Der Biber ist in der Gemeinde Sauldorf an vielen Stellen anzutreffen. Nicht nur im Naturschutzgebiet rund um die Sauldorfer Baggerseen – in der Ortschaft Sauldorf selbst traut er sich bis in eine Wohnsiedlung hinein. In so manchem Vorgarten haben die Besitzer die Bäume zum Schutz vor dem vom Naturschutzgesetz streng geschützten Nagetier mit verschiedenen Materialien umwickelt. Kommt es durch erhöhte Bautätigkeit des Nagers zu Überschwemmungen der Gartenidylle oder läuft gar der Keller voll, dann wird der entsprechende Biberdamm nach Rücksprache mit den Naturschutzbehörden geöffnet, damit das Wasser wieder abfließen kann.
Illegaler Eingriff im Naturschutzgebiet
Eigenmächtigkeit, also die Öffnung ohne Zustimmung der Behörden, ist strengsten verboten. In Sauldorf ist es Anfang des Jahres allerdings zu einem illegalen Eingriff gekommen, nicht in dem genannten Wohngebiet, sondern im Naturschutzgebiet, wo die illegale Öffnung des Biberdamms umso schwerer wiegt. Dies ist eine Straftat.

Mehrere Biberdämme wurden zerstört
Laut Polizeibericht erfolgten die Beschädigungen an dem Biberbauwerk an mehreren Stellen im Bereich der Gewanne Großwies und Obere Tiefenwiese sowie an Gewässerabschnitten der Ablach und am Rübelisbach. „Bislang unbekannte Täter haben im Zeitraum zwischen Freitag, 20. Januar, und Sonntag, 29. Januar 2023, bei Sauldorf mehrere Biberdämme stark beschädigt und teilweise zerstört“, hieß er in der Pressemitteilung vom 15. Februar der Polizei in Ravensburg, die in dem Fall bis vor Kurzem ermittelte. Dabei sollen die Täter nach Angaben der Polizei mit schwerem Gerät unterwegs gewesen sein. Die Anzeige sei seinerzeit vom Pächter eines benachbarten Flurstücks erstattet worden.

Verdächtigungen, Sorgen und Ärger
Der Vorfall sorgte seinerzeit auch für Gesprächsbedarf im Sauldorfer Gemeinderat. Gremiumsmitglied Roland Halder, der mit seinem Baggerbetrieb regelmäßig Biberdämme im Auftrag der Gemeinde öffnet, sah sich offenbar verdächtigt, für die illegalen Öffnungen verantwortlich gewesen zu sein. Auch von einem Anruf der Polizei im Zusammenhang mit den Ermittlungen berichtete Halder in der Sitzung Ende Februar. Er habe alles schriftlich, erklärte er in Bezug auf die von der Gemeinde beauftragten Öffnungen. Bürgermeister Severin Rommeler bestätigt auf Nachfrage, dass sich Halder nichts zuschulden hat kommen lassen.

Ermittlungsverfahren wurde Anfang Mai eingestellt
Die Polizei habe auch keine Baggerspuren am Tatort gefunden, sondern Reifenspuren. Die führten die Polizei aber nicht auf die Spur der Täter. Die Staatsanwaltschaft Hechingen hat das Ermittlungsverfahren Anfang Mai eingestellt. Der entstandene Schaden an der Natur ist offenbar nicht groß, so schätzt es jedenfalls der ehrenamtliche Biberbeauftragte der Gemeinde, Armin Hafner, ein: „Es geht nicht um den Schaden, der Biber wird den Damm wieder zubauen. Aber die illegale Öffnung im Naturschutzgebiet ist natürlich schon eine Nummer“, meint Hafner.

Das sagt der Bürgermeister
„Wir haben einen enormen Biberdruck“, beschreibt Rommeler die Situation aus Sicht der Gemeinde Sauldorf. Das relativ flache Gebiet entlang der Ablach führt dazu, dass die umliegenden Flächen relativ zügig überschwemmt sind, wenn der Biber aufstaut. Das bereitet nicht nur Landwirten Probleme, sondern gefährdet an manchen Stellen die Verkehrssicherheit.
Diese Gefahren sieht Severin Rommeler
Gefahr droht laut Bürgermeister an Straßen, Wegen und Ortsdurchfahrten und insbesondere am Bahndamm der Ablachtalbahnlinie, auf der – und da ist der fleißige Nager sogar Namensgeber – die Biberbahn an den Wochenenden über die Gemarkung Sauldorf von Stockach nach Mengen fährt. Inzwischen kontrollieren Mitarbeiter des Bauhofs regelmäßig die Biberaktivitäten auf Gemeindegebiet, an der Ablachtalbahnstrecke machen dies ehrenamtliche Helfer.
Der Biber hielt sogar die Freizeitbahn auf
2022 wäre die Eröffnungsfahrt der Biberbahn beinahe ausgefallen, weil durch die Biberaktivitäten ein Teil des Bahndamms nach starkem Regen unterspült war. Dort wo der Biber auf Gemeindegebiet lebt, werden Bäume angefressen, deshalb sind Anwohner unterwegs, um sie mit Drahtzäunen zu schützen. Auch einen Achsbruch an einer Landmaschine soll der Biber verursacht haben. Der Lenker war in ein Biberloch gefahren.
Kontrollierte Entnahme als Lösung?
„Der Biber hat entlang der Infrastruktur nichts zu suchen“, auf der anderen Seite sorge er im Naturschutzgebiet für eine enorme Artenvielfalt, beschreibt Rommeler das Dilemma. Er kann sich genauso wie Hafner eine kontrollierte Entnahme von Bibern vorstellen. In Bayern ist das Jagen von Bibern bereits wieder erlaubt. „Der Druck ist mittlerweile so groß, dass der Biber an Eichen geht und Hartholz mag er eigentlich nicht“, erklärt Severin Rommeler.