Sie trotzen der Pandemie: Mitten in der Corona-Krise gehen Ruben Riebsamen und Martin Reiß mit ihrem eigenen Betrieb in Pfullendorf an den Start. Im Goldäcker 6 werden sie ab 1. Juni ihre Firma „Branchenbus“ eröffnen. Das im Nutzfahrzeughandel und in Verladesystemen tätige Unternehmen bietet Nutzfahrzeuge in der 3,5-Tonnen-Klasse an, die mit einer von Martin Reiß entwickelten hydraulischen Heckrampe bedient werden.

Einsatz der Fahrzeuge unter anderem bei Pflegeeinrichtungen, Bäckereien und im Handwerk

„Solche Kleintransporter werden unter anderem bei Pflegeeinrichtungen, im Textilservice, im Handwerk, bei Möbelhäusern und Catering-Unternehmen genutzt“, schildert Ruben Riebsamen im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Beide haben Berufserfahrung in Hohenfels gesammelt

Die Jung-Unternehmer sind beide 34 Jahre alt. Ruben Riebsamen stammt aus Herdwangen, wo man ihn als Sohn des Bundestagsabgeordneten Lothar Riebsamen und als begeisterten Fußballer kennt. Bei diesem Hobby hat er auch Martin Reiß kennengelernt. Dieser ist gelernter Schreiner, hat die Meisterschule absolviert und stammt aus Hohenfels.

Die hydraulische Rampe ist eine eigene Konstruktion der neuen Firma Branchenbus.
Die hydraulische Rampe ist eine eigene Konstruktion der neuen Firma Branchenbus. | Bild: Ruben Riebsamen

Im Jahr 2006 fingen alle beide beim Fahrzeugbauer FGS in Hohenfels an. Die Firma bietet Fahrzeug- und Verladesysteme von der Rollstuhl- bis hin zur großen Stahlkettenrampe an. Außerdem vertreibt das Unternehmen Spezialschmierstoffe. Ruben Riebsamen, der an der BA in Ravensburg seinen Abschluss als Betriebswirt gemacht hatte, war vier Jahre lang gemeinsam mit Martin Reiß in der Geschäftsführung von FGS tätig.

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„Martin Reiß und ich haben dort alles über den Fahrzeugbau gelernt. Dieses Fachwissen wollen wir in unserem eigenen Betrieb einbringen“, erläutert Riebsamen. Die vergangenen beiden Jahre arbeitete der 34-Jährige im Vertrieb bei der Firma Prinoth in Herdwangen, während Martin Reiß mit einem eigenen Betrieb „Reiß Werkzeuge“ erfolgreich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte.

Eigene Firma war schon lange eine großer Wunsch

„Schon lange war es mein Traum, eine Firma zu gründen, sie in meinem Sinne wachsen zu lassen und mein eigener Chef zu sein“, verrät Ruben Riebsamen. Dazu gibt es Unterstützung von Lothar Riebsamen. „Mein Vater ist Feuer und Flamme und hat zugesagt, hier und da auch mitzuhelfen im Betrieb“, schildert der Jungunternehmer. Zeit dazu wird der CDU-Politiker haben, denn er hatte vor Längerem angekündigt, in diesem Jahr nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren.

So sieht der Fahrzeugtyp aus, der in der neuen Firma im Goldäcker vertrieben werden soll.
So sieht der Fahrzeugtyp aus, der in der neuen Firma im Goldäcker vertrieben werden soll. | Bild: Ruben Riebsamen

Dass das eigene Unternehmen mit Fahrzeugen zu tun haben würde, ist nicht verwunderlich, denn die beiden Männer sind begeisterte Auto-Freaks: Der Hohenfelser restaurierte jüngst seinen eigenen Oldtimer, während der Herdwanger schon länger nebenher mit Autos handelt.

Corona hat die beiden Firmengründer zusätzlich beflügelt

Dass die Firmengründung ausgerechnet in die Zeit der Pandemie fällt, sehen die beiden nicht als einen besonders erschwerenden Umstand für ihren Start-Up in Pfullendorf. „Wir hatten durch den Wegfall von einigen Freizeitaktivitäten neben unseren Berufen mehr Zeit als sonst, uns detaillierte Gedanken zu machen, wie unsere Firma aussehen und funktionieren soll“, erklärte Ruben Riebsamen. „Corona hat uns beflügelt“, ergänzt er.

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Verkauft werden bei „Branchenbus“ Niederflurfahrzeuge mit Kofferaufbau oder Pritsche, für die Martin Reiß eine spezielle hydraulische Rampe entwickelt hat. „Sie ist sehr leicht und niedrig angebracht. So ist ein schnelles Be- und Entladen der Fahrzeuge möglich“, schildert Ruben Riebsamen die Vorteile dieser Rampe, die eine herkömmliche Ladebordwand oder Hecktüren ersetzt.

Zweites Standbein sind Verladerampen aus Aluminium

Genutzt werden solche Fahrzeuge überall dort, wo viel Nutzlast und Volumen mit der Führerscheinklasse B gefordert wird, so auch bei Kommunen, bei der Industrie und dem Garten- und Landschaftsbau. Die Fahrzeuge können auch in elektrifizierter Ausführung bestellt werden. „Wir beraten gerne, was die Nutzung von Förderprogrammen für die Elektro-Fahrzeuge angeht“, bietet der Jungunternehmer als Service der neuen Firma an. Die Basisfahrzeuge und Aufbaukomponenten werden von Partnerfirmen bezogen; die Rampen und der branchenindividuelle Ausbau werden in Pfullendorf realisiert. Als zweites Standbein werde „Branchenbus“ auch Verladerampen aus Aluminium vertreiben, kündigt er an.

Halle im Gewerbegebiet Goldäcker ist gemietet

Für die Firma wird kein neues Gebäude gebaut, vielmehr nutzen Martin Reiß und Ruben Riebsamen eine Halle der Firma Hennig, die ebenfalls im Goldäcker angesiedelt ist. „Wir sind Claudius und Simon Hennig sehr dankbar dafür, dass sie uns als Neulinge das Vertrauen geschenkt haben und auch auf einige Ergänzungswünsche, zum Beispiel bezüglich der Beleuchtung, eingegangen sind“, sagt Ruben Riebsamen.

Firma soll ein kleines bis mittelständisches Unternehmen bleiben

Die Firma wird als GmbH betrieben mit zwei gleichberechtigten Geschäftsführern. Zunächst sollen die beiden die einzigen Mitarbeiter sein, je nach Erfolg wollen sie später weitere Mitarbeiter einstellen, berichtet Riebsamen. Das Startkapital betragen rund 250 000 Euro; Zuschüsse seien nicht geflossen, aber man nehme vergünstigte KfW-Kredite in Anspruch. Ein Großunternehmen streben die Jungunternehmer aber nicht an: „Wir wollen ein kleiner bis mittelständischer Betrieb bleiben“. Als erstes Ziel habe sich „Branchenbus“ gesetzt, in den kommenden drei Jahren zunächst einmal rund 100 solcher 3,5-Tonnen-Nutzfahrzeuge ausliefern zu können, schildert er.

Schon gute Kontakte zu Lieferanten und Partnerbetrieben geknüpft

Kurz vor dem Start laufe es gut mit Lieferanten und Partnerbetrieben an. „Wir wollen unsere Kunden mit bestem Service und unabhängiger Beratung überzeugen“, umreißt er abschließend die Firmenphilosophie.