Die Stadt Pfullendorf hatte sich schon vor längerer Zeit mit der Kirchengemeinde öfter an einen Tisch gesetzt, nachdem sich abzeichnete, dass sich die evangelische Kirchengemeinde im Sommer 2025 als Trägerin trennen würde. Noch vor den Sommerferien wurden bereits die Eltern über die Kündigung informiert, vor etwa einem Monat erhielten die Eltern ein Schreiben der Kirchengemeinde.
In diesem Brief versicherte die Kirchengemeinde, dass es für sie höchste Priorität habe, den Weiterbetrieb des Kindertagheims sicherzustellen. Es müssten demnach die Weichen gestellt werden, um die Tradition des Kindertagheims weiterführen zu können.
Das sagt der Pfarrer
Der evangelische Pfarrer Sebastian Degen begründete auf Nachfrage des SÜDKURIER die Entscheidung unter anderem damit, „dass die Situation in unserem Kindertagheim leider so ist, dass viele der baulichen Standards nicht oder zumindest – für unseren Anspruch an die Qualität der Kinderbetreuung – nicht ausreichend erfüllt werden können“. Die Anpassung der aktuellen baulichen Standards, so Degen, sei zwar sicherlich machbar, würde jedoch die evangelische Kirchengemeinde als Trägerin personell und finanziell überfordern.
Gerade der bauliche Zustand des Tagheims wurde immer wieder thematisiert. So werden seit 2010 die Krippenkinder in Containern betreut, die eigentlich als provisorische Lösung gedacht waren. Erste Planungen, den Kindergarten auf dem vorgesehen Schulcampus neu zu bauen, wurde ebenfalls verworfen. Degen betonte aber auch, „dass es sich bei dieser Entscheidung nicht um eine Entscheidung gegen das Kindertagheim, gegen die dort betreuten Kinder oder die dort beschäftigten Mitarbeiter handelt.“
Mitarbeiter sollen behalten werden
In der Sitzung am Donnerstag, 28. November, geht es nun darum, die Übernahme durch die Stadt Pfullendorf zu befürworten. Ob das Gebäude dann im Bestand saniert oder abgerissen und an gleicher Stelle gebaut wird oder ob für das evangelische Kindertagheim möglicherweise ein anderer Standort infrage kommt, „das kann jetzt noch nicht beantwortet werden“, sagt Pfullendorfs Hauptamtsleiter Simon Klaiber auf Anfrage des SÜDKURIER. Es müsse zuerst Schritt eins gemacht werden.
Bei Zustimmung des Gemeinderats sollen sukzessive die Gespräche mit den Mitarbeitern geführt werden, die behalten werden sollen, um den Betrieb ab dem Kindergartenjahr 2025/2026 aufrechterhalten zu können.