Dieses Projekt wird Timo Mahl alles abverlangen: Der 34-jährige Geschäftsführer der TM-Holzbaufirma aus Salem baut das denkmalgeschützte Hutmacherhaus an der oberen Hauptstraße zu Wohnraum um. An seiner Seite steht die Stadt Pfullendorf, die ihn darin unterstützen wird, sein ambitioniertes Ziel zu erreichen, damit der Schandfleck am Stadteingang von Pfullendorf bald Geschichte sein wird.
Es herrscht Einsturzgefahr
Beim Rundgang am Mittwochmorgen durch Gebäude – Baujahr 1673 – weist Zimmerermeister Timo Mahl ausdrücklich darauf hin, mit beiden Beinen auf den Holzdielen zu bleiben. Denn ein Meter nach links oder rechts könnte bedeuten, durch die Decke zu krachen und metertief in das untere Stockwerk zu stürzen. Das sagt alles aus über den maroden Zustand des seit vielen Jahren unbewohnten Hauses mit morschen Balken, losen Dachziegeln, dem bröckelnden Kamin und feuchten Wänden. „Es ist sehr viel Wasser eingetreten, weshalb es große Standschäden gibt“, sagt Mahl, der bei einer Recherche im Internet auf die Immobilie gestoßen war, es mehrmals besichtigte, ehe er zu einem günstigen Preis erwerben konnte.

Hüte in Folie eingepackt
Gemeinsam mit seinem Vater Boris Mahl, der Architekt ist, entwarf er erste Pläne für das Objekt. Er nahm Kontakt mit der Verwaltung auf, führte ein ausführliches Gespräch mit Bürgermeister Ralph Gerster. „Wir waren sofort auf einer Wellenlänge“, sagt Gerster, der sich schon seit langer Zeit Gedanken über das einsturzgefährdete Haus macht, in dem ein Firmenschild an der Eingangstür und mit Folie abgedeckte Hüte in einem aus Sicherheitsgründen nicht mehr betretbaren Zimmer im Erdgeschoss daran erinnern, dass hier einst im westlichen Hausteil die Putzmachermeisterin Gisela Schlageter-Bosch, Tochter des Schneidermeisters Karl Bosch, ein Ladenlokal betrieb. Den östlichen Teil des Hauses erwarb 1896 Schreinermeister Jakob Fecker.

Bürgermeister spricht ihm ein Lob aus
Bei Investor Timo Mahl hatte Ralph Gerster von Anfang ein gutes Gefühl, dass in diesem historischen Gebäude etwas ganz Besonderes entstehen könnte, „um auch die Innenstadt optisch aufzuwerten und ein Anreiz zu sein für andere Projekt in der Altstadt“, so Gerster, der Mahl Lob ausspricht für seinen unternehmerischen Mut, den er benötigt, um dieses Haus wieder mit Leben zu erfüllen.
Behörden arbeiten eng zusammen
Seit der ersten Bauvoranfrage Ende 2024 wurde alle Hebel in Bewegung gesetzt, arbeiteten Bauherr, Behörden und Verwaltung eng miteinander zusammen, beschleunigten alle notwendigen Verfahren. Und natürlich wurde das Denkmalamt als mitentscheidende Behörde eingebunden, die wiederum ihre Auflagen an den Bauherrn stellt. Welche Fenster sind historisch, welche Wände müssen bleiben, welchen Spielraum hat Timo Mahl, dem eines ganz wichtig ist. „Die historische Substanz soll erhalten bleiben, die Fassade wird verputzt. Die meisten Arbeiten finden im Inneren statt.“

Förderung in Höhe von 220.000 Euro
In die Karten spielte dem Bauherrn im Sommer eine Förderung in Höhe von 220.000 Euro aus dem Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR). „Die Förderung ist ein wichtiger Baustein in der Finanzierung und bestärkte mich, dieses besondere Gebäude mit Respekt vor seiner Geschichte zu revitalisieren“, so Mahl. Insgesamt steckte seine vor wenigen Jahren gegründete Holzbaufirma etwa zwei Millionen Euro in die umfangreiche Sanierung, mit der im Frühjahr 2026 begonnen werden soll. „Im nächsten Schritt muss ich erst einmal eine Schadenskartierung machen“, ergänzt Mahl, dessen Pläne an einer Wand im ersten Obergeschoss hängen. Darauf zu sehen ist die Einteilung der zwölf Mietwohnungen auf einer Wohnfläche von 770 Quadratmetern, die in den nächsten zwei Jahren entstehen sollen.
„Das sind die Filetstücke.“Timo Mahl, Bauherr
Die Wohnungen sind zwischen 60 und 70 Quadratmeter, der riesige Dachstuhl bietet Platz für vier Maisonettewohnungen. „Das sind die Filetstücke“, ergänzt Mahl. Erreichbar sind die Wohnungen über ein Treppenhaus, das neu gebaut werden muss. Nur ganz unter dem Dach werden keine Wohnungen gebaut, weil aufgrund der Lebenswelt von Fledermäusen der Artenschutz berücksichtigt werden muss.
Viel Arbeit steht bevor
Timo Mahl und seinen Mitarbeitern steht demnach viel Arbeit bevor. Die erste wird sein, das Gebäude aufzuräumen, wofür sicherlich einige Müllcontainer benötigt werden. „Und dann fange ich damit an, dem Dach einen Hut aufzusetzen“, ergänzt Mahl, der genau weiß, was er will. „Ich habe große Lust auf dieses Projekt.“