Großer Bahnhof am Bahnhof Storzingen. Für den Truppenübungsplatz Heuberg sind drei ausgemusterte Schienenfahrzeuge, ein einstöckiger Triebwagen, ein Doppelstock-Mittelwagen und ein doppelstöckiger Triebwagen, am Storzinger Bahnhof angekommen und einzeln auf einen Spezialtransporter auf den Truppenübungsplatz Heuberg transportiert worden. Zwei riesige Autokräne hievten die drei Reisezugwagen mit einmal 42 Tonnen und zweimal 52 Tonnen auf den Spezialtieflader, bereitgestellt von zwei privaten Unternehmen. Unter Polizeibegleitung sind die Reisezugwagen hinauf nach Stetten am kalten Markt, zum Truppenübungsplatz auf die Schießbahn 14 gebracht worden.

„Die Aktion haben wir als Bundeswehrdienstleistungszentrum durchgeführt und im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der DB ...
„Die Aktion haben wir als Bundeswehrdienstleistungszentrum durchgeführt und im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der DB einen guten Preis erhalten“, sagt Stephan Klatt, Technischer Regierungsamtsinspektor und Platzmeister des Truppenübungsplatzes Heuberg. | Bild: Susanne Grimm

Wie Stephan Klatt, Technischer Regierungsamtsinspektor und Platzmeister des Truppenübungsplatzes, sagte, geschah dies allerdings unter Überwindung einiger Schwierigkeiten. Denn allein der Auflieger des Tiefladers mit beweglichen Modulachsen maß in ganzer Länge 27 Meter, was das Kurvenfahren zur Herausforderung machte. „Deshalb mussten wir auf der Ringstraße um den ganzen Truppenübungsplatz herumfahren, um zur Schießbahn 14, unserem Zielort, zu kommen.“ Klatt berichtete, dass die Bundeswehr die drei Reisezugwagen von der Deutschen Bahn (DB) gekauft hat, die von Rügen, einem großen „Bahnfriedhof“ der DB, hierher gebracht worden sind.

Der alte doppelstöckige Mittelwagen wird in Position geschoben.
Der alte doppelstöckige Mittelwagen wird in Position geschoben. | Bild: Susanne Grimm

Die DB betreibt ein „Gebrauchtzug-Portal“, auf welchen man sich als Endkunde anmelden kann um dann entsprechende Züge käuflich zu erwerben. „Wenn man Platz und Geld hat, kann man sich so ein Teil zustellen lassen und in den Garten stellen“, meinte Klatt schmunzelnd. „Die Aktion haben wir als Bundeswehrdienstleistungszentrum durchgeführt und im Rahmen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der DB einen guten Preis erhalten“.

Die von der Bundeswehr erworbenen drei Objekte seien zuvor auf ihre Fahrtüchtigkeit getestet worden, damit sie, wie es sich für Schienenfahrzeuge gehört, auf Gleisen mit zwei Loks, eine vorne, eine hinten – so genannte Bremszüge – in den Süden fahren konnten. Das DB Depot in Sassnitz/Mukran auf Rügen hat hierbei die Schienenfahrzeuge mit zwei Bremswaggons bis zum Bahnhof Storzingen zugestellt, wo sie via Straßentransport ihrer neuen Verwendung zugeführt wurden.

Der Doppelstockmittelwagen steht bereits auf dem Tieflader, während der doppelstöckige Triebwagen für den Transport vorbereitet wird.
Der Doppelstockmittelwagen steht bereits auf dem Tieflader, während der doppelstöckige Triebwagen für den Transport vorbereitet wird. | Bild: Susanne Grimm

Was sollen nun diese Züge und Waggons in der Pampa auf dem Heuberg? „Hier sollen sie die alten Gleisfahrzeuge ersetzen, die seit Jahrzehnten auf einem Teil des Truppenübungsplatzes stehen und Übungszwecken dienten“, erzählte Klatt bereitwillig. In einem Bereich des Übungsgeländes habe man in jener Zeit ein Areal eingerichtet, auf dem spezielle Szenarien wie Geiselnahme, Terroranschläge oder auch Katastropheneinsätze geübt werden können.

„Hier üben auch Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk, die Feuerwehren oder die Rettungshundestaffel.“ Auch Spezialeinsatzkommandos der Polizei, des Zolls und anderer Behörden können hier üben, beziehungsweise haben diese Möglichkeit bereits genutzt. In der Vergangenheit hat es des Öfteren bereits gemeinsame Übungen der gesamten Blaulichtfraktion sowohl mit als auch ohne Beteiligung der Bundeswehr gegeben.

Was nun mit den noch älteren Zugwagen geschieht, die noch auf den Gleissträngen des Übungsplatzes vor sich hin rosten, wusste Platzmeister Klatt ebenfalls: „Die hat ein Schrotthändler aus Norddeutschland aufgekauft“. Nur der Himmel wisse, ob sich das lohne, die alten Rostlauben zu zerlegen und in den Norden zu karren, denn auf Schienen fahren können sie ganz sicher nicht mehr. Mehrere Jahrzehnte an Ort und Stelle nur zu stehen, dem Wind und Wetter ausgesetzt, mit Geschossspuren versehen und einem vom Zahn der Zeit angenagten Interieur, da kann auch das beste Material seine Fasson verlieren.

„Die alten Züge auf der Schießbahn 14 haben nach wahrscheinlich 50 Jahren ihre Funktion erfüllt und waren als Übungsobjekt nicht mehr nutzbar“, so Platzmeister Klatt. Die neuen „alten“ Züge sollen nun künftig der übenden Truppe als realistische und zeitgemäße Übungsobjekte dienen, in welchen Zugangstechniken, Schießübungen oder Rettungsübungen durchgeführt werden können.