„Ein herber Verlust“, kommentiert Bürgermeister Severin Rommeler die Schocknachricht von Tegometall Lagertechnik. Vor einer Woche, am 28. August, platzte bei einer Betriebsversammlung die Bombe: Nach 35 Jahren gibt Tegometall den Standort Sauldorf auf und 77 Beschäftigte werden entlassen. Ende September wird die Produktion eingestellt. „Wir haben die Kündigungen mit Bedauern zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, dass die langjährigen Mitarbeiter nun andere Arbeitsplätze in der Region finden, um ihre Leidenschaft weiter zu verfolgen und um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können“, sagt er auf Anfrage des SÜDKURIER. Rund 15 bis 20 Mitarbeiter, denen gekündigt wurde, leben in der Gemeinde Sauldorf.
Der Mittelständler Tegometall ist ein großer, aber nicht der größte Arbeitgeber in der Gemeinde, so beschäftigen zum Beispiel AMT rund 150 und Stecher rund 220 Mitarbeiter.
Mit der Schließung von Tegometall entgehen der Gemeinde Gewerbesteuereinnahmen. Tut das weh? „Von den Gewerbesteuereinnahmen bleiben unserem kommunalem Haushalt nur zirka 40 Prozent, der größere Teil wird – vereinfacht gesagt – durch Umlagen und die steigende Steuerkraft gegengerechnet und steht unserer Gemeindekasse nicht mehr direkt zur Verfügung. Für uns als Kommunen ist die Einkommenssteuer daher als Finanzquelle deutlich interessanter.“
Hat sich für Rommeler die Entwicklung abgezeichnet?
Aufgefallen sei ein Rückgang des Güterverkehrs am Standort Sauldorf seit rund zwei Jahren. „Von daher konnten wir erahnen, dass die bisherigen Umsätze nicht erreicht wurden“, sagt der Bürgermeister. Insgesamt habe sich aber der Güterverkehr auf der Ablachtalbahn von 2021 auf 2024 verdoppelt, fügt er hinzu.
Positiver Blick in die Zukunft
Auf die Schocknachricht folgt jedoch keine Schockstarre: Wichtig sei nun der Blick nach vorne mit dem Ziel, eine konstruktive Lösung für den Standort Sauldorf zu finden. „Ich bin positiv gestimmt. Wir stehen im guten Austausch mit der Geschäftsführung von Tegometall.“ Keiner habe ein Interesse daran, dass in der Auenbachstraße eine Industriebrache zurückbleibt.
Attraktiver Standort
„Der Standort mit Gleisanschluss ist sehr attraktiv. Wir bekommen über die Ablachtalbahn immer wieder Anfragen von Unternehmen, die ein Gelände mit Gleisanschluss suchen.“ In Sauldorf sei es möglich, sehr schwere Produkte zu verladen. „Derlei Tonnagen können nicht mit LKWs bewegt werden“, so Rommeler. „Stahl-Coils in dieser Größenordnung können wirtschaftlich nur auf der Schiene transportiert werden. Somit bietet sich an diesem Standort eine Stahlverarbeitung im weitesten Sinne an.“
Unternehmen suchen Mitarbeiter
Er ist zuversichtlich, dass der Standort wiederbelebt werden kann und sieht positive Zukunftsperspektiven. „Ich bin mit der Geschäftsführung und bereits mit einigen Unternehmen in der Region zur weiteren Nutzung im Austausch. Es haben sich bei mir einige Unternehmer gemeldet, die händeringend Mitarbeiter suchen. Auch hier bin ich zuversichtlich, dass die entlassenen Mitarbeiter in unserer Region alle eine neue Stelle finden werden.“
Ein weiteres Thema sei der Gasanschluss, gibt Rommeler zu bedenken. Die Beschichtungstechnologie des Pulverlackierens benötigt Hitze, die durch die vor Ort liegende Gasleitung gedeckt wird. Nach dem Gebäudeenergiegesetz ist allerdings ein Ende dieses Gasanschlusses in Sicht. Laut des Landesnetzbetreibers soll ab 2040 kein Gas mehr in Baden-Württemberg in die Leitungen eingespeist werden. „Das Problem ist aber, dass wir im südlichen Baden-Württemberg im Wasserstoffgebiet nicht berücksichtigt sind. Eine Abwanderung und ein Investitionsstopp in dieser Technologie wird in den kommenden Jahren spürbar sein“, befürchtet Rommeler.