Das Tor in die Freiheit war für Severin Rommeler die Höllentalbahn im Schwarzwald. Sie verbindet Freiburg im Breisgau mit Villingen und gilt als steilste Bahn Deutschlands. Als Jugendlicher konnte er in seiner Heimatgemeinde Kirchzarten in den Zug einsteigen und fahren, wohin er wollte. Genau so eine Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr wünscht er sich für die Gemeinde Sauldorf, deren Bürgermeister er werden will.
Entscheidung fiel bereits vor einem Jahr
Die Entscheidung, in Sauldorf als Nachfolger von Amtsinhaber Wolfgang Sigrist zu kandidieren, sei schon vergangenes Jahr im Sommer gefallen. Deshalb war es nur konsequent, dass er sich nach seinem abgeschlossenen Studium der Politik, Philosophie und Wirtschaftswissenschaften und seiner Ausbildung zum Zimmerer im Sommer 2021 für eine Weiterbildung an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl anmeldete. Diese wird er im Winter abschließen.
Bauprojektleiter in Herdwangen-Schönach
„Mir war aber schon lange klar, dass es in Richtung Politik geht“, erzählt er. Weil er aber auch sehr praktisch veranlagt ist und schon während der Schulzeit in den Ferien als Zimmerer arbeitete, absolvierte er eine Lehre zum Zimmermann. Zurzeit arbeitet er in Herdwangen-Schönach als Zimmerer in der Bauprojektleitung sowie der Planung und Kalkulation. Er leitet dabei ein Team von bis zu fünf Mitarbeitern. „Gut ein Drittel verbringe ich mit Büroarbeiten“.

In Roth fühlt er sich wohl
Severin Rommeler ist in Kirchzarten aufgewachsen und verbrachte dort Kindheit und Jugend bis zum Abitur. Danach führte sein Studium ihn nach Witten ins Ruhrgebiet und von dort immer wieder mit der Bahn nach Sauldorf und ins Donautal. Das hat gute Gründe: Seit zwölf Jahren organisiert er im Donautal das Kinderzeltlager der evangelischen Jugend Überlingen-Stockach (EJÜS) für bis zu 130 Personen mit. „Mein Vater ging auf das Internat in Gaienhofen. Deshalb haben wir Freunde und Bekannte in der Region und verbrachten viel Zeit am Bodensee. So kam ich zum Zeltlager“, erzählt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Mit seiner Verlobten wohnt er in Roth zur Miete. Das Paar steht kurz davor, den Bauantrag für das Eigenheim einzureichen, das direkt nebenan gebaut werden soll. „Wenn es gut läuft, wohnen wir im Oktober nächstes Jahr im neuen Haus“, freut sich Rommeler. Trotz Lieferengpässen und Materialnot ist das junge Paar optimistisch.
Ablachtalbahn wird zur Herzensangelegenheit
An die Zeit des Pendelns denken beide nicht so gern zurück. „Entweder kam ich im Bahnhof Tuttlingen oder in Sigmaringen an“, erzählt der Bürgermeisterkandidat. „Mich hat es immer gestört, dass es hier keine Bahn gibt“. Denn stets musste er von seiner Freundin abgeholt werden. Das kostete Zeit und Nerven. Im Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Sigrist habe er dann erfahren, dass es Pläne zur Reaktivierung der Strecke der Ablachtalbahn von Radolfzell bis nach Mengen gab. Das begeisterte ihn und er trieb die Gründung eines Fördervereins voran, dessen Vorsitzender er bis heute ist.
Deshalb ist der Stundentakt wichtig
„Wir brauchen den Stundentakt und ich hoffe, wir bekommen ihn“, sagt er. Davon könne die ganze Region profitieren, gerade in Zeiten der steigenden Benzin- und Dieselpreise. Außerdem könne dann ein Teil des Geldes, das die Kommune derzeit in den Betrieb der Bahn steckt, anderweitig in der Gemeinde investiert werden. Denn je mehr Züge fahren, desto geringer werde der Anteil der Kommune an der Instandhaltung der Bahnstrecke.
Liebe zur Natur
Wenn neben dem Engagement für die Bahn noch Zeit bleibt, verbringen Franziska Schmitz und Severin Rommeler diese gern in der Natur, auch beim Klettern. Außerdem ist er Imker, spielt Gitarre und die beiden haben in Roth einen Gemüsegarten angelegt. Seine Verlobte unterstützt seine Kandidatur. „Er kann gut Menschen zusammenbringen und er kann alle mitnehmen, weil er jeden sieht“, lobt sie. Er sei ein Schaffer und Anpacker. „Du hast immer was zu tun“, sagt Schmitz beim Besuch des SÜDKURIER an ihren Verlobten gewandt.
Hohes Engagement in Sauldorf
Severin Rommeler sieht sich selbst als Anpacker, auch wenn der Tag für all seine Aufgaben manchmal zu kurz sei: Das lokale Engagement der Vereine empfinde er in Sauldorf als überdurchschnittlich hoch. Das habe ihn fasziniert. „Als Bürgermeister kann man viel mitgestalten“, betont er. Das sei auch seine Hauptmotivation, sich für das Amt zu bewerben. „Ich möchte gestalten“. Das sei in Sauldorf richtig gut machbar: „Man merkt, dass man hier was rocken kann“. Gemeint ist damit, dass sich in Sauldorf viele Menschen ehrenamtlich engagieren und das Leben in der Gemeinde aktiv gestalten. Dieses Engagement möchte er unter anderem mit Dorfgemeinschaftshäusern unterstützen und mit Bürgertreffs. „Die Menschen wollen sich nach Corona wieder treffen“.
Theorie und Praxis miteinander verbinden
Im Beruf des Bürgermeisters könne er die Theorie aus seinem Studium und seiner Weiterbildung verbinden mit der Praxis und dem Anpacken. Das gelinge in einer kleineren Gemeinde wie Sauldorf viel besser, als in einer großen Stadt. In Roth fühlt sich das Paar angekommen. Auf die Frage, warum er als parteiloser Kandidat antritt, sagt er, dass eine Partei für ihn nicht im Vordergrund stehe. Ihm sei die Zusammenarbeit im Gemeinderat, als wichtigste Instanz der Gemeinde, wichtig. Als Bürgermeister werde er neutral sein.