Darauf waren wohl alle gespannt bei der Jahreshauptversammlung der Stegstrecker – die einen in der Stadthalle, die anderen vor dem Bildschirm zu Hause, denn die Sitzung wurde für registrierte Mitglieder online übertragen. Wird die Fasnacht 2021 in Pfullendorf ins Wasser fallen? Zunftmeister Andreas Narr stellte fest: In der „Fasnachtshochburg und großen Narrenstadt“ wird es eine Fasnet geben. Freilich könne die unter den gegebenen Umständen – sprich Corona – nicht so sein, wie man sie kennt. „Wir müssen gemeinsam einen kreativen, vernünftigen Weg finden. Wir dürfen uns und andere nicht in Gefahr bringen, aber auch nicht unser Brauchtum. Unsere Hexen sind Masken gewohnt und bei den Schnellern ist Mindestabstand kein Problem“.

Stegstreckerchef Andreas Narr: „In der Fasnachthochburg Pfullendorf wird es eine Fasnet geben.“

500 Leute beim Zunftball in einer 300 Quadratmeter großen Hallle, das werde hingegen nicht funktionieren. Anders sehe es zum Beispiel beim Einschnellen im Freien an Dreikönig aus. Auch das hoch geschätzte Narrenblatt soll veröffentlicht werden – und zwar nicht in einer Not-Version, wie Narr sagte. Narrenblatt-Redakteur Günter Kratzer rief noch während der Sitzung dazu auf, Augen und Ohren offen zu halten, damit die Spalten der närrischen Zeitung nicht leer bleiben.

Kein Konzept, aber eine Absichtserklärung

„Ein Konzept haben wir noch nicht, aber eine klare Absichtserklärung“, so der Zunftmeister auf die Frage des SÜDKURIER, wie denn die Pläne für 2021 aussehen. „Man kann einen Weihnachtsmarkt absagen, aber nicht Weihnachten. So ähnlich sieht es auch bei der Fasnet aus.“ Kann man nächstes Jahr mit einem Umzug am Fasnetsmäntig rechnen? „Wir müssen auf Sicht fahren“, konnte der Zunftmeister dazu noch keine Auskunft geben. Traditionell beginnen im Herbst die Vorbereitungen für die kommende Saison.

Nachfolger für Narrenbollizei Walter Rossknecht noch nicht vorgestellt

Ob es 2021 einen Fasnetmäntigumzug der Stegstreckerzunft wie beispielsweise vor zwei Jahren geben wird, ist noch offen.
Ob es 2021 einen Fasnetmäntigumzug der Stegstreckerzunft wie beispielsweise vor zwei Jahren geben wird, ist noch offen. | Bild: Volk, Siegfried

Bei der Martinisitzung wird dann nicht nur das Motto 2021 verkündet, am 11.11. dürfte auch der Narrenbollizei-Nachfolger von Walter Rossknecht feststehen. Wer dies ist, wurde bei der Sitzung noch nicht verkündet. „Wir sind zuversichtlich, in 2021 eine Fasnet mit Herz und Verstand anbieten zu können“, lautet die Parole des Zunftmeisters. Claus Bixler, der den Vorstand in Vertretung von Bürgermeister Thomas Kugler entlastete, sagte diesbezüglich die Unterstützung der Stadt und Gemeinderäte zu. Auch die Pfullendorfer Stadtmusik habe ihre Teilnahme signalisiert. „Wir brauchen die Stadtmusik für die Fasnacht“, machte Narr deutlich.

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Wie bei Hauptversammlungen üblich, wurde der Blick auch in die Vergangenheit gerichtet. Das 40. Stadtseefest war 2019 nach Auskunft von Geschäftsführer Rainer Bosch sehr gut besucht. Der große Zuspruch hat sich finanziell mit einem erfreulichen Gewinn in der Zunftkasse bemerkbar gemacht, führte Säckelmeister Frank Hellstern aus. Dieses Jahr musste das beliebte Fest wegen Corona jedoch ausfallen.

In der Fasnet 2020 war Stegstreckerzunft noch knapp am Virus vorbeigeschrammt

Ein Höhepunkt war das große Landschaftstreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte am 1. und 2. Februar mit Zünften aus dem Linzgau, vom Bodensee und aus der Schweiz. Es habe im Vorfeld Stimmen gegeben, die daran zweifelten, ob es der Zunft gelingen würde, eine solche Mammutveranstaltung zu stemmen. Doch der Erfolg belehrte die Skeptiker eines Besseren. „Es war super“, schwärmte Narr. Auch der Zuspruch der Sponsoren zur Unterstützung des Events sei „genial“ gewesen. „Da haben wir offene Türen eingerannt.“ Ein Teil des Ertrages aus dem Landschaftstreffen spenden die Stegstrecker für einen guten Zweck. So soll die Bürgerstiftung 2020 Euro erhalten. Schade sei gewesen, dass man wegen des Versammlungsverbots nicht gleich im Anschluss ein Helferfest habe feiern können. Doch das werde auf jeden Fall nachgeholt. Auch Bixler lobte: „Das Landschaftstreffen habt ihr hervorragend organisiert und durchgeführt.“ Zusätzlich zum VSAN-Großevent fand die „normale“ Fastnacht mit allem drum und dran statt, inklusive dem Umzug am Fasnetmäntig mit 49 Gruppen.

Zunft ernennt drei neue Ehrenmitglieder

Verschiedene Ehrungen standen vergangenen Freitag auch auf der Tagesordnung – und die größte Auszeichnung der Zunft wurde drei Mitgliedern zuteil. Walter Rossknecht, Dietmar Weißhaar und Karl Michelberger sind jetzt Ehrenmitglieder. Rossknecht und die Figur der Narrenbollizei sind untrennbar miteinander verbunden, von 1995 bis 2020 führte er in Uniform und mit Schelle den Narrenumzug an. Auch bei der Gestaltung des Balls wirkte er stets voller Engagement mit. „Legendär sind seine Moderationen“, hob Narr hervor. Dietmar Weißhaar gehört seit 1975 der Zunft an, von 1995 bis 1998 war er Gruppenchef der Hänsele und wechselte danach in den Narrenrat. Viele kennen Weißhaar, weil er die Stimme der Rosenmontagsumzüge ist. Karl Michelberger, Narrenrat von 2003 bis 2016, sorgte stets für Sicherheit bei den Fastnachtsveranstaltungen und hat Verantwortung in der Arbeitsgruppe Verkehr übernommen.