Das Recycling-Unternehmen Tyrewolf im Industriegebiet Mengener Straße in Pfullendorf wächst weiter. Es investiert in die Zukunft – sowohl im Bestandsgebäude als auch auf dem Grundstück darunter, das vor ein paar Jahren gekauft wurde und demnächst bebaut wird. Was genau aber mit der 1,2 Hektar großen Fläche passiert, hängt von der Politik ab.

Klares Bekenntnis zu Pfullendorf

Seit zehn Jahren hat die Firma Tyrewolf ihren Sitz im Industriegebiet Mengener Straße. „Wir haben auch nicht vor, den Standort zu verlagern“, sagt Geschäftsführer Julius Blien, der sich klar zum Standort in Pfullendorf bekennt. Denn für sein Unternehmen mit 17 Mitarbeitern gibt es keinen besseren Standort als den jetzigen. „Wir sind eine laute Schwerindustrie, weshalb für mich nur ein Industriegebiet und kein Gewerbegebiet infrage kam“, sagt der 36-Jährige, dessen Beschäftigte im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten. Blien hatte 2015 den Mut gefasst und einen Investor gefunden, um sein Unternehmen zu gründen. Zuvor war er Bankkaufmann bei der Sparkasse Pfullendorf-Meßkirch und danach Kfz-Mechaniker.

Das Recycling-Unternehmen existiert mittlerweile seit zehn Jahren. Es investiert in die Zukunft und schafft weitere Arbeitsplätze.
Das Recycling-Unternehmen existiert mittlerweile seit zehn Jahren. Es investiert in die Zukunft und schafft weitere Arbeitsplätze. | Bild: Dirk Thannheimer

Moderne Anlagen

Tyrewolf hat sich in der Branche längst einen guten Ruf erarbeitet. Drei Millionen Altreifen von Autos und Lastwagen werden jedes Jahr auf dem 1,4 Hektar großen Betriebsgelände zum Schreddern angeliefert – doppelt so viele wie zu Beginn der Firmenhistorie. Tyrewolf zerkleinert mit modernen Anlagen die Altreifen, zerlegt sie in ihre Bestandteile Gummi, Stahl und Textil und verkauft sie als Sekundärrohrstoffe an weiterverarbeitende Betriebe.

Viele Nutzungen

Das daraus entstehende Gummigranulat eignet sich für viele Nutzungen – für Tartanbahnen, für Turnmatten, für Schutzmatten in Fitnesscentern oder auf Kinderspielplätzen, für Flüsterasphalt, um das Fahrgeräusch im Straßenverkehr zu reduzieren, für Matten in der Tierhaltung, für Kunstrasen von Fußballvereinen. Die Liste der Abnehmer, die granulierte Altreifen wiederverwerten, ist schier endlos. „Aber auf den Kunstrasen dürfen wir nach einem Verbot das Granulat nicht mehr lose einstreuen“, ergänzt Blien.

Größtenteils stoffliche Verwertung

Für die elastische Tragschicht unter dem Rasen wiederum sind die zerkleinerten Altreifen als wertvolle Rohstoffe zulässig. Und die Firma schreibt es sich auf die Fahnen, den Abfall nicht zu verbrennen, sondern größtenteils stofflich zu verwerten. „Das ist uns sehr wichtig“, so Blien.

Corona kommt dazwischen

Trotzdem wurde 2018 Tyrewolf von der ELM-Gruppe, einer 100-prozentigen Muttergesellschaft, übernommen, was für Tyrewolf aber keine Auswirkungen bedeutete. Und schon ein Jahr später wurde in der Gruppe der Entschluss gefasst, das freie Grundstück zu kaufen, weil es bei Tyrewolf weiter bergauf ging. „Wir wollten uns diese Chance nicht entgehen lassen.“ Doch das Grundstück lag erst einmal brach, weil die Corona-Pandemie die Firma ausgebremst hatte – aber deren Existenz nicht gefährdete. „Wir sind ohne Kurzarbeit durch die Pandemie gekommen“, ergänzt Blien.

Der nächste Rückschlag

Nach der Pandemie folgte der nächste Rückschlag: das Hochenergiejahr. Tyrewolf verbraucht im Jahr etwa 3,5 Millionen Kilowattstunden. Statt etwa 300.000 Euro Stromkosten waren es auf einmal fast eine Million Euro. Trotz sinkender Preise sind es immerhin noch etwa 800.000 Euro – allein für Stromkosten. Dazu kommt, dass Tyrewolf auch viel Geld ausgibt, um die Vorgaben der Behörden einzuhalten – beispielsweise für den Lärmschutz.

Das neue Grundstück unterhalb des Firmengebäudes ist 1,2 Hektar groß. Noch ist unklar, was auf der Fläche entstehen soll.
Das neue Grundstück unterhalb des Firmengebäudes ist 1,2 Hektar groß. Noch ist unklar, was auf der Fläche entstehen soll. | Bild: Dirk Thannheimer
„Wir sind immer noch gewillt, zu investieren. Sonst hätten wir das Grundstück nicht erworben.“
Julius Blien, Geschäftsführer

Julius Blien blickt indes nach vorne – in die Zukunft einer interessanten Branche mit Wachstumsmöglichkeiten. „Wir sind immer noch gewillt, zu investieren. Sonst hätten wir das Grundstück nicht erworben.“ Im Bestandsgebäude sollen demnach die Büroräume vergrößert und eine zusätzliche Schlosserei gebaut werden. Das neue, eingezäunte Grundstück bedarf erst eines aufwändigen Aufhubs, um eine Niveaugleichheit herzustellen. Erste Ideen mit Terrassen und Rampen wurden verworfen. „Das hätte einen zu großen Flächenfraß zur Folge gehabt“, sagt Blien, der hofft, dass bis Ende des Jahres 2025 die Erdarbeiten fertig sind.

Weitere Arbeitsplätze

Bis dahin will er abwarten, welche Richtung die Politik in Sachen Recycling einschlägt. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich in diesem Bereich sehr viel entwickelt. Ich erwarte klare Ansagen von der Politik“, ergänzt Blien, der sich dann festlegen will, womit er das Grundstück bebaut. Er sei jedenfalls weiter bestrebt, lösungsorientiert und so innovativ wie möglich zu sein. Aktuell kann er sich durchaus vorzustellen, auf dem Grundstück seine Produktion zu erweitern und seine Lagerkapazitäten zu erhöhen. „Wir werden dann sicher auch weitere Arbeitsplätze schaffen“, sagt Julius Blien, dessen Geschäftsidee mit den Altreifen zum Erfolgsmodell wurde.